eine prunkvolle Monstranz, zu der Matthias Steinle den Ent-
wurf beistcuerte. Dic Sehleierlegende, die mit der Gründung des
Stiftes im Zusammenhang steht, bildet den thematischen Hin-
tergrund der (Üestaltung. Die Monstranz stellt den Hollunder-
strauch dar, in dem sich der Schleier der Mitrkgräfin verfing und
in dem die Nfadonna dem unten kienden Markgrafen Leopold
erschien. Die breite Erzählung der Legende ist in ausführlichster
Weise auf der Mnnstranz dargestellt. Genrehafte Züge sind reich-
lich in die Szene einbezogen. Steinles Monstranz knüpft viel stär-
ker an die Arbeiten des 17. jahrhunderts an als die Monstranz
liisehersO). Ihr fehlt die kühne Verbindung des plastischen
Sockels mit dem lichterfüllten Schaugefäifl. Malerische Zartheit
eignet diesem Werk, das in dem Laub der Baumkrone die
Effekte des kostbaren Materials in vielfältigen liarbabstimmun-
gen widerspiegelt.
An diese Monstritnz knüpfte joseph Moser an, als er 1752 mit
der Kolomans-Monstranz des Stiftes Melk die bedeutendste der-
artige Lösung des Wiener Rokoko schuf. Durch das XVcglassen
der Sonnenstrahlen und die Beschränkung auf die reine Baum-
idee ist Stcinlesche Lösung sinngemäß weitergeführt. Joseph
Moser trat das Erbe Känischbauers an. War dieser der llof-
Paz kale von B. Kiinisehbaucr, Wlien 1726. Gold, vergoldetes Sil-
ber, Ldelstcinbesatz und Bergkristall. H:25.3 cm. Geistliche Schatz-
kammer.
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Monstranz von 1B. Kiinischbauer nach Entwurf von Mathias Steinle.
Wien 1714. Gold- und lidelsteinbesatz. 11-: 80 cm. Stift Klnsterneuburg.
goldschmied Kaiser Karls VL, so erkennen wir in jenem den
bevorzugten Goldschmied Maria 'l'lteresias. Seine Tätigkeit fällt
anscheinend ziemlich genau mit den Rcgierungsjahren der Herr-
scherin zusammen. Er ist jene Persönlichkeit, in deren Arbeiten
man die Wendepunkte der Wiener (Jnldschntietlekunst dieser
Zeit am besten verfolgen kann. Den Ausgangspunkt bildet das
reiche lrbe Kiinisehbauers. Die grellen Lösungen Steinles und
Fische die dieser durch sein übsrlegencs technisches Können
verwirklichte, sind nebeneinander in Mosers Schaffen wirksam.
Seine Sonnenmonstranz von 1759 (Museum der Stadt XVien) und
seine Kolomans-Nlonstratnz zeigen die Spann ft dieses Wei-
sters. lis ist nicht anzunehmen, dafi er so wie Kiiniscltbauet" seine
Entwürfe von den Architekten bezog. Er hat einfach den Weg.
der durch sie der Wiener Goldschmiedekunst dcs 13. JLIfXlAIXUIIA
derts gewiesen war, konsequent weiter verfolgt. liür seine pla-
stischen Arbeiten griff er auf (iiovitnni Gittliatti zurück. Durch
den Verzicht auf spezifisch kunstgewcrbliche liffekte kommt der
malerische Charakter seiner Wlerkc voll zur (ieltung. Das ltoch-
empfindliche Material wird in grnllen reinen Iiliichen geformt.
Nur sparsam sind Sebmuckmotive, hauptsäeltliclt Rocaillen, ein-
gestreut, die einerseits gliederndc liunktion haben, anderseits
kontrastierend die malerischen nlatrriitleffektc noch steigern.
Solche Tendenzen sind wnhl auf Vorbilder in der Art der Steinlc-
Monstran zurüekztiführcn.
Mosers ' twerkc leiten zum Zopfstil über. In dem Kelch der
Wiener Schatzkammer, den er 1775 für die Kaiserin ausführte.
bahnt sich die neue Tcktonisicruitg an. ln dem sieben Jahre