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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 9 und 10)

italienische Empfinden - abgesehen von der Verlebendigung - 
über den kaum merkbaren Versuch, Berains schwebende For- 
men mittels stärkerer Achsendurchdringung und durch Schaffung 
der Gitterfolie in eine geschlossenere tektonische Beziehung zu 
bringen, nicht hinaus. 
Wesentlich anders steht es mit der Malerei des Groteskplafonds 
im Palazzo Reale. Obwohl auch hier derselbe Berainstich zu 
Grunde lag, der auch im Palazzo Madama zur Verwendung ge- 
langte, fiel das Ergebnis sehr unterschiedlich aus. Das mit Zonen 
und Ornamentgruppen arbeitende Verfahren Berains wurde zu 
Gunsten eines ununterbrochenen Gespinstes verlassen. Alle Teile 
sind zu einem dichten, richtungslosen Gewebe zusammengewach- 
sen. Wir stehen dem Produkt einer anderen Stilperiode gegen- 
über. Als Berains Dcckenentwurf Weigert Nr. 69 kurz nach 1700 
auf den Markt kam, begann sich sein Stil in Paris zu überleben, 
und sein jüngerer Rivale, Claude III. Audran schickte sich an, 
ihm den Rang zibzulaufen. Der Plafond des Palazzo Reale schließt 
sich durch sein Netzsystem den französischen Groteskdecken 
eines Audran aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts an, 
auch wenn er in der Erfindung auf den um ein Menschenalter 
älteren Berainstich zurückgreift. Die italienische Komponente 
erklingt auch hier nur leise: durch die Umwandlung Bcrainscher 
Bandlwerkaufbauten in Kartuschen, und durch die in Paris schwer 
vorstellbare flimmernde Dichte des Ornamenis. Dort wäre solch 
eine Komposition viel maßvoller ausgefallen. 
Das unterschiedliche Verhalten der Stukkateure und Maler gegen- 
über derselben Vorlage wirft die Frage nach der Datierung un- 
serer Stuckdecke auf. Eine gültige Deutung unserer Phänomene 
wird erst nach dieser Präzisierung möglich sein. 
Ebenso dürfte eine Zusammenfassende Darstellung der Grotes- 
kenmalereien aus der Regierungszeit der Könige Viktor Ama- 
deus II. (1680-1730) und Karl Emanuel I. (1730-1773) zur 
genaueren Einordnung unserer Denkmäler beitragen. Als schöne 
Beispiele seien die Malereien in Stupinigi, Rivoli, Villa Regina, 
San Giorgio Canavese" und im Palzizzo Madama in Turin genannt. 
Zuletzt sei noch auf das Gabinetto della Toaletta der Königin" 
im Palazzo Reale hingewiesen, dessen eingelegte Wanddekoration 
ebenfalls Bandlwerkornamentik aufweist. 
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EIN 
WOHNHAUS 
IN 
ALT-HIETZING 
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Ausführung: Architekt DipL-Ing. Franz Mörlh 
In einem der schönsten Teile von Alt-Hietzing wurde auf einer 
mit alten Bäumen bestandenen Gnrtenparzelle das Wohnhaus 
für Herrn und Frau Dir. H. U. aus Liechtenstein errichtet. 
Es war Aufgabe des Architekten, das Haus so zu entwerfen, daß 
es sich in die Atmosphäre von Alt-Hictzing gut einfügt und den 
entsprechenden Rahmen für die Unterbringung von kostbaren 
Einrichtungsgegenstäinden, Gobclins, Möbeln, Teppichen, usw. 
bietet. 
Das Erd- bzw. das Gartcngeschol} steht in unmittelbarer Ver- 
bindung mit einer großen Wohntcrrasse und dem Garagcntrakt. 
Sämtliche Aulenthalts- und Wohnräume gruppieren sich lum 
einen großen Wohnsalon. 
Im Obergcschoß sind dann die Schlafräume, Gästezimmer, Bä- 
der, usw. untergebracht. 
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