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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 5)

Von diesen fallen nur Johann Georg Stengg und sein Sohn Joseph 
in unseren Betrachtungszeitraum. (Christoph Stadler bildet hier 
den klassizistischen Ausklang), ferner Josef Hueber und dessen 
Schüler, Mitarbeiter und Nachfolger Rottmayr, der bereits die 
josephinische Ära zum Biedermeier überleitet. 
Eine dritte Werkstatt, der mit so großer Bedeutung Andreas 
Stengg (in noch unaufgekliirter Verbindung zu J. B. Fischer von 
Erlach) vorgestanden war, blüht vor 1740 und verschmilzt so- 
dann beim Sohn des Andreas, Johann Georg, mit der obenge- 
nannten. Die große Zahl der „Landmeistef, jener kleinen Mau- 
rer, die nur in vereinzelten Fällen wie etwa die Leibnitzer 
Schmerlaib, sich zur Bedeutung erhoben, kann hier unbeachtet 
bleiben. 'l'ätigkeiten von außerzünftigen Meistern sind selten und 
künstlerisch belanglos wie diverse „Störr- und FratteW-strittig- 
keiten beweisen. Erwähnenswert scheint lediglich die Tätigkeit 
des Anton Martinelli aus Wien, am Thinnfeldschen Stadtpalais 
(Mariahilfer Straße 2) (1739-1742), wie der Bau von Schloß 
Thinnfeld durch den Besitzer selbst, wozu ihm aber ohne Zwei- 
fel die von Joseph Hueber zwar vorgelegten, aber abgelehnten 
Entwürfe als Grundlage dienten. 
Somit ergibt sich, daß unsere Betrachtung trotz der Vielzahl von 
tätigen Baumeistern sich darauf beschränken kann, nur das 
Oeuvre des Johann Georg Stengg, seines Sohnes Joseph, des 
Joseph Hueber und Johann Joseph Fuchs' zu betrachten, um aus 
diesen wesentlichsten Leistungen die Architektur der Steiermark 
im Rokoko darzustellen. 
1. Die Stengg. Johann Georg, wohl 1689 geboren, ist der 
Sohn des Baumeisters Andreas Stengg (geb. 26. Oktober 1660 in 
St. Lambrecht, gest. 30. Dezember 1741 in Graz), der noch ab 
1683 als Oberpolier am Bau der Wiener Hofburg mitgearbeitet 
hatte. 1689 heiratete er in Graz, ging bis 1696 auf Wanderschaft 
und wurde sodann in Graz zur stärksten Persönlichkeit der hoch- 
barocken Phase. Der Sohn Johann Georg kehrte nach achtjäh- 
riger Wanderung in Italien und Deutschland 1715 nach Graz 
 
Zeitgenössischer Prospekt der Kirche der Barmher- 
zigen Brüder in Graz. Errichtet 1735-1740 von 
johann Georg Stengg. 
 
Grundriß der Barmherzigenkirche in Graz, 1735, 
joh. Georg Slengg 
 
(h-uxull-iß von St. johnnn im Saggautal, 
1750, bluh. jnwph Fucha. 
zurück, wurde 1716 Meister (offenbar nicht ganz ohne väter- 
liche Protektion, wie der Vermerk „ . . . man werde beim Mei- 
sterstukh mit ihme leidlich umgehen . . .", beweist) und tritt so- 
fort seinem Vater, gewiß mit neuen Bauideen zur Seite. Sein Le- 
benswerk ist ein ungemein reiches. Leider fehlt bis heute eine 
ausführliche Einzelumcrsuehung. Zweifellos ist er bis zu seinem 
Tode (19. März 1753) die führende steirische Persönlichkeit. 
Sein Sohn der zweiten Ehe, Johann Joseph (geb. 8. Dezember 
1717), dessen Namensgleichheit mit dem Sohn der ersten Ehe 
nicht geringe Verwirrung in der Forschung anrichtete, tritt rela- 
tiv jung an die Stelle seines Vaters (1750) und kann die führende 
Stellung, dem inzwischen übermäehtig gewordenen Hueber ge- 
genüber nieht halten. Dennoch stellen Einzelleistungen, wie der 
Turm der Grazer Stadtpfarrkirche oder wohl auch der entschei- 
dende Anteil an der Stadtplarrkirehe zu Hartberg, Meister- 
werke dar. 
2. Joseph Hueber. Die zweite Werkstatt von einem Zweig 
der für die österreichische Barockbaukunst so bedeutsamen Fa- 
milie Carlone gegründet, fand in Joachim Carlone ihren hoch- 
barocken Höhepunkt. Dessen Sohn Joseph (1678-1739) zeigte 
allerdings Schwächen und trat hinter den Stengg wesentlich zu- 
rück. Um so lieber scheint Joseph daher im Jahre seines Todes 
(1739) den jungen, ungemein ehrgeizigen Joseph Hueber aufge- 
nommen zu haben. Hueber, 1715 in Wien als Sohn des Maurer- 
poliers Sebastian Hueber geboren, heiratet unverzüglich, wie er 
sich ausdrückt, „ . . .zur Gewünnung der Zeit und einfolglicher 
Erhaltung der Kundtschafft . . .", die hinterlasscnc Witwe Carlon, 
erhält damit die Profession und beginnt seine sich erfolgreich 
steigernde Laufbahn. Er übernimmt der Reihe nach alle öffent- 
lichen Ämter, wird Stadtmaurermeister, Baumeister der Stände 
und des Hofes, erwirbt schließlich nicht unbedeutenden Besitz 
und Vermögen und stirbt nach langem arbeitsreichen Leben 
(24. September 1787). In Joseph Rottmayr hatte er einen tüch- 
tigen Nachfolger gefunden, der z. B. sowohl an der Erhaltung 
der Schloßbergwerke im Jahre 1809 wie am Wiederaufbau des 
Schauspielhauses 1823 Anteil hatte. 
Viel weniger ist uns vom Leben des Johann Joseph Fuchs be- 
kannt. Auch hier steht der Forschung noch ein wichtiges Ar- 
beitsfeld offen. 
Die [Werke 
Aus bcgreiflichen Gründen ist hier nur die Übersicht über die 
Hauptwerke möglich. Inwieweit Johann Georg Stengg Einfluß 
auf die seit 1714 errichtete Wallfahrtskirche Mariatrost bei Graz 
genommen hat und inwieweit der Bau den Entwürfen seines Va- 
ters folgte, ist eine strittige Sache. Fest steht, daß die Anlage 
grundrißlich völlig im Kreuzkuppelproblem verharrt, also noch 
keinerlei Anteil an der Problemstellung des Spätbarock nimmt. 
Nicht minder im Sinne hochbarocker Mächtigkeit errichtet 
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