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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 12)

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ist. Kremser Schmidt hat sich mehrfach mit diesem Inhalt be- 
laßt. Zuerst in Kremsmünster (1759), in Schwechat (1764), Go- 
helsburg (um 1769), Gornijgrad (Oberburg) (1773), Melk (1775), 
Straßengel-Rein (1779), Ochsenburg (1783), Seitenstetten (1780), 
Sonntagberg (1798), Kilb, Hafnerbach und Waizenkirchen 
(1800-1801). Unserer Betrachtung dient wieder ein Bild aus 
der Seitenstcttncr Gemäldegalerie. Die 1780 auf Leinen gemalte 
Szene atmet den stillen Zauber der Heiligen Nacht. Ein mildes 
Licht umglänzt das göttliche Kind. Die heilige Maria breitet 
mit zarten Händen sorgsam das Tuch auseinander, damit die 
Hirten das klcinc Christuskind besser sehen können. Sie haben 
einfache, ärmliche Geschenke gebracht: ein Lamm, ein Körbchen 
mit Eiern und geschlachtcte Hühner. Ein kleiner Knabe reicht 
dem Neugeborenen sogar eine weiße Taube zum Spielen. An- 
dächtig betet im dämmrigcn Hintergrund der heilige Josef. Ein 
wundervoller Friede erfüllt den bäuerlichen Stall. Nirgends fin- 
det sich, wie bei Maulbertsch, ein dramatischer Gegensatz; das 
ländliche Milieu ist nicht in seiner grotesken Note gesehen, alles 
ist von der gleichen göttlichen Liebe erfüllt. 
Der menschlich innige Zug zeichnet die Gemälde Kremseri 
Schmidts aus; das barocke Altarbild erlebt durch ihn seine große 
Zeit. Es ist, als ob die geistigen Akzente von den hoch gewölb- 
ten Räumen, von den visioniircn Deckengcmälden herabgeholt 
würden, um im Ölbild einen neuen, stärkeren Ausdruck zu fin- 
den Das Seitenstettner Relektorium gibt das schönste Beispiel 
dafür. Die gemalte Decke ist nur mehr Dekoration, die sich die- 
nend dem Olbildzyklus untcrordnet. - Das Altarbild kann sich 
aber noch weiter spezialisieren, um den vielfältigen Funktionen 
gerecht zu werden. Es ist Visionär im Oberbild und durch das 
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Tabernakelbild auf das persönlichste bereichert. In Schwechat 
sehen wir auch die Geburt Christi als Schmuck der Mensa. 
Schließlich befähigt diese erzählerische Gabe den Künstler zur 
Schaffung ganzer Zyklen, wofür die Garstener Fastentücher ein 
besonders glückliches Denkmal darstellen. Sie finden auch zur 
Adventzeit Verwendung und verkleiden in ihren gedämpften 
blauen Farben sämtliche Seitcnaltäre. Die bemalten Rückseiten 
zeigen Themen, die der weihnachtlichen Vorbereitungszeit ent- 
sprechen: sie reichen von der Erbsünde über die Sippe Christi, 
das Leben Mariens, die Verkündigung, die Heimsuchung bis zum 
Traum Josefs. Schließlich ging Kremser Schmidt noch weiter. 
Er schul für St. Oswald in Kärnten und für Kilb in Niederöster- 
reich auswechselbare Tabernakelbilder und für Mauthausen so- 
gar Wechselbildcr für den Hochgtltar. Eine noch engere Bezie- 
hung zum Geschehen des Kirchenjahres und zur andachtsvollen 
Stimmung der Gläubigen war kaum mehr denkbar. 
Die weihnachtlichen Szenen Kremscr Schmidts überwinden die 
Gefahr der trockenen Illustration, sie gehören zu den innigstcn 
Andaehtsbildern der österreichischen Kunst. In ihren anmutigen 
musikalischen Stimmungen sind sie kleine Wunderwerke farbi- 
ger Komposition. Ihr empfindungsreicher Inhalt spiegelt zu- 
gleich eine der licbenswertestcn Seiten heimischen Wesens. Es 
ist vielleicht auch kein Zufall, daß der greise Meister über der 
Vollendung eines Weihnachtsbildes starb. Das zur Auswechslung 
für den Hochaltar in Weizenkirchen (Oberösterreich) bestimmte 
große Gemälde der Geburt Christi trägt von plumper Schüler- 
hand die schlichte Aufschrift: „Marx. johe. Schmidt. Letztes Ge- 
mäldc, gestorben, den 28. juni 1801 im 83. jahr".
	        
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