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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 5)

eine prunkvolle Monstranz, zu der Matthias Steinle den Ent- 
wurf beistcuerte. Dic Sehleierlegende, die mit der Gründung des 
Stiftes im Zusammenhang steht, bildet den thematischen Hin- 
tergrund der (Üestaltung. Die Monstranz stellt den Hollunder- 
strauch dar, in dem sich der Schleier der Mitrkgräfin verfing und 
in dem die Nfadonna dem unten kienden Markgrafen Leopold 
erschien. Die breite Erzählung der Legende ist in ausführlichster 
Weise auf der Mnnstranz dargestellt. Genrehafte Züge sind reich- 
lich in die Szene einbezogen. Steinles Monstranz knüpft viel stär- 
ker an die Arbeiten des 17. jahrhunderts an als die Monstranz 
liisehersO). Ihr fehlt die kühne Verbindung des plastischen 
Sockels mit dem lichterfüllten Schaugefäifl. Malerische Zartheit 
eignet diesem Werk, das in dem Laub der Baumkrone die 
Effekte des kostbaren Materials in vielfältigen liarbabstimmun- 
gen widerspiegelt. 
An diese Monstritnz knüpfte joseph Moser an, als er 1752 mit 
der Kolomans-Monstranz des Stiftes Melk die bedeutendste der- 
artige Lösung des Wiener Rokoko schuf. Durch das XVcglassen 
der Sonnenstrahlen und die Beschränkung auf die reine Baum- 
idee ist Stcinlesche Lösung sinngemäß weitergeführt. Joseph 
Moser trat das Erbe Känischbauers an. War dieser der llof- 
Paz kale von B. Kiinisehbaucr, Wlien 1726. Gold, vergoldetes Sil- 
ber, Ldelstcinbesatz und Bergkristall. H:25.3 cm. Geistliche Schatz- 
kammer. 
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Monstranz von 1B. Kiinischbauer nach Entwurf von Mathias Steinle. 
Wien 1714. Gold- und lidelsteinbesatz. 11-: 80 cm. Stift Klnsterneuburg. 
goldschmied Kaiser Karls VL, so erkennen wir in jenem den 
bevorzugten Goldschmied Maria 'l'lteresias. Seine Tätigkeit fällt 
anscheinend ziemlich genau mit den Rcgierungsjahren der Herr- 
scherin zusammen. Er ist jene Persönlichkeit, in deren Arbeiten 
man die Wendepunkte der Wiener (Jnldschntietlekunst dieser 
Zeit am besten verfolgen kann. Den Ausgangspunkt bildet das 
reiche lrbe Kiinisehbauers. Die grellen Lösungen Steinles und 
Fische die dieser durch sein übsrlegencs technisches Können 
verwirklichte, sind nebeneinander in Mosers Schaffen wirksam. 
Seine Sonnenmonstranz von 1759 (Museum der Stadt XVien) und 
seine Kolomans-Nlonstratnz zeigen die Spann ft dieses Wei- 
sters. lis ist nicht anzunehmen, dafi er so wie Kiiniscltbauet" seine 
Entwürfe von den Architekten bezog. Er hat einfach den Weg. 
der durch sie der Wiener Goldschmiedekunst dcs 13. JLIfXlAIXUIIA 
derts gewiesen war, konsequent weiter verfolgt. liür seine pla- 
stischen Arbeiten griff er auf (iiovitnni Gittliatti zurück. Durch 
den Verzicht auf spezifisch kunstgewcrbliche liffekte kommt der 
malerische Charakter seiner Wlerkc voll zur (ieltung. Das ltoch- 
empfindliche Material wird in grnllen reinen Iiliichen geformt. 
Nur sparsam sind Sebmuckmotive, hauptsäeltliclt Rocaillen, ein- 
gestreut, die einerseits gliederndc liunktion haben, anderseits 
kontrastierend die malerischen nlatrriitleffektc noch steigern. 
Solche Tendenzen sind wnhl auf Vorbilder in der Art der Steinlc- 
Monstran zurüekztiführcn. 
Mosers ' twerkc leiten zum Zopfstil über. In dem Kelch der 
Wiener Schatzkammer, den er 1775 für die Kaiserin ausführte. 
bahnt sich die neue Tcktonisicruitg an. ln dem sieben Jahre 
 
 

	        
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