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ist. Kremser Schmidt hat sich mehrfach mit diesem Inhalt be-
laßt. Zuerst in Kremsmünster (1759), in Schwechat (1764), Go-
helsburg (um 1769), Gornijgrad (Oberburg) (1773), Melk (1775),
Straßengel-Rein (1779), Ochsenburg (1783), Seitenstetten (1780),
Sonntagberg (1798), Kilb, Hafnerbach und Waizenkirchen
(1800-1801). Unserer Betrachtung dient wieder ein Bild aus
der Seitenstcttncr Gemäldegalerie. Die 1780 auf Leinen gemalte
Szene atmet den stillen Zauber der Heiligen Nacht. Ein mildes
Licht umglänzt das göttliche Kind. Die heilige Maria breitet
mit zarten Händen sorgsam das Tuch auseinander, damit die
Hirten das klcinc Christuskind besser sehen können. Sie haben
einfache, ärmliche Geschenke gebracht: ein Lamm, ein Körbchen
mit Eiern und geschlachtcte Hühner. Ein kleiner Knabe reicht
dem Neugeborenen sogar eine weiße Taube zum Spielen. An-
dächtig betet im dämmrigcn Hintergrund der heilige Josef. Ein
wundervoller Friede erfüllt den bäuerlichen Stall. Nirgends fin-
det sich, wie bei Maulbertsch, ein dramatischer Gegensatz; das
ländliche Milieu ist nicht in seiner grotesken Note gesehen, alles
ist von der gleichen göttlichen Liebe erfüllt.
Der menschlich innige Zug zeichnet die Gemälde Kremseri
Schmidts aus; das barocke Altarbild erlebt durch ihn seine große
Zeit. Es ist, als ob die geistigen Akzente von den hoch gewölb-
ten Räumen, von den visioniircn Deckengcmälden herabgeholt
würden, um im Ölbild einen neuen, stärkeren Ausdruck zu fin-
den Das Seitenstettner Relektorium gibt das schönste Beispiel
dafür. Die gemalte Decke ist nur mehr Dekoration, die sich die-
nend dem Olbildzyklus untcrordnet. - Das Altarbild kann sich
aber noch weiter spezialisieren, um den vielfältigen Funktionen
gerecht zu werden. Es ist Visionär im Oberbild und durch das
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Tabernakelbild auf das persönlichste bereichert. In Schwechat
sehen wir auch die Geburt Christi als Schmuck der Mensa.
Schließlich befähigt diese erzählerische Gabe den Künstler zur
Schaffung ganzer Zyklen, wofür die Garstener Fastentücher ein
besonders glückliches Denkmal darstellen. Sie finden auch zur
Adventzeit Verwendung und verkleiden in ihren gedämpften
blauen Farben sämtliche Seitcnaltäre. Die bemalten Rückseiten
zeigen Themen, die der weihnachtlichen Vorbereitungszeit ent-
sprechen: sie reichen von der Erbsünde über die Sippe Christi,
das Leben Mariens, die Verkündigung, die Heimsuchung bis zum
Traum Josefs. Schließlich ging Kremser Schmidt noch weiter.
Er schul für St. Oswald in Kärnten und für Kilb in Niederöster-
reich auswechselbare Tabernakelbilder und für Mauthausen so-
gar Wechselbildcr für den Hochgtltar. Eine noch engere Bezie-
hung zum Geschehen des Kirchenjahres und zur andachtsvollen
Stimmung der Gläubigen war kaum mehr denkbar.
Die weihnachtlichen Szenen Kremscr Schmidts überwinden die
Gefahr der trockenen Illustration, sie gehören zu den innigstcn
Andaehtsbildern der österreichischen Kunst. In ihren anmutigen
musikalischen Stimmungen sind sie kleine Wunderwerke farbi-
ger Komposition. Ihr empfindungsreicher Inhalt spiegelt zu-
gleich eine der licbenswertestcn Seiten heimischen Wesens. Es
ist vielleicht auch kein Zufall, daß der greise Meister über der
Vollendung eines Weihnachtsbildes starb. Das zur Auswechslung
für den Hochaltar in Weizenkirchen (Oberösterreich) bestimmte
große Gemälde der Geburt Christi trägt von plumper Schüler-
hand die schlichte Aufschrift: „Marx. johe. Schmidt. Letztes Ge-
mäldc, gestorben, den 28. juni 1801 im 83. jahr".