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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 6)

zeug, das auf dem Kahlenberg Aufstellung finden wird, „den un- 
bekannten Soldaten des vereinigten Europa von 1683" gewidmet. 
Es beginnt links mit dem Stephmsturm und einem "Türkenzelt. 
Krieger aus verschiedensten Nationen, in schönem Rhythmus 
vor- und zurücktretend, reihen sich aneinander. Dazu kommen 
Embleme, die Ort und Parteien der Auseinandersetzung kenn- 
zeichnen. Wieder wurde aus kubistischen Forrnelementen ein 
klar vereinfachender und volkstümlich erzählerischer Stil ent- 
wickelt. Voll Großartigkeit und Strenge ist die für die Böhler- 
werke bestimmte stählerne Relief-Abstraktion, welche bei aller 
„furmalislischen" Konsequenz doch auch Gesetzmäßigkeit und 
Wesen gerade industrieller Formen, einer „InduslrielandschafW 
beschwört. Mehrfarbige Mnrmorintarsien abstrakt-dekorativen 
Stils, einem prunkvollen Teppich vergleichbar, entstehen an der 
Wand um den Eingang zur Ehrenlogc in der Wiener Stadthitllc. 
Leinfcllncr ist ein Meister der Menschendarstellung. Mit fort- 
schreitender künstlerischer Reife hrtt sich die psychologische Ein- 
dringlichkeit seiner Porträts in Bronze und Stein nur noch ge- 
steigert. Er vermag den vitalen, starken Charakter ebenso aus- 
zudrücken wie den hypernervösen und den dekadenten, müd- 
feinen. Immer wieder besticht, wie einfühlcnd und wie gekonnt 
er dabei mit Material und Technik verfährt. „Einen der wenigen 
Bildhauer von heute, die ein Porträt machen können, wo Leben 
und Stil sich treffen" hat Bernnrd Dorival ihn genannt. Das 
Wiener „psychologische Klima" schafft mit. Etwas von der er- 
lauchten Sinnlichkeit, dem Glanz und der Größe Georg Raphael 
Donners steckt in der „Großen Rückbliekenden" Leinfellners 
von 1949. In diesem Torso und in den Porträts tritt das Wesent- 
liche und Bedeutendste von Leinfellners Begabung vielleicht am 
reinsten hervor. 
 
LUiFll-CIIDCI, Porlrin 
mentales Relief, 1957. 
. W56. Im Ilinlcrgrund ornn- 
 
1'448. 
Ixinlcllru-x". 
Der Künstler gehört zu den Begründern des Art-Club, der füh- 
renden avantgardistischen Vereinigung bildender Künstler 
Österreichs. 1949 stellte er mit der ersten Österreichischen Aus- 
landsausstcllung in Turin und im selben Jahr auch im Pariser 
Salon de mai aus. 1950 erhielt er den Preis der Stadt Wien. Eine 
Kollektivausstellung im Amerikahaus in München, 1951, folgte. 
1952, 1954 und 1956 nahm Leinfellncr als Repräsentant Öster- 
reichs an der Biennale von Venedig teil. Das Jahr 1953 brachte 
ihm eine ehrenvolle Anerkennung heim Londoner Wettbewerb 
für das Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen. Eine 
Ausstellung in Philadelphia und die Teilnahme an der Biennlle 
von Sao Paulo fielen in das gleiche Jahr. Die große Schau „Kunst 
aus Österreich" in Amsterdam, liindhoven und Bern (1956f57) 
zählte ihn zu ihren Teilnehmern. Auf der Bildhauerbiennale 
Middelheim, Antwerpen, waren acht Plastiken von Leinfellner 
zu sehen, eine davon kaufte das Königliche Museum in Antwer- 
pen an. 1 
Auch als Lehrbcauftragter an der Akademie der bildenden 
Künste hat Leinlellner ungewöhnliche Gaben bewiesen (als Assi- 
stent WOlTHhilS 1947351). Sein Können, seine Einfühlsamkeit und 
sein pädagogischer Impetus prädestinieren ihn geradezu für ein 
dauerndes „große? Lehramt. Wie wir hören, sind ausländische 
Stellen um Leinfellner bemüht. lis wäre schade, wenn Oster- 
reich diesen ausgezeichneten Künstler und Pädagogen verlöre.
	        
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