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lischstuhl zilroncngclbc Wolle, Ta-
gcsbclldecke Chinlz weiß, steingrau.
DIE LEHREN DER XXIX. BIENNALE IN VENEDIG
Daß die 1895 gegründete Biennale der bildenden Künste in Ve-
nedig, deren XXIX. Folge bei einer Teilnahme von 36 Nationen
am 14. juni 1958 durch den italienischen Staatspräsidenten
Gronchi feierliclist eröffnet wurde, keinen objektiven Quer-
schnitt durch den jeweiligen Stand der Weltkunst geben kann,
versteht sich fast von selber. Immer werden die einzelnen Na-
tionen und ihre Kommissare die Auswahl dessen, was sie zei-
gen wollen, nach ganz bestimmten Gesichtspunkten treffen, wo-
bei es in der Natur der Sache liegt, daß sie dem, was sie für das
Wichtigste in der Kunst ihres Landes halten, den Vorzug ge-
ben. Daß dieses Wichtigste nicht immer mit dem „Fortschritt-
lichsten" identisch ist, liegt unabhängig von Auffassungsschwan-
kungen und werschiedenheiten gleichfalls auf der Hand, wie sich
auch umgekehrt nur selten das Wichtigste und das „Konserva-
tivste" decken.
Darüber hinaus jedoch gibt es auch taktische Unterschiede in
der Repräsentation der Kunst eines Landes, und zweifelsohne
sind diejenigen schlecht beraten, die gleichzeitig möglichst viele
Künstler mit je nur wenigen Werken zeigen. Sie haben ihr Pul-
ver bald und ganz umsonst verschossen, weil ihre „Warenpro-
ben" keinen Eindruck hinterlassen. Klug hingegen sind die Aus-
stellungsleitungen von England, Belgien, Holland, den USA und
Deutschland, um hier nur die wichtigsten zu nennen, weil sie
jeweils nur wenige Künstler, aber die wenigsten gründlich zei-
gen. Diese Methode hilft natürlich auch nichts, wenn die Künst-
ler schwach sind, aber sie ist haushoch überlegen, wenn sie
stark sind, weil sie dann selbst ein qualitativ besseres „Massen-
angebot" von Mustern aus dem Felde schlägt.
Eine Zeitlang nun stand jede Biennale unter einem bestimmten
Thema, oder sie hatte wenigstens einer der großen Entwicklungs-
stationen der Moderne wie den Fauves, den Futuristen, dem Ku-
Von JORG LAMPE
bismus, dem „Brücke"- und „Blauen Reiter"-lixpressionismus
und schließlich, 1954 auf der XXVlI. Biennale, dem Surrealis-
mus eine Art Gedachtnis- oder, wie im letzteren Falle, eine Ab-
schiedsvorstellung eingeräumt. Nun aber sind, wenigstens für
eine Weile, die großen Themen und Devisen absolviert, und
schon 1956 mußte man sich ohne sie behelfen. Dessen ungeach-
tet aber hat sich auf der XXIX. Biennale 1958 ein unausgespro-
chenes Leitthema, nämlich das des Taehismus-Automatismus und
damit einer Richtung eingeschlichen oder richtiger ein ziemlich
breites Vcrtretungsfeld geschaffen, das sich von den bisheri-
gen Bekundungen und Ausdrucksweisen der Moderne nicht un-
erheblich unterscheidet.
Bekanntlich dokumentiert sich im Tachismus, zu deutsch in der
Fleckenmalerci, allgemeiner: in einer Malerei, die sich automa-
tisch aus den Erregungen des Malenden und den Selbstverläufen
des Material; vollzieht, denen dann noch entsprechend nachge-
holfen wird, der Protest vor allem gegen die geometrisierende
Organisation der Farben und Formen und zugleich das Verlan-
gen nach einer neuen Unmittelbarkeit des malerischen Tuns, das
im Grunde gar nicht mehr Bilder im bisherigen Wortsinn, son-
dern einfach sich selber zu realisieren hat. Die Analogie zum Da-
daismus, nur ohne dessen heiter-spritzige Frechheit, dafür aber
ins Tragisch-Nihilistiscl-ie, ja fast in die Verzweiflung gewendet,
ist unverkennbar, wobei nur Nihilismus und Verzweiflung zu
große und zu schwere Worte für einen Zustand sind, der eher
dem des hemmungslosen 'I'röpfeln-, Rinnen- und Laufenlassens
gleicht und damit von einer Unmittelbarkeit aus Kraft und Fülle
weit entfernt ist. Denn Kraft strebt immer nach Gestalt, und sei
sie noch so plump, während der Schwäche bereits die eigenen
Ergüsse schmeicheln.
Es ist jedoch keineswegs nur der Tachismus, der sich, haupt-
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