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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 6)

DIE FENSTER VON 
KÖNIGSFELDEN 
DIE GLASMALEREIEN DER ' 
IABSBURGISC] 
EN GEDÄCHTNISKIRCHE 
MAURER 
Königlich, wie der Name sagt, ist die Stätte, königlich auch die 
Schönheit der Kunstwerke, die hier zu habsburgischcm Gedächt- 
nis gestiftet wurden. Wo die schweizerischen Flüsse Limmat, 
Reuss und Aare sich vereinigen, um dem nahen Rhein zuzu- 
strömen, hatten die Römer die große Garnisonsstadt Vindonissa 
errichtet, und ebenda setzten sieh um die Jahrtausendwende die 
Habsburger fest - „im Eigen", wie sie es nannten - mit der 
Stammfeste Habsburg selber und der Gründungsstadt Brugg. 
Der Ort der Wahl wurde zum Ort des Schicksals: denn eben- 
da fiel am 1. Mai 1308 der deutsche König Albrecht unter der 
Mörderhand seines Neffen Johann von Schwaben, „gemordet 
von den Seinen auf dem Seinen" (Schiller). Mit der Gründung 
eines fürstlichen Hausstifts, Königsfclden genannt, gedachte die 
königliche Witwe Elisabeth, dem Seelenheil des Verstorbenen 
und aller Vorfahren zu dienen und zugleich am gefährdeten 
Westrand des Hausbesitzes ein Denkmal habsburgischcr Größe 
zu errichten. Den minoritischen Doppelkonvcnt - die seltene 
Organisationsform ergab sich besonders aus der Lage außerhalb 
einer Stadt - besiedelten seit 1311 sechs Franziskaner, denen 
der Gottesdienst und die „cura monialium" oblag, und seit 
1312 mit Vorrang und wirtschaftlicher Begünstigung die Klaris- 
sen, deren „Pflanzerinnen" aus dem Kloster Söflingen bei Ulm 
stammten, dem Zentrum der Klarissenfiliation im Norden. Das 
vornehme Nonncnstift, durch Schenkungen und Privilegien aus- 
gezeichnet, wuchs auf den Hüchststand v0n_ 46 Insassen im jahre 
1335, gehörte also zu den größten Konventen, nicht nur in der 
Ordensprovinz Straßburg. Nach dem 'l'ode der Gründerin, 1313, 
betreute ihre Tochter Agnes, die früh verwitwete Gattin des 
Ungarnkönigs Andreas 111., die habshurgische Lieblingsstiittc. 
Die „wunderbar listige, geschwinde Frau, ghcrzt wie ein Mann" 
- so nennt sie der Chronist Aegidius Tsehudi - verstand es, 
ohne den Schleier zu nehmen, das Doppelklosler zu vollenden, 
fürstlich auszuschmücken und zu höchstem Ansehen zu bringen. 
Ihre Oberleitung bedeutete für Königslelden die Blütezeit. Nach 
ihrem Tod, 1364, verlor das Kloster seinen Rang, nach der Er- 
oberung des Aargaus durch Bern, 1415, auch die Verbindung 
mit dem Stilterhause. Bern verfügte in der Reformation 1528 
die Säkularisation und hieß die Verwaltung einer Lnndvogtei 
Einsitz nehmen. Von dem ungewöhnlich reichen KifChCHSChlIZ 
ist ein Verzeichnis aus dem Jahre 1357 erhalten, mit den Köni- 
ginnen Elisabeth und Agnes und zahlreichen l-Ltbsburgern als 
Stiitern; an Kleinodien und Ornnten haben wenigstens der vene- 
jaianisehe Goldaltar des Königs Andreas III. von Ungarn (um 
1290) und zwei kostbare Antependien (um 13-10) die Stürme 
überdauert und zählen heute zu den Mirabilien des Historischen 
Museums in Bern. 
Die Klosterkirche, 131030 nach dem Schema der oberrheini- 
sehen Bettelordensbauten errichtet, ist heute vor allem das 
Schatzhaus der wie durch ein Wunder bewahrten Glasmalc! 
reien. Im Chor, einem lichten Gehäuse von hoehgotisehem 
Schnitt, verkünden ell hohe, dreiteilige Bilderfenster mit ihrer 
Heilsgeschichte den Sinn der Gründung, wie er im Stiftungs- 
Die Stifter: Herzog Albrecht II. von 
Österreich und seine Gemahlin jo- 
hanna von Pfirt (johannes- und Ka- 
tharina-Pensler). 
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