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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 1 und 2)

"lache übertrug, ging in jedem Fttlle chen von einem solchen 
'on7ept, von einer mehr oder minder fertigen Bildidee aus, die 
dann durch den Vortrag und die Beherrschung der maleiisehen 
Nlittel verwirklicht werden sollte. Diese Nlittel also waren ledig- 
ich solche zum Zweck einer wie immer gearteten Sach- oder 
ldeegestaltung. 
„Na ja, und?" wird man darauf erwidern, „sind sie das etwa 
tcute nicht mehr?" Davon kann keine Rede sein. Sie sind es 
auch heute noch, aber nicht mehr ausschlielilieli und für alle. 
Es giht Maler und eben auch ernstzttneltn:endt' Älaler, für die das 
3i dnecscht" üherhattpt ein besonderes, wettn nicht gar das zen- 
trale Kraft- und Ordnungsfeld in allem Lehen ist. ()h man nun 
die Natur werden oder vergehen lällt, stets vollzieht sich ein 
.i dneriseher Vorgang, durch den hestintmte hildneriscltve Älittel 
nter Elemente sich in einer ihrer und der ("iesetnrniiliigkeit der 
Natur entsprechenden Weise formieren und "xusammenstilttnten. 
(i eiehsam vom Kern des bildnerischen Kralt- und Ordnungs- 
'e des aus gesehen sind also die Mittel und lilemente in sich 
se her NlVesenstriigt-i" und „Organe" der Vollstreckung, der Ver- 
wirklichung der in ihnen angelegten, der von ihnen lterangetra- 
gencn (ijestalt. 
Xmlufolgc ahcr hraucht man den bildncrisehen Mitteln und 
Elementen nicht mehr erst, um bei der Malerei zu hleilven, eine 
ididee vorzusetzcn, um ehen zum Bild zu kommen, sondern 
es muli, es kann hert-its genügen, sie gewissermaßen in ihrer 
eigenen Qtialitiit mohil zu maehen, um ein wirkliches Gestalt- 
gesehehen ausvttltisen. insofern sind natürlich Automatismus 
ocer „Art informal", formlose Kunst, vollig tinxureichende Bes 
Zeichnungen, ganz tihgtsehcn davon. dali man das Wort Kunst 
von vornherein aus dem Spiele lassen sollte. lis geht nämlich 
bei dies r Art von Malerei - die Ausstellung Nlcrwart-Brttun 
macht das deutlich - gar nicht um ein bloli automatisches 
Rinnen- und Lauft-nlassen, sondern durchaus um eine tätige 
und kontrollierende Beteiligung des Malers, der das YVesent- 
liehe des fallweisen (Jestaltgeseheltens zu erkennen und ihm 
sozusagen den Weg zu ebnen hat. l)as „KonZt-pt" also trttgen 
zwar die bildnt-risclten Mittel und Vorgänge von sich aus an, 
ahcr erst im Maler wird es sich seiner selhst hewulit und so 
zur Yerivirkliehting gebracht. 
Statt von „Automatismus" und „F0rntl0sigkcit" sollte man daher 
lieber von einem echten inneren (iehorstim der Gestaltfülle und 
von einem (iestttlttvillen im Kraftfeld des Bildnerisehen sprechen 
und ihn fiärdern, weil erst dann etwas Wesentlicht-s entstehen 
kann; Automatismus dagegen betrifft immer nur einen mecha- 
nischen Verlauf. Auch ist (iestalt stets mehr als Form, nämlich 
Form mit innerem Gehalt, und immer aus diesem hervorgegan- 
gen, statt ihm nur aufgepfropft. Der Automatismus und das 
„informt-l" gehen infolgedessen regelrecht an dem vorhei, wor- 
auf es in dieser vorkonzeptlosen Malerei als Sclhstvollzug des 
Nlalerisehen ankommt. 
Bei iXlerwart ttnd Braun konnte man ltierithei" volle Klarheit 
gewinnen, weil sie tatsächlich nicht einfach alles laufen lielien, 
sondern eht-n gehorsam lenken oder zumindest danach streben. 
Noch spürt man manchem ihrer Bilder _ und es sind Bilder und 
nicht hltfi Kunstgctverbentuster _ die litttdcckerlircttde und viel- 
leicht sogar das l hertttiiltigtwerden durch die ausgelöste Selbst- 
vollstreckung des Malcrisehen an. Das aber ist keine Schande, 
tut sich doch dtm Gehorsam eine so unerschtiialliche Mannig- 
faltigkeit an Sclhstvollstreckungsvtirianten, an Werten und Tö- 
nen, an Lichtern, Schatten und (Jestttltgetviehten, an Nähe und 
Ferne, an Festigkeit und Auflösung, an Sammlung und Vertei- 
lung kund, dali man da schon ühcrittiiltigt werden kann. 
Es ist also durchaus nicht eine Rcmhraitdtscltc ldcc oder eine 
Crünctvaldseht- Vorstellung vonnöten, um sogar das Unendlich- 
lixivige an- und hervorzurufen. W aus der gleichen "Tiefe und 
Rcilc, vom gleichen Rang des (ieistt-s her dem Ruf des Bild- 
nerischen folgt, dem wird es auch die adäquaten (iiestttltmöglielt- 
keiten anvertrauen. Bis dahin mag es noch mancher „Forseheru- 
Leistung und manches Wagnisses hcd"rfen, ahcr nur der Wa- 
gende hat Aussicht, erwählt ztt werden, wiiltrt-nd die Rechner 
und die Schwätzer auf der Strecke hleihen. 
 
 
Ahh. 1: Ltitltrig AIPFIIYITI 
Hol7lttät'l' 53cm hoch. 68 cm breit. 'l'echni Künste 
harz und leiiiiil v Statische Figur. Die wtilien, an 
den hellgrauen Stellen ins Blaue gehenden, sonst grau 
laeschaitett-ii flachen schieben sich auf ein Zentrum 
zu, ein l-iiitlriiek, der sich vor dem Original mildert. 
weil die gestimti- ßtldligui" (durch die ltlaiieii "Foiiel 
schwebender erscheint. ln das rechte tveilie Feld siiitl 
rote Tuplen eingesprenkelt, die auch sonst an einigt-n 
Stellen atiltittichen, wahrend der von rechts ohen IÄVIY 
schcn das Mittellcltl und das rechte Seitcnfcld gela- 
gerte Keil eine leicht Violette lbniiiig aulwieist. 
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