später fertiggestellten Kreuzreliquitir (Österreichisches Museum
für angewandte Kunst) ist der neue Stil bereits voll zum
Durchbruch gelangt.
Mosers malerische Behandlung des edlen Materials bccinflußte
auch seine Zunftgenossen. Auf diesen Grundlagen beruht vor
allem das berühmte Frühstücks-Service der Kaiserin, das Anton
Muthias Domanek in den fünfziger Jahren schuf. Es ist ein
schwcreloses Spiel von Licht und Farbe. Geschickt sind dunkles
mattes Ebenholz und gleißendes Gold, dessen blanke Fläche
sparsam aufgerauhte Roeaillen zieren, kontrastiert. Auch die
großformigc reine Linienführung geht auf Moser zurück. Frana
zösischer Einfluß kommt nur vereinzelt zur Geltung, etwa bei
den Arbeiten Huebers, doch beschränkt er sich auch hier nur
auf Details wie vornehmlich die füllende Ornamentik. Stark
ist er nur in den kleinen Gehrauchsgegenständen und dem
Schmuck des Hofes und des Adels, also bei Döschen und Spie-
gelchcn, den Toilette- und Schmuckgeräten und den Ehrenge-
schenken, in denen zwangsläufig die französisch orientierte Hal-
tung der vornehmen Gesellschaft ihren Niederschlag finden
mußte. So ist etwa das zauberhafte Döschen mit Miniaturbild-
nissen der kaiserlichen Familie von Franz von Mackh - die Mi-
niaturen steuerte der Hofkammermaler Antonio Pencini bei -
ganz französischen Vorbildern angeglichen.
Diese kleine Gruppe von Objekten blieb jedoch ohne Einfluß
auf die allgemeine Entwicklung der Wiener Goldschmicdekunst.
Sie erhielt vielmehr ihre entscheidenden Impulse durch die Ent-
würfe der Architekten des österreichischen Hochbarock, die in
Känischbauer in meisterhafter Weise in die Ausführung umge-
setzt wurden. Von hier aus ist der durchaus eigene Charakter der
Wiener Goldschmiedekunst im 18. Jahrhundert zu erklären.
Freilich blieb ihr, wie der ganzen Kunst des österreichischen
Barock, eine weiter reichende Wirkung außerhalb ihres engsten
Einflußgebietes versagt, was in der späten Blüte des Barock
hierzulande begründet ist.
Bildcrrnhlncn von Joseph hlnscr, Wien 1747. Silber. H : 70cm. Burg-
kalpclle, Gcislliche Schulzkammcr.
Frühslücksservice von Mnlhias Domanek,
Wien um 1750. Gold, Ebenholz und Por-
zellan. Kunsthistorisches Museum.