EINE MUSIKALISCHE SCHATZKAMMER
Von VIKTOR LU]
LEN
In der Neuen Burg, dem jüngsten Flügel des ehemals kaiser-
lichen Schlosses zu Wien, hat neben der Wlaffensammlung die
Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischcn Mu-
seums ihr Heim gefunden.
Diese Sammlung darf als eine der ältesten und kOSllJJrSICn
ihrer Art gelten. Ihre Grundbeständc gehen aus zwei berühmten
fürstlichen Kollektionen hervor: einerseits aus der Kunstkam-
mer, die Erzherzog Ferdinand II. von Tirol in den letzten
Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts auf seinem Schloß Ambrzis bei
Innsbruck einriehtete, andererseits aus den mannigfaltigen, ins
17. jahrhundert zurückreichenden Sammlungen der Marchesi
Obizzi auf Schloß (Iatajo bei Paduai, die späterhin der in Mo-
dena regierenden Familie liste und schließlich dem 1914 er-
mordeten Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Öster-
reich-Este vererbt wurden. So kann die Sammlung alter Musik-
instrumente ihren Ursprung wohldokumentiert bis ins 16. und
17. Jahrhundert zurückführen und demgemäß auch das Instru-
mentarium der Spätrenaissanee und des Barock in hervorragen-
der Weise darbieten.
An diese durch eine vielhundcrtjährige Tradition ausgezeich-
nelen Instrumente schließen sich zahlreiche Ncuerwerbungen,
Leihgahen und der große und wichtige Bestand, den die Gesell-
schaft der Musikfreunde in Wien dem Kunsthistorischen
Museum zur treuhändigen Verwaltung übergeben hat. An-
An zwei Meter hoch ist die „Ball-Lauten-
cister", die mit ihrem eigenwilligen Umriß,
den beiden Knickkrzigen und den drei mit
spätgotischcm Maßwerk gefüllten Rosen
schon dem 16. jahrhundert „seltsam" er-
schien.