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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 4)

 
VORZEICHNUNGEN 
UND STUDIEN VON JOSEF DANHAUSER 
AUS DER GRAPHISCHEN SAMMLUNG DES HISTORISCHEN NIUSIZLIMS DER STADT W] 
 
Von 
LSE G 
ORDANI 
Die graphische Sammlung des Historischen Museums, die einen 
reichen Bestand an Original- und Reproduktionsgraphik auf- 
weist, umfaßt trotz ihrer ausschließlichen Beschränkung auf 
Wiener Blätter ein weites Gebiet. In ihr spiegelt sich die Struk- 
tur des Museums, dessen Aufgabe es ist, die topographische 
Entwicklung und Geschichte, die Kultur- und Kunstgeschichte 
der Stadt in zeitgenössischen Dokumenten darzustellen. Das 
Schwergewicht der Sammlung liegt daher auf den historisch bea 
deutsamen Blättern, nur ein kleiner Teil des Bestandes ist der 
reinen Künstlerzeichnung vorbehalten. In einer Auswahl von 
möglichst qualitätvollen Aquarellen und Zeichnungen, Stichen, 
Radierungen und Lithographien das graphische Werk sämtlicher 
Wiener oder in XVien tätigen Künstler der Vergangenheit und 
Gegenwart darzustellen und zu bewahren, ist Aufgabe und Ziel 
dieses Sammelgebietes, das in seiner lokalen Beschränkung dem 
spezifischen Charakter des Museums entspricht. 
Bei der Erwerbung und wissenschaftlichen Bearbeitung der 
Zeichnungen, wird den Vorzeichnungen, Studien und Skizzen 
besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Sind sie doch als un- 
mittelbare Zeugnisse für die Handschrift und Arbeitsweise 
eines Künstlers oft wertvoller als das vollendete Blatt oder das 
Gemälde. Das Suchen, Erproben und Erfinden bis zur endgülti- 
gen Formung des Bildgedankens, der schöpferische Vorgang bis 
zur Ausführung eines Werkes gelangt in ihnen besser als in der 
vollendeten Arbeit zum Ausdruck. Sie können Dokumente längst 
verschollcner Werke sein oder die Niederschrift eines nicht 
ausgeführten Bildgedankens, manchmal auch der Schlüssel zur 
Datierung ganzer Serien von Stichen und Lithographien. Inner- 
halb der Vielfalt der Studien und Vorzeichnungen der Sammlung 
läßt sich eine klare Unterscheidung treffen zwischen der Bild- 
Zeichnung, die als Abschluß mehrerer Kompositionsskizzen 
meist als Vertragsgrundlage dem Besteller vorgelegt wurde, der 
mehr oder weniger sorgfältig ausgeführten Zeichnung als Vor- 
lage für Stich und Lithographie, dem Entwurf für eine unausge- 
führte Arbeit, der Kompositionsstudie als Festlegung einer Bild- 
idec und schließlich der vorbereitenden Teilstudie für Aquarell 
und Gemälde. 
Während der Bestand an Wiener Barockzeichnungen im Histori- 
schen Museum - von wenigen bedeutenden Blättern abgesehen 
- verhältnismäßig bescheiden ist, entfaltet sich der eigentliche 
Reichtum der Sammlung in der Wiener Graphik des 19. jhs. 
Einige aus der Fülle des vorhandenen Materials herausgegriffcne 
Vorzeichnungen und Studien von Josef Danhauscr, der neben 
Moritz von Schwind, Carl Schindler, Peter Fendi, Josef Krie- 
huber und Gustav Klimt zu jenen produktiven Zeichnern des 
19. jhs. gehörte, bei welchen sich jeder Gedanke zeichnerisdla 
auslöste, mögen einen Hinweis auf die Reichhaltigkeit und Be- 
deutung der Sammlung geben. 
In die frühe Schaffensperiode josef Danhausers gehört die vor 
kurzem erworbene, mit sparsamer Graulavierung versehene 
Bleistiftstudie, die eine humoristische Begebenheit aus dem 
Schönbrunncr Tiergarten zum Gegenstand hat. Ein hoshafter 
Elefant entführt mit seinem Rüsscl den neuen Hut einer, sich 
hinter ihrem erschrocken zurückweichenden Kavalier verschan- 
zenden jungen Dame. Ein beleibter, breitspurig im Hintergrund 
stehender Mann und ein junges Paar beobachten die heitere 
Szene. Diese skizzenhafte Zeichnung, auf der nur die Haupt- 
figuren sorgfältig durchgearbeitet und laviertsind,istvermutlich 
die erste, zum Teil auf unmittelbarer Naturanschauung be- 
ruhende Vorstudie für eine Lithographie aus der, von deutschen 
und französischen Textzeilen begleiteten satirischen Folge mit 
dem Titel „Verlegenheitt-n". Einc zweite Bleistiftzcichnung 
Vorlnßezeichnune w.- die LimhugrziPhie "In der Mcnngeric" aus den "In dv"Mcnnx.-vl'iv".Studlwu dvrLilhoßMPhiH-lß den "Vvrlßßvnhvilvn". Blei- 
rlegenhcilcn". Bleistift (1827). sxift, lavierl, (1827). 
Hlstorhlchrn Museum der Sind! Wlul. Hlsmrischcs Museum der Sind! Wim-n. 
 
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