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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 5)

er eine rokokohaft leichte und gelöste (aber im Gegensatz zu 
nem Bruder zurückhaltendere) Ausdrucksweise verfolgen, bis 
' endlich in seinen spätesten Werken das Einlließen klassizisti- 
ier Formen erkennen werden. Zur ersten Gruppe zählen wir 
Johann v. Nepomuk-Gruppe von Wcizberg 1734 und jene der 
azer Kalvarienbergkirchc sowie die Pfeileraltäre des Grazer 
imes 1744. Die Marmorengel der letzteren sind von hochba- 
zker Plastizität. Aus sein-er mittleren und wohl reizvollsten Zeit 
mmen - ihm allerdings nur zugeschrieben - der 1746 aufge- 
htete Hochaltar der Welschcn Kirche in Graz und vor allem die 
ihl in den fünfziger Jahren des 18. jahrhunderts entstandene, 
rzügliche figürliche Ausstattung der Pfarrkirche von Ehren- 
usen (1752-1755 erbaut). In ihr verspüren wir trotz der baroke 
n Grundstimmung eine leichtbeschwingte rokokohalte Weich- 
t im Ausdruck und in der Gestik. Diese meist überlehensgroßen 
ilzstatuen gehören zu den besten Schöpfungen der stcirischen 
inst jener Zeit. Der dritten und letzten Periode des Schaffens 
 
Ballhasar Prandtsliillcr, hl. Johannes 
livnng, um 1750. judenburg, Stzxdtpfarr- 
kirchc, Holz, überlchensgmfl, crncucrtc 
Fassung. 
 
 
it Könlger, Verkündigungsgruppe, 1756 für die St. Andri Kirche in 
az gefertigt; heute im Landesmuseum joanneum. llolz, uhcrlchens- 
wß, alte Fassung. 
"aubs gehört der Rosenkranzaltar zu Birkfeld von 1768 an, in 
ssen Statuen wir Zeichen des herannahenden Klassizismus ver- 
üren. Straub starb 1774. 
ie ganz anders tritt uns der dritte der großen steirischcn Spät- 
rockbildhauer, der Grazer Josef Thaddäus Stammel, entgegen! 
kommt nicht aus der Wiener Akademie; das kaiserliche Vllien 
rührte ihn nicht. Er ist ein Vertreter jener anderen Seite, von 
r wir einleitend sprachen - allerdings an den Werken Italiens 
schult. Denn nach seiner Lehrzeit beim Grazer Bildhauer jo- 
 
Balthasar 
Prandtstätter, hl. 
livang, um 1750. judenburg, Stadtpfarr- 
Johannes 
kirche. 
Fassung. 
Holz, überlebensgroß, crncucrtc 
hann Jakob Schoy geht cr nach Rom. Sein weiteres Leben ver- 
bringt er als Stiftsbildhau-er von Admont. Seine kraftstrotzenden, 
körperbetonten liiguren zeigen auch in seiner Spätzeit keinerlei 
rokoknhafte Leichtigkeit; in ihnen ist neben dem Einflufl Schoys 
der Vcrismus italienischer Barockplastik spürbar. Seine groll- 
artige Admontcr Krippe von 1753 erscheint ohne Kenntnis Nett- 
politaner Krippcnkunst schwer denkbar. Anderseits - und dies 
scheint uns das eigentliche Ingenium seiner Kunst - verschmilzt 
er diese italienische Formenwelt mit heimischen Zügen und deut- 
scher Phantastik. Die Darstellung der „Hölle" (in der Admonter 
Stiftsbibliothek, aus der Reihe der „Letzten Dinge") von 1760 
ist in ihrem gedanklichen Konzept nicht ohne die deutsche Spät- 
gotik denkbar und erkliirlich. In diesem Werk versucht der 
Künstler, wie wir glauben, auf seine ganz spezifische Art, italie- 
nisches Körpcrgefühl mit nordischer Phantasie zu verschmelzen. 
Er bleibt auch in seinen spätesten Werken ein reincr Barock- 
ktinstlcr; selbst im untergeordneten ornamcntxilcn Beiwcrk findet 
das Rokoko keinen Eingang. In seinem Todesjahr 1765 fertigt 
Königcr den Hochaltar in Stjohann im Saggautal, in dessen 
Statuen rokokohafte Beschwingtltcit von Ahnungen klassizisti- 
scher Kühle überschattet wird. Einen größeren Einflufl auf zeit- 
genössische Bildhauer oder Werkstattgenossen hat Stammel - 
im Gegensatz zu Straub und vor allem Könige-r - nicht gehabt. 
was wohl in der Einmaligkeit seines Wesens begründet liegt. 
Neben diesen drei Hauptmeistern tritt uns aber noch eine Fülle 
von nchen- und untergeordneten Bildschnitzern entgegen, deren 
Werkstätten sich über die ganze Steiermark verteilten und die 
von dort aus die Umgebung mit ihren Werken bclicferten. Die 
Vielzahl der kirchlichen Aufträge, welche all diese Meister mit 
Arbeit versorgte, nahm allerdings nach den josefinischen Re- 
formen stark ab und durch den Entzug einer gesunden wirt- 
schaftlichen Basis verfielen denn auch diese einst blühenden 
Stätten der Kunstfertigkcit. 
Diese provinzicllcn Bildschnitzerwerkstätten fuflten auf einer 
langen, oft aus der Gotik reichenden Tradition; Einflüsse von 
außen werden nur widerwillig aufgenommen und bleiben im 
Äußerlichen. Es wird etwa der Rokokoschnörkel in den Formen- 
it Königer, Verkündigungsgruppc, 1756 für die St. Andrä-Kirche in 
az gefertigt; heute im Landesmuseum joanneum. Holz, ühcrlebens- 
)ß, alle Fassung. 
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