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ter am Kaiserhof, etwa Giovanni Corraro, der im Jahre 1574
dem liebenswürdigen, gewinnenden, leutseligen und sprachbe-
gabten Maximilian II. (der außer Latein, Deutsch, Italienisch,
Französisch und Spanisch auch noch Tschechisch und Ungarisch
konnte) seine aus Spanien zurückgekehrten Söhne Rudolf (den
späteren Kaiser Rudolf II.) und Ernst gegenüberstellt: „Es haben
auch diese Fürsten von ihrer Erziehung in Spanien etwas, was
ihnen ebenso schädlich, wie das andere (die streng katholische Er-
ziehung im Gegensatz zum Kryptoprotestantismus ihres Vaters,
desKaisers) ihnen nützlich sein kann, und zwar einen gewissen
Stolz, sci es im Sehreiten, sei es in jeder anderen ihrer Gebärden,
der sie, ich möchte nicht verhaßt sagen, um dieses unfreund-
liche Wort zu vermeiden, aber jedenfalls viel weniger beliebt
macht, als sie sein könnten. Denn das widerspricht in jeder Hin-
sieht dem hiesigen Landesbrauch, der beim Fürsten eine gewisse
familiäre Redeweise verlangt, und es gilt als eine aus Spanien
mitgebrachte Eigenschaft, die gewiß als schlecht und verab-
scheuungswürdig angesehen wird; und als sie aus Spanien ge-
kommen waren, bemerkte dies Seine Majestät und machte sie
darauf aufmerksam und befahl ihnen, ihr Verhalten zu ändern.
Er hat das dann mehrmals getan, wie man weiß, und da es nichts
oder nur wenig half, mußtc er eines Tages, um ihren Ruf zu
retten, lachend sagen, daß sie es auch mit ihm so machten . .1."
Im 17. Jahrhundert aber hatte sich dann der „spanische" Lebens-
stil in ganz Europa, aber besonders eben in Wien am Kaiserhof,
bereits so völlig durchgesetzt, daß selbst die protestantischen
Adeligen daran keinen Anstoß mehr nahmen, ja ihn selbst nach-
ahmten.
Zur gleichen Zeit, da der kulturelle Einfluß aus Spanien seinen
Höhepunkt erreicht hatte, war der politische bereits wieder im
Abnehmen begriffen: in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen
Krieges, als die durch den Kampf mit Frankreich vollauf be-
schäftigten Spanier die finanzielle und militärische Hilfe an
Wien einstellen mußten und Ferdinand III. sich unter dem
Zwang der politischen Verhältnisse von seinem spanischen
Vetter und Schwager Philipp IV. - der dann auch wieder sein
Schwiegersohn wurde - politisch löste, auf eigene Faust den
Westfälischen Frieden mit Frankreich und Schweden abschloß
und Spanien allein die Fortführung des Krieges gegen Frank-
reich überließ. So stark aber war trotz allem noch die Verbin-
dung zwischen den beiden habsburgischen Linien, daß Philipp
die Notlage Ferdinands einsah. Im jahre nach dem Westfälischen
Friedensschluß, im Frühjahr 1649, kam es zur Vermählung von
Ferdinands Tochter Maria Anna mit dem verwitweten Phi-
lipp IV. Die vom Kaiser gewünschte Vermählung seines ältesten
Sohnes, des Thronfolgers, Erzherzog Ferdinand, mit Philipps
älterer Tochter Maria Theresia wurde allerdings von Madrid
energisch abgelehnt; dem Prinzen, der mit seiner Schwester
schon bis Rovcreto, an die Grenze zwischen den deutsch-habs-
burgischen und den spanisch-habsburgischen Ländern gereist
war, wurde mitgeteilt, daß man ihn in Spanien nicht empfangen
würde. Die Hand der spanischen Infantin erhielt dann Lud-
wig XIV., selbst Sohn einer spanisch-habsburgischen Mutter,
der aus diesr Ehe dann mit die Ansprüche auf das spanische
Erbe ableitete. Noch einmal aber kam es 1666 zu einer letzten
Verbindung zwischen den Höfen von Wien und Madrid, als
Kaiser Leopold I., der jüngere Sohn und Nachfolger Ferdi-
nands III., die Infantin Margareta Theresia, die jüngere Tochter
Philipps IV., heiratete. Die Tochter aus dieser Ehe, die Erzher-
zogin Maria Antonia, Gemahlin des bayrischen Kurfürsten Max
Emanuel, war die Mutter jenes Kurprinzen josef Ferdinand, der
als Erbc der spanischen Habsburger vorgesehen war und dessen
früher Tod im Jahre 1699 (ein jahr vor dem Ableben des letzten
spanischen Habsburgers Karl II.) das große Ringen um das
spanische Erbe unvermeidlich machte.
Bekanntlich hat Karl VI., der letzte österreichische Althabs-
burger, zeitlebens dem spanischen Königsthron, den er als
Karl III. zu besteigen gehofft hatte, nachgetrauert. Das Stift
'l"itclhl'.xtl zur Handschrift 6481 der Österreichischen Nationalbibliothek.
Beschreibung der Spanischen Königreiche von Hieremias Gundlnch,
1606. Auf dem 'l'itelblatt Darstellung der Herrscher von Spanien, vom
sagenhaften Thubal bis auf Karl V.
Uxterr. Nutlonulblbliovhek.
Die Untersuchungen Otto Brunncrs über die Bildungswelt und
die Bibliotheken des österreichischen Adels haben eindrucksvoll
gezeigt, daß den protestantischen Adeligen ebenso wie ihren
krnholischen Standesgenossen die Werke des Hoipredigers
Karls V., Don Antonio de Guevara des späteren Bischofs von
Modoüedo, der „Amadis de Gaula" des Garci Ordoüez de Mon-
talvo, die „Diana" des jorge de Montemayor, die Werke des
Miguel de Cervantes und schließlich auch jene des Balthasar
Gracian durchaus vertraut waren. Ein protestantischer Adeligen-
aus Niederösterreich, Hans Ludwiglireiherr von Kueistein (1582
bis 1656) hat das Hauptwerk der spanischen Schäferdichtung,
die „Diana" des jorge de Montemayor, sowie den „Carcell de
Amor" (Das Gefängnis der Liebe) des Diego di San Pedro, ein
Lehrbuch höfischer Liebcskunst, ins Deutsche übersetzt.
Daß der spanische Lebens- und Herrschaftsstil zumindest an!
fangs in Österreich doch als etwas Fremdes empfunden wurde,
berichten uns die scharf beobachtenden venezianischen Botschaf-
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