einer Becherform, die nach obenzu weiter wird und bei der der
ausladende Fußrand zackig geschliffen ist, in die Unterseite
des Gefäßbodens ist meist ein Stern eingeschliflcn.
Bei den Mohn-Gläsern ist das Bildfeld meist mit einer einfachen
Linie begrenzt, hei den Kothgasscr-Gläsern umgibt die Darstel-
lung vorwiegend ein schmaler silbergelber Rahmen mit Blatt-
stäben und Punktgruppcn in Gold, den Mundrand der unbemal-
ten Rückseite zieren zarte Leisten mit Spitzhögen, Palmetten
oder Efeurankcn. Die Blumenmalerei beschränkt sich bei den
Mohngläsern auf schmale Friese am Mundrand der Becher.
Gen und leistungsfähigen Porzellanmanufaktur, die gerade im
malerischen Dekor der Gefäße excellierle.
Wien kommt auf diese Art - besonders durch den Künstlerkreis
um Anton Kothgasser - zu einem späten Ruhm auf dem Gebiet
der Glasveredelung, zu einem Ruhm von einer spielerisch lie-
benswürdigen Art. Die Fülle der heute noch erhaltenen Gläser
mit Transparentemail legt Zeugnis ah für die Liebe der Zeitge-
nossen zu diesen Produkten und, dnß sie genau so hoch einge-
schätzt wurden wie die geschnittenen und geschliffenen Gläser
der böhmischen Glashütten.
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In beiden Künstlerkreisen kommt es vor, daß die Gläser Signa-
turen tragen. Auf den Mohngläsern die Bezeichnung: S. Mohn
oder G. Mohn, vielfach auf diesen Gläsern auch noch die Mono-
gramme der Künstler, die diese Gläser eigentlich gemalt haben.
Auf den Gläsern aus dem Kreis um Kothgasser findet sich -
nicht allzu häufig die Signatur A K (ganz klein zwischen den
Zacken des Fußrandes) - odergelegentlich die Aufschrift: „Der
Mahler (oder „der Erzeiger") wohnt auf den Spanischen Spital-
herg N. 227 in Wien".
Die Ematilmalerei auf Glas, die im späten Mittelalter im nahen
Osten in hoher Blüte gestanden hatte, war von Venedig und in
weiterer Folge von den Glashütten in und nördlich der Alpen
übernommen worden. Die mächtigen Trinkgeläßc des 17. jahr-
hunderts boten Mallläche genug für alle möglichen Themen. Der
Glasschnitt verdrängt immer mehr diese Art der Glasveredelung
und erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt der
Emaildekor auf Glas - und zwar nun vorwiegend in transparen-
ten Farben - eine bezaubernde Nachblüte in den Werken der
Künstler um Mohn Vater und Sohn und um Kothgasser. Daß
dem Künstlerkrcis um Anton Kothgnsser die weitaus reichere
Palette zur Verfügung stand, ist kein Wunder, stand hinter ihren
Arbeiten doch die langjährige technische Erfahrung einer gro-
Schließlich sollen noch zwei Künstlerpersönlichkeiten erwähnt
werden, die dafür Zeugnis ablegen, daß auch der Glasschnitt
auf dem engeren Gebiete von Niederösterreich geübt wurde.
Von beiden haben sich je zwei signierte Arbeiten erhalten.
Von dem einen - Joseph Haberl - wissen wir, daß er in Wiener
Neustadt lebte und wirkte (1800-1866), daß er für Wiener Neu-
stadt ein Monopol auf den Glasschlifi und -schnitt in Anspruch
nahm und auch erhielt. Zwei seiner Arbeiten wurden der Aul-
nahme in das Produktenkabinett, das zur Bildung des Erzher-
zogs Ferdinand angelegt wurde, würdig befunden. Zwei zylin-
drische Becher aus den jahrcn 1821 und 1822; das eine stellt
dar „Conon, ein Grieche, verurteilt zum Hungcrtode, wird von
seiner Tochter Brüste genährt"; das zweite gibt eine Szene aus
der Jungfrau von Orleans wieder mit dem Zitat: „Was zauderst
du und hemmst den Todesstreich"; beide Gläser tragen die
Signatur: „W. Neustadt, Geschnitten von j. Haberl" und die
Jahreszahl. Der Glasschneider hat sich in beiden Fällen reich-
lich Mühe gegeben, aber beide Arbeiten wirken steif und zeigen,
daß Haberl wohl „das Stechen und Gravieren von Petschierstök-
keln und Siegeln aller Gattungen" erlernt hat, daß er sich aber
bei den Glasbechern die Ziele so hoch steckte, daß er sie nicht
ganz erreichen konnte.
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