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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 5)

nannte „Roß-Lies". Als Arbeiter wurden zumeist Bergknappen 
aus Schwaz und Gossensaß beschäftigt. 
Herrlich blickt heute die zweitürmige Fassade der Wiltener 
Pfarrkirchc gegen das Oberinntal. Im Zusammcnklang mit der 
hochbarockcn Fassade und dem Turm der Stiftskirche im Hin- 
tergrund ergibt sich eine einzigartige Baugruppe. Das Äußere 
'der Pfarrkirche ist, wie bei vielen Rokokokirchen, z. B. bei der 
berühmten Wieskirchc in Bayern, relativ einfach und zurück- 
haltend behandelt, folgt im Ganzen, wie auch in manchen Ein- 
xelmotiven, dem Typus der Stadtpfarrkirche St. Jakob, doch 
im Sinne des Rokokos leichter und schlanker, im Relief flacher. 
Das Mittelstück, der Fassade quillt zwischen den Türmen leicht 
vor und biegt sich wieder konkav ein, ist durch Pilaster mit 
Rocaille-Kapitcllen und durch kleine Fenster gegliedert. (Je- 
simse, (iebälk, (Jiebelstücke vt-rklammern durch drei querlati- 
fende XVellcnlinien die Fassade im WCtztgrechten. In der Mitte 
des lcichtgeschwungencn, vasengeschmüekten Giebels prangt 
in einer Nische die schöne Plastik der Immakulata auf der 
Mondsichel (wohl von lieichtmayr), deren Nlantelbauseh von 
einem Putto gerafft wird. Die ursprünglich reicher geplanten 
Türme sind mit bewegten Hauben gekrönt. Die Langseiten des 
Schiffes und der eingezogene, halbrund geschlossene Chor sind 
ganz schlicht gehalten und nur durch flache Pilaster, dazwi- 
schen je zwei Rundbogcnfcnster und ein dreitcilig geschweiftcs 
Oberlichtfenster gegliedert. Das Portal schmücken zwei Rund- 
lnnsbrtit-k, Plarrkirche Willen. Inneres gegen Osten nach der Restau! 
rierung 1953-1956. 
 
llochaltai" und Deckenbild im Chor der Pfarrkirehe Willen vor der 
stauricrung. 
Säulen, drci Puttcn am bewegten (iiebel und eine Kartusche 
Widmungsinschrift. 
Der ganze Reichtum der Erscheinung konzentriert sich a 
nun auf das einschiffige, mit einem Blick überschaubare, s; 
artig geräumige lnnc r c. Mit einem unerhörten Glanz i 
Jubel, mit aufrausehender Musik gleichsam, wird der um 
bereitet liintrctende überfallen. Rokokostil ist ja immer hat 
sachlich Innenraumstil. Schon die Nlaßc der Anlage sind beat 
lieh: SO bleter in der l "nge, 21 in der Breite. Das Vorjoch 
durch ein schmicdeeisernes Gitter und zwei Rundsiiulen als "l 
ger des Orgelchores vom Kirchenschiff getrennt. Das Langh 
wird durch zwei tiefe Wandpfeiler mit Pilasterbündeln in 7 
quadratische Riiume geteilt und mit flachen Iliingektippeln 
breiten Gurten überwölbt, Der (Ih igt ein Stichkaivper 
wölbe. Reich ist das umlaufende (Jebfilk profiliert. lis 'it 
jeweils zwischen den dreitcilig geschweiften Fenstern t . t 
Nleereswelle auf und gcht in eine übermütige Rokokostu 
kartuschc über (über den Seitentüren mit dem kombini-zi 
Stifts- und Familienwappen des Abtes Norbert Bulijiigei" und t 
Wappen des Riesen Haymo). Dir weiße, golddurehtvirkte Stuk 
tur, die alle XViindc und Gewölbe als kostbares Spitzcngcw 
überspinnt, stammt, urkundlich nicht belegt, aber dem Stil n 
sehr wahrscheinlich von F1 nz Xaver F c i chtm ay r (1 
bis 1764) aus Wcssobrunn. Sie bildet den einzigartigen und 
zig würdigen, sprühend bewegten Rahmen für die zarten, le 
schwebenden Wand- und Dtrkcnfresken des Augsburger M1 
Matthäus Gü n th er (1705-1786), des biyerischen Ticp 
der oft im Zusammenhang mit l-"eichtnrtyir tiitig war, Seine F 
kcn in den Flaehkuppeln beziehen sich alle auf die Muttergol 
die an den Seitenwänden auf die Patrone der vier Seitenalt. 
St. Josef, Andreas, Katharina und "Fheresia. 
lm Chor über dem Hochaltar ist die XV e i h c der Kirche an 
himmlische Fürsprccherin dargestellt, die die Iäittschriften 
 
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