Die Quitarre (1913-1914),
Gouache 62 X 46,5
aufzeigen, daß Mondrian an das Werk Picassos aus dieser Zeit
anknüpftc.
Vergeblich bemühten sich einige Interpreten der Werke Pi-
cassos aus diesen Jahren um den Nachweis einer einheitlichen
Entwicklungstendenz. Beinahe in jedem Bild treibt Picasso seine
Experimente in eine andere Richtung vor. Das Bild „Geige, Glä-
ser, Pfeife und Anker" trägt den bezeichnenden Untertitel „Er-
innerung an Le Havre". Im strengen Rhythmus der horizon-
talen und vertikalen Linien erscheint plötzlich ein poetisches
Hinwenden zu den gleichsam aus der Erinnerung hervorgeholten
Bruchstücken der Realität, eine stille Meditation, die in Ver-
geistigung gipfelt und gleichzeitig ein Aufnehmen der Dinge
in die Sphäre des zentralen Sehens ausschließt.
Aus der selben Zeit stammt das Bild „Mandoline und Absynth".
Hier tritt die freie Imagination in den Vordergrund. Wenn
manchmal Picassos Kunst als Gegengewicht zu Tendenzen, die
Apollinaire „Orphismen" nennt, aufgefaßt wird, so belehrt uns
gerade dieses Bild über die Einseitigkeit dieses lnterprctntions-
versuchs.
Das Bild „Gitarre" stammt aus den Jahren 1913-14, in denen
sich Picasso dem synthetischen Kubismus zuwandte. Picassos
Schaffen wurde in diesem Zeitabschnitt in verschiedene Rich-
tungcn vorangetrieben. Das Bild, als einziges der Sammlung aus
dieser Zeit, kann über sie nur noch teilweise Aufschluß geben.
Der Weltkrieg unterbrach Kramai-E Sammlertätigkeit. Nach dem
Krieg wandte er sich ausschließlich der tschechischen Kunst
zu und erweiterte seine Pieassosammlung nicht mehr.
Zwischen der großen Kenntnis und Einfühlung, mit der die
Sammlung aufgebaut wurde, und dem Ort, an dem sie entstand,
besteht ein Zusammenhang. Außerhalb Frankreichs fand der
Kubismus nur noch in der Tschechoslowakei einen so großen
Widerhall. Schon im jahre 1910 setzte sich eine Reihe von tsche-
chischen Malern mit dem Kubismus auseinander und entwickelte
ihn in sehr persönlicher Weise weiter. In dieser Zeit trugVincenc
Kramai mit seinen Aufsätzen und Essays viel zur Klärung der
Probleme der Gestaltung bei. Seine Arbeit als Qttmmler bildete
mit seiner Arbeit als Kunsttheoretiker eine lzlnheit. Als nach
dem Ersten Weltkrieg eine allgemeine Attacke gegen die Vor-
kricgsavantgarde geritten wurde, stand Kramai in der vordersten
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