]ancbim Bueckelaer (Antwerpen um 1533-1573): Marktszenc. Ol auf liichenholz, 111 X 163,5 cm. Dieses cha-
rakteristische Werk wurde erst durch die 1958 durch Dr. E. Blechimger erfolgte Restaurierung in seiner Be-
deutung erkannt; ein Monogramm und eine Jahreszahl (1563) wurden aufgedeckt, die alte Zuschreihung an
Bueckelaers Lehrer Pieter Aertsen (Frimmel) konnte damit nicht mehr aufrechterhalten werden. Das flächenmä-
ßig stark vergrößerte Bild wurde auf das Originalformat zurückgeführt.
(Sammlung Schünborn-Burhhelm 13a, Sulzhurger Rultlenzgalerie Kut. 154.)
men, die übrigen Bestände gliederte man dem 1944 gegründeten
Zweckverband „Salzburger Museum" ein, der mit Jahresschluß
1945 zu bestehen aufhörte. Doch bereits 1951 konstituierte sich
die Residenzgalerie aufs neue und trat im Folgejahr mit erwei-
tertem Aufgabenbereich wieder vor die Öffentlichkeit. Nunmehr
sollten die Sammlungen grundsätzlich Werke von der Zeit der
Renaissance bis zur bereits klassisch gewordenen, jenseits des
T agesstreites stehenden Gegenwart aufnehmen. In besonderem
Maße galt es, die Einwirkungen italienischer, vlämischer und nie-
derländischer Kunst auf den süddeutschen Raum zu berücksichti-
gen. Mehrere Sondcrausstellungen in den nun folgenden Jahren
(Waldmüller, Lurgat, Rottmayr, Makart, Faistaucr, Salzburg zur
Zeit Mozarts, Expressionismus in Österreich, Deutschland,
Schweiz) bekundeten das Bestreben der Institution, den eigentli-
chen Musealbetrieb in angemessener Weise dynamisch zu gestal-
ten, wobei es den Veranstaltern - unter Berücksichtigung des
in den Festspielwochen erweiterten Publikumskrcises - darum
ging, das Kunstschaffen dcr engeren Heimat mit den großen
internationalen Strömungen zu konfrontieren und breitesten
Schichten von Kunstfreunden aus aller Welt nahczubringen.
Es ist nur allzu verständlich, daß die Eigenbestände der Residenz-
galcrie angesichts der unruhigen, durch vielfache Rückschläge
beeinträchtigten Entwicklung zum Zeitpunkt der Wiedereröff-
nung äußerst lückenhaft waren. Da auch die forciertcste An-
kaufstätigkeit es unter normalen Umständen nicht vollbringen
konnte, die Bestände befriedigend aufzufüllen, sah sich die Lei-
tung der Residenzgalerie vor die gewiß nicht leichte Aufgabe ge-
stellt, völlig neuartige Wege zu gehen, um in möglichst kurzer
Zeit der Öffentlichkeit eine brauchbare Sammlung bieten zu
können. Als es daher gelang, im Jahre 1955 die Hauptbestände
der Wiener Czernin-Galerie der Salzburger Sammlung auf min-
destens ein halbes Menschenalter einzugliedern, war damit eine
Tat gesetzt, die nicht nur die schlagartige Ausweitung einer
kleinen Provinzsammlung zu einem Museum von internationaler
Bedeutung vollbrachte, sondern auch der österreichischen Hei-
mat wertvollen Kunstbesitz für die Zukunft sicherte.
Die gräflich Czernin'sche Galerie ist die späteste i.n der Reihe
der großen hochadeligen Gemäldesammlungen, die in Wien zwi-
schen Barock und Vormärz entstanden. Ihr Schöpfer, Graf Jo-
hann Rudolf (Wien 1757-1845), hatte am Hofe seines Oheims
Hieronymus Graf Colloredo, des letzten souveränen lirzbischofs
von Salzburg, die Rechte studiert. 1823 trat er als Nachfolger
des Grafen Lamberg das Amt eines Präsidenten der Akademie
der bildenden Künste in Wien an, seit 1824 stand er als Oberst-
kämmerer nicht nur den kaiserlichen Sammlungen, sondern
auch den Hoftheatern vor. Seine Galerie baute cr in den Jahren
seit 180!) durch Ankäufe bei Auktionen und Wiener Kunsthand-
lcrn auf. Die Bestände - vorwiegend holländische Maler des
17. Jahrhunderts, aber auch italienische, spanische und franzö-
sische Meister der gleichen Periode - waren seit 18-15 im neuen
Czernin'schen Palais in Wien am heutigen Friedrich-Schmidt-
Platz der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Jahrhundert später stell-
te die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges den Fortbestand
der Sammlung ernsthaft in FragaWenngleich derVerkauf zweier
Hauptwerke, des Männerporträts von Dürer und des Bildnisses
des Dogen Gritti von Tizian im Interesse der baulichen Rettung
des Wiener Palais Czernin unumgänglich notwendig war, ge-
lang es im Zusammenwirken zwischen den Besitzern der Samm-
lung, dem Bundesdenkmalamt und der Salzburgcr Landesregie-
rung doch, dcn gesamten verbliebenen Bestand nicht nur für
Salzburg zu gewinnen, sondern auch für Österreich zu retten.
Eine weitere wertvolle Bereicherung brachte das laufende Ar-
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