fortifikatorischer Charakter genommen. Die runden Türme
blieben stehen, erhielten aber an Stelle der plumpen Zwiebel-
dächer graziös geschweifte Kuppeln, die beinahe orientalisch
anmuten. jedem Turm wurde in Richtung des alten Mauerzuges,
z_u beiden Seiten des Hauptschlosses, ein kleiner Flügelhau an-
gefügt, der mit seinem gebrochenen Dach und den hohen Fen-
stern das französische Vorbild nicht verleugnen kann. Mit diesen
Veränderungen war wie mit einem Zauberschlag aus dem nüch-
ternen und abweisend wirkenden Zweckbau der früheren Zeit
ein heiteres Baroekschloß geworden. Der Name des Architekten
und die Jahre, in denen der Umbau durchgeführt wurde, sind
nicht bekannt. Doch müssen die Arbeiten um 1718 nahezu
abgeschlossen gewesen sein, da die Fresken Daniel Grans
in einem der damals errichteten Flügelbauten mit dieser jahres-
zahl bezeichnet sind.
Welchen Eindruck das barocke Sehloß auf einen damaligen
Besucher machte, schildern die Worte eines Zeitgenossen, des
protestantischen Theologen johann Christian Edelmann, der
1725 nach Wasserburg kam und es „mehr einem Paradiese ähn-
lich und mehr als fürstlich" bezeichnete.
Vom plastischen Schmuck des barocken Gartens haben sich
noch zahlreiche Skulpturen erhalten. Zwei mächtige, steinerne
Hunde, die heute das Eingangstor bewachen. erinnern daran, daß
die Grafen von Zinzendorf durch Generationen das Amt eines
Obersterblandjägermeisters bekleideten. Als Zeichen seiner
Würde hatte der Inhaber dieses Hofamtes bei der Erbhuldigung
zwei Jagdhunde an der Leine zu führen. Neben der Jäger-klei-
dung, dem Jagdmesser und dem jagdhorn gehörten auch die
Hundehalsbänder zu den Insignicn dieses Landeserbamtes. Auf
den Halsbändern der steinernen Hunde in Wasserburg sind die
Buchstaben L. G. v.Z. (Ludwig Graf von Zinzendorf) zu lesen.
Abb. 2: Dcmil dc-r Fruskm von Daniel Grun in der Schlußbihlinx-
thck, dmicrl 1718. De: unncnzwcig und die Nligclspurcnx In den
Fresken erinnern an Fcstdelaoralioncn aus der Busatzmnnxgszcit.
Abb. 1: Kaum 2 km von der Wiener Bundesstraße und ihrem hnsrenden Verkehr entfernt liegt Schloß Wasscrburg in der fruchtbaren Ebene des
Traisentaies. Das Schloß steht auf einer künstlichen Insel, die auf drei Seiten von einem Teich umgeben ist. Die Hnuptfront und die Rundtürme
mit den niedrigen Flügeibnuten bilden einen Ehrenhof, in den die Zufahrtastrnße über eine alte Brücke und einen mit schattigen Kastanien
bestandenen Damm führt.
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