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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 5)

malereien als klar überschaubares Bild von in sich ruhender 
Harmonie. Die umgebenden Farben der Ornamente bereiten die 
feinen Farbklänge vor, sie geben dem Raum eine koloristische 
Stimmung und führen zur geistigen Bedeutung der Darstellung. 
Die Eindrücke, die Daniel Gran in Venedig sammeln konnte, 
waren bestimmend; die Raumkonzeption aber ist seine eigen: 
Leistung. Hatte sich im süddeutschen Raum Ornament und Farbe 
im heiteren launischen Spiel gleichsam von der Architektur ge- 
löst und überschüttet es den Betrachter mit einem vielfältigen 
Reichtum, so haben die Ornamente in den Kirchen von St. Pölten 
und Sonntagsbcrg (um 1743) kein so entscheidendes Eigenleben. 
Sie verkleiden zwar die Wand, nehmen den Pilastern ihre Kraft 
durch eine flächengliedernde Dekoration, bleiben der architek- 
tonischen Gliederung aber verbunden. Sie verschieben nur die 
Akzente auf die Farbstimmung, die nichts Dynamisches an sich 
hat. Sie bietet anmutige Zusammenhänge von hellem Grün, Grau, 
Gold, Rosa und blassem Violett. Diese schon an das Rokoku ge- 
mahnenden Ornamente bleiben jedoch in ihrer Wirkung der 
Farbharmonie untergeordnet. 
Das großartigste Kunstwerk dieser Stilstufc, zu der die Hetzen- 
dorfer Schloßkapclle und die Wiener Annen-Kirchc gehören, ist 
die Stiftskirche von Herzogenburg. Der von Prandtauer in den 
Fundamenten festgelegte Bau, den Josef Munggenast in seinem 
Stil 1743-1750 vollendete, ist weiträumiger, sachlicher und 
klarer als der von Altenhurg. Die vor die Wand tretenden Rund- 
säulcn betonen dies ebenso wie die weite laternenlose Kuppel 
und die kulissenhaften Raumfolgen. Die klassizistische Nüchtern- 
heit der Gliederung wird durch die Farbe verklärt. Die mächtigen 
Säulen sind von Girlanden umwunden, die Pilaster in Felder un- 
terteilt, die Wände und Wölbungen durch Kartuschcnfelder be- 
lebt. Wieder versteht es Daniel Gran seine Chorfresken durch 
ihre gemessene hoheitsvolle Bildsprache zum bedeutsamen gei- 
stigen Mittelpunkt zu machen. Im Wlerk seines Nachfolgers 
Bartholomäus Altomonte beginnt sich schon die Freude am spie- 
lerischen Ornament zu regen. Seine kleinteilige Figurenkampo- 
sition der Kuppel (1755) nimmt den Rhythmus der Ornamente 
auf; es ist als ob das im Banne des bayrischen Rokoko stehende 
Wilhering auf Herzogenburg nicht ohne Einfluß geblieben wäre. 
Und dennoch, welch eine andere Welt hat sich hier im östlichen 
Donauraum gestaltet! Nicht das lineare Ornament, die plastische, 
effektvolle Bewegtheit mit ihrer verwirrenden Fülle, sondern 
die musikalische Weite der feinabgestimmten Farbklänge geben 
Säuscnslcin. Chorkuppcl der Pfarrkirchc mit Frcskcn von Krinner. 
Schloß Donaudorf. Fresken von Bergl. 
 
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