darma (japanisch Daruma), der gegen S20 n. Chr. in Kanton
chinesischen Boden betrat. Der von ihm gelehrte Chhn-Buddhis-
mus (Sanskrit: Dhyana, chinesisch Ch'an-na, japanisch Zen-na,
bedeutet Meditation) nahm viel vom chinesischen Taoismus an,
dessen Vorstellung von der Erleuchtung als intuitiver Erkennt-
nis überaus verwandt war. Mit dem sechsten Nachfolger Bodhi-
darmas, dem Patriarchen Hui-neng (638 bis 713 n. Chr.) spal-
tete sich die (Ih'an-Lehre in eine Nord- und eine Südschule. Die
Südschule legte besonderes Gewicht auf die unberechenbare
Plötzlichkeit der Erleuchtung. Aber auch die Südschule ent-
ging nicht dem Schicksal der Teilung und im 11. Jahrhundert
gab es in China bereits sieben Schulen, von denen die in Japan
Soto- und Rinzai-Schule genannten für dieses Land besondere
Bedeutung erlangten. In Japan war die Zen-Kontemplation be-
reits in der Narazeit (645 bis 794 n. Chr.) von anderen buddhi-
stischen Sekten ausgeübt worden, der eigentliche Zen-Buddhis-
mus wurde aber erst 1191 n. Chr. von dem japanischen Mönch
Eisai (1141 bis 1215 n.Chr.) in der Ausprägung der Rinzai-
Schule und 1228 von dem Mönch Dogen (1200 bis 1253 n. Chr.)
in jener der Solo-Schule eingeführt. Beide Schulen verbreiteten
sich rasch und gewannen großen Einfluß auf das Denken und
die Lebenshaltung vor allem des Adels in Japan. Neben ihnen
gelangte nur die erst im 17. Jahrhundert aus China eingeführte
Reformbewegung der Obaku-Schule zu größerer Bedeutung.
Das ganze Bemühen des Zenisten kreist ständig um den Gewinn
der Erleuchtung, des Satori. Jahrelange harte Arbeit und An-
strengung ist nötig, um sich von den Fesseln der gewohnten
Denkweise und Anschauung völlig freizumachen und sich aus
den Doppelgeleisen der Gegensätzlichkeit von Ich und XVelt,
von Gut und Böse, von Innen und Außen, Anfang und Endei,
Ja und Nein herauszureißen, bis die Seele, das Herz, jene über-
geordnete Leere erreicht hat, in die dann die neue intuitive
Erkenntnis mit ungeheurer Gewalt und Plötzlichkeit einströmt.
Mittel, um diese Bereitschaft zum Satori herbeizuführen, gibt
es viele. Das wichtigste ist die immer wieder geübte Meditation
in einem ruhigen, leeren Raum. Sie wird in einer anfangs
mühsamen, dann aber befreienden Sitzhaltung mit übergeschla-
genen Beinen durchgeführt und besteht nicht in einem ange-
strengten Denken, sondern in einer Befreiung vom Denken und
von Sinnescindrücken, in einer inneren Schau. Ein anderes Mittel
ist das Studium des Lebens und der Schriften der großen Per-
sönlichkeiten, der alten Meister CleS Zen. Am wichtigsten ist
dabei das Studium der sogenannten Koan. Die Koan sind Frage-
stellungen, die gewisse Probleme des Zen in oft grotesker, ja
widcrsinniger Art umkreisen. Sie sind nicht dazu bestimmt,
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(m- Ihr: wapu-u,
gedanklich logisch gelöst zu werden, denn sie sind alogisch,
ühcrlogisch. Ihre Aufgabe ist es, den Adepten, der über sie
grübelt, durch ihre Unlösbarkeit im alltäglichen Sinn die Seele
aufzulockern, ihn aus dem gewohnten Denken zu lösen. Te-shan,
ein chinesischer Zeh-Meister des 9. Jahrhunderts, pflegte zu
sagen: „Gleichgültig, was du sagst, 0b du ja sagst oder nein,
du wirst dennoch dreißig Schläge bekommen." Und ein ander-
malt „Wenn du fragst, handelst du falsch, wenn du nicht fragst,
hist du gleicherweise im Irrtum." Tatsächlich gehörten vielfach
Abb. 2; Sengai Gibon (1150-1837), Tiger.