Ginvanni Battixhl Ticpolo (Venedig 1696-1770 Ma-
drid): Kopf eines bärtigen Mannes. Ol auf Lein-
wand, 43,5 X 36,5 cm. Das meisterhafte Porträt,
welches 'I'iep0lo als echten „Abenteurer des Pin-
sels" ausweist, wurde von der Residenzgalcrie 1957
in Salzburg erworben. Die Zuschreibung stammt
von L. Baldass und H. Voss. E. H. Buschbeck denkt
an ein Werk Giovandomenico Tiepolos unter mög-
licher Mitarbeit des Vaters.
(Sulzburger Ih-sldenzgulerle 223, Kill. 191,)
beitsjahr mit der Eingliederung von 29 Gemälden der Adels-
galerie Schönborn-Buchhcim in die Rcsidenzgalerie zu ähnlichen
Bedingungen wie bei der Sammlung Czernin. Reichsvizekanzler
Friedrich Karl Graf Schönborn (1674-1746) ist der Gründer
der Sammlung. In echt barocker Bau- und Sammellust eiferte
Graf Friedrich Karl seinem berühmten Oheim Lothar Franz,
dem Erzkanzler des Reiches, Erzbischofs von Mainz und Fürst-
bischofs von Bamberg nach. Hatte Lothar Franz das Schloß
Pommersfelden errichten lassen und darin eine berühmte Ge-
mäldesammlung konstituiert, so tat sich Friedrich Karl als Bau-
herr des Schlosses Göllersdorf bei Wien und vor allem des
Gartenpalastes in der Laudongasse (dem heutigen Volkskunde-
museum) hervor. Architekt der Familie war Johann Lucas von
Hildebrandt. lm Gartenpalais war die Gemäldesammlung Fried-
rich Karls beheimatet, die nach einem Katalog von 1746 etwa
150 Gemälde umfaßte. Dem Neffen und Erben des Grafen Fried-
rich Karl, Franz Erwein Schönborn (1727_1801) verdankt die
Galerie ihre Weiterentwicklung; so wurde u. a. Rembrandts Ge-
mälde „Blendung des Simson" von 1636 angekauft und die Samm-
lung um 1800 in das Stadtpalais übersiedelt.
Nicht unerwähnt soll die Tatsache bleiben, daß Graf Franz Er-
wein Schwager des Salzburger Erzbischofs Hieronymus Graf Col-
loredo war; eine sinnvolle historische Verbindung der Sammlung
Schönborn-Buchheim mit Salzburg erscheint somit in gleicher
Art wie bei der Sammlung Czernin gegeben. Wenngleich die Ga-
lerie Schönborn-Buchheim im 19. und 20. Jahrhundert durch
Abvcrkäufe bedeutender Gemälde empfindlich dezimiert wurde,
stellt sie in ihrem heutigen Bestand immer noch eine wichtige
Sammlung europäischer Malerei dar. Die Auswahl von 29 Ge-
mälden für die Salzburger Residenzgalcrie kann daher als Ge-
winn von höchstem Rang angesehen werden.
Selbstverständlich vernachlässigte die Residenzgalerie auch die
Ankaufstätigkeit in keiner Weise; aus der Sammlung Czernin
ging die „Heroische Landschaft" von Gaspard Poussin in den Be-
sitz der Galerie über. Ferner wurden Werke von Francesclo
Solimena, G. B. Tiepolo, G. M. Crespi, F. Ch. janneck, A. Ro-
mako, A. Faistauer und A. Steinhart erstanden. Einen besonders
glücklichen Ankauf konnte die Residenzgalerie 1954 mit dem
Erwerb einer „Opferung Isaaks" des seltenen Neapolitaner Ma-
lers Agostino Beltrano tätigen. So umfaßt heute, um nur die
wichtigsten Namen zu nennen, die Galerie Werke folgender?
Künstler: joachim Beukelacr, Jacques Blanchard, Ferdinand Bol,
Paris Bordone, jan Bruegel d. Ä., Adrian Brouwer, Aelbert Cuyp,
Carlo Dolci, Gerard Dou, F. A. Maulpertsch, de Hcem, Herrera,
Ostade, P. Potter, Jacob und Salomon Ruysdael, Rembrandt
(Bildnis der Mutter, 1628,68), Rubens.
Vorerst kann die Residenzgalerie aus technischen Gründen nur
im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) geöffnet sein; sie ver-
fügt derzeit über eines der modernsten Bilderdepots Europas.
Ein ständiger Kustos, der Kunsthistoriker und akademische Re-
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