Barock eine Welle der Fortwirkung aus. Die Augsburger, Ant-
WCPPCIICI" und französischen Meister werden von hier aus iahr-
zehntelang beeinflußt. Wie und wann dieses Ensemble von Helm
und Schild von Karl V. an Erzherzog Ferdinand II. gelangte,
ist unbekannt. jedenfalls ließ sich dieser bereits in den sechziger
Jahren ganz im gleichen Stil Kragen, Brust und Rücken dazu
anfertigen. Damit angetan, ließ er sich mehrfach porträtieren.
w
Eine Reihe von Werken der Walienschmiedekunst, und zwar
durchwegs Hauptwerke, sind hier erstmalig mit der Person
Karls V. verknüpft. Der Kenner älterer Literatur wird anderer-
seits eine Anzahl von Werken vermissen, die früher traditionell
mit ihm in Verbindung standen. Werke von besonderer Vor-
nehmheit, klassischer Haltung sowie künstlerischer und tech-
nischer Vollendung wurden gerne ohne jede weitere Begründung
Karl V. zugeschrieben, gleichwie als ihr Schöpfer ohne weiteres
Benvenuto Cellini genannt wurde.
Man sucht daher in obiger Liste vergeblich: die Blau-goldene
Harnischgarnitur (A 576) und den engstens verwandten Riefel-
harnisch (A 534), beide süddeutsche Arbeiten um 1550 für den
späteren Kaiser Maximilian 11.; den getriebenen Rundschild
(A 562), Werk des Eliseus Libaerts um 1560165; den Golddegen
(A 588), in den Kunstkammcrinventnrcn Erzherzogs lierdinands
das „Spanische Rapier" genannt, wohl Florentiner Arbeit um
1560170; die goldtauschierten Sporen (A 598) und Steigbügel
(A 1154) von etwa 1560[70; den Streitkolbenknauf (A S97) sowie
die getriebene blanke Sturmhaube mit Szenen aus der Äneis
(A 558), für die beide kein irgendwie gesicherter Beweis der
Zuschreibung gegeben ist.
Folgende Werke in Wien werden eher unter dem Einfluß, nach
dem verbindlichen Vorbild der Waffen Karls V. entstanden sein,
als daß sie selbst dem Kaiser zugehört hätten: die italienischen
zusammenlegbaren Gardestangenwaifen (A 458, A 457), die
italienischen Streitkolben (A 511, A 513), der deutsche Streit-
kolben mit Ringschlüssel (A 294).
So bezeichnend und hochwertig, reich und vielfältig die persön-
liche Hinterlassenschaft Karls V. in Wien sich ausnimmt, so
ganz unvergleichlich stellt sich in der Wiener Wallensammlung
seine Zeit, seine Umgebung, das Rüstzeug von Freund und Feind
seiner Politik dar. Darunter ragt ein Harnisch besonders hervor,
der des Wilhelm Freiherrn von Rogendorf (A 374). Es ist ein
Meisterwerk des Kolman Helmschmid, Holplattners Karls V.,
ein Kostümharniseh kühnster Prägung mit Eigenheiten, wie sie
gerade auch an des Kaisers eigener Garnitur „mit den Lilien"
vorkommen. Der Besitzer ist gebürtiger Österreicher, sein Grab
befindet sich in Pöggstall, Niederösterreich. Er spielte eine
höchst bedeutsame Rolle als Feldherr und Politiker zwischen
Spanien und Ungarn. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist anzu-
nehmen, daß der Kaiser ihm 1524- mit dem Calatrava-Ordcn
diesen Harnisch als Geschenk überreichte. Die Körpermaße, wie
sie etwa der gesicherte Wiener Harnisch Karls V. von 1543
(A 54-6) aufweist, stimmen mit dem Rogendorfharnisch erstaun-
lich überein. Es ist zweifellos verlockend, hier einen Harnisch
zu vermuten, der ursprünglich für den Herrscher selbst geschla-
gen wäre, um dann erst als Zeichen seiner besonderen Gnade an
seinen erfolgreichen Statthalter von Katalonien überzugehen!
Alle abgebildeten Gegenstände hellnrlen sich In der Wnlhnuammlung des Kunst-
hlslorlschen Muleuml, Wien.
I]
Wnppcnschildchvrx uinu" Roiisurn Karls V. D. Hclm-
schmicd, um 15-55.