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Volltext: Industrie der Stein-, Thon- und Glaswaaren, Wiener Weltausstellung Heft 10

Section II. Thonwaaren. 
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zell und Oberzell beiPassau von J. Kaufmann und G.Saxinger, 
dann aber auch von H. Maag in Schaff hausen aus Mineralien seines 
Cantons, ferner von J. Hynum in London und D ulton & Watts in 
London ausgestellt worden, und war es lehrreich, von letztgenannter 
Finna auch solche Tiegel ausgestellt zu sehen, welche schon viele 
Campagnen mitgemacht hatten. 
v. Lewetzow in Kiel hatte Blumentöpfe und Pflanzenkästen von 
eigenthümlicher, dem Blumenzüchter zu unterbreitender Form ausgestellt. 
Aus den südlichen Ländern, wo die Kühlung des Wassers ein 
grosses Bedürfniss, und bei der grossen Wärme und Trockenheit der 
Luft durch Verdunstung auch besser als in nördlicheren Breiten 
gelingt, waren sehr verschieden gestaltete zu diesem Zweck* construirte 
Gefässe, Hydrokerame, Alcaraza, ausgestellt, namentlich hatte Aegypten 
solche aus äusserst schwach gebranntem Nilschlamm, welche auch den 
Boden der Gefässe auf durchbrochenem Fuss dem Luftzug Preis gab, 
während die spanischen ihren Schmuck zu einer Anhäufung kleiner 
Statuetten und sonstigen Bildwerks gesteigert hatten. 
Einen bedeutenden Handelsartikel bilden die Thonpfeifen, und 
bewährt sich auch hierin der Orient durch seinen Geschmack und eigen- 
thümliche Technik. Namentlich die Türkei, aber auch Aegypten, hatten 
rothe und schwarze Pfeifenköpfe aus jenem bekannten specksteinartigen 
schwach gebrannten Thon ausgestellt, welche in halbhartem Zustand 
vor dem Brennen abgedreht, geschnitzt und verziert werden. In die 
durch Einräucherung geschwärzten Köpfe sind ring-, rosetten- und 
palmettenförmige vertiefte Umrisse mittelst Metallpatrizen eingedrückt, 
nach dem Brennen mit weisser, vielleicht mit einem Klebstoff versetzter 
Erde ausgefüllt und die dazwischen stehen gebliebenen Erhöhungen 
mit einem runden Goldflitter bedeckt worden. Es wird durch diese 
nur aus zwei oder drei Elementen bestehende Zeichnung und knappe 
Farbenzusammenstellirng eine äusserst geschmackvolle und reiche Orna- 
mentirung zu Stande gebracht. In ähnlicher Art werden auch Tassen, 
Pfeifen-Röhre und Köpfe mit kreis- und palmottenförmigen Silberflittern 
verziert, indem dieselben mit einer Stahlpatrize aus dünnem Silberblech 
ausgestochen und in die zu verzierende Fläche eingedrückt werden; 
die Schwindung des Thons beim Brennen genügt, sie festzuhalten, wäh 
rend der schwache Brand dem Silber nichts schadet. Solche Pfeifen, 
Cigarrenspitzen, Röhren und Tassen hatten Mustafa aus Trebizund, 
Mustafa aus Rustschuk und das Gouvern ement von Edir eingesandt. 
Noch weiter entfernt sich die Decorationsweise der rothep Pfeifenköpfe 
von der im westlichen Europa gebräuchlichen, indem dieselbe nach 
Art unserer Buchbindervergoldung geschieht, d. h. der Goldschaum 
wird mittelst Metallpatrizen und Rouletten in den noch halbweichen 
Thon eingedrückt und nach dem Brennen appretirt und polirt, so von 
Salih in Konstantinopel, Mehmed - Effendi in Konstantinopel und
	        
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