VORZEICHNUNGEN
UND STUDIEN VON JOSEF DANHAUSER
AUS DER GRAPHISCHEN SAMMLUNG DES HISTORISCHEN NIUSIZLIMS DER STADT W]
Von
LSE G
ORDANI
Die graphische Sammlung des Historischen Museums, die einen
reichen Bestand an Original- und Reproduktionsgraphik auf-
weist, umfaßt trotz ihrer ausschließlichen Beschränkung auf
Wiener Blätter ein weites Gebiet. In ihr spiegelt sich die Struk-
tur des Museums, dessen Aufgabe es ist, die topographische
Entwicklung und Geschichte, die Kultur- und Kunstgeschichte
der Stadt in zeitgenössischen Dokumenten darzustellen. Das
Schwergewicht der Sammlung liegt daher auf den historisch bea
deutsamen Blättern, nur ein kleiner Teil des Bestandes ist der
reinen Künstlerzeichnung vorbehalten. In einer Auswahl von
möglichst qualitätvollen Aquarellen und Zeichnungen, Stichen,
Radierungen und Lithographien das graphische Werk sämtlicher
Wiener oder in XVien tätigen Künstler der Vergangenheit und
Gegenwart darzustellen und zu bewahren, ist Aufgabe und Ziel
dieses Sammelgebietes, das in seiner lokalen Beschränkung dem
spezifischen Charakter des Museums entspricht.
Bei der Erwerbung und wissenschaftlichen Bearbeitung der
Zeichnungen, wird den Vorzeichnungen, Studien und Skizzen
besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Sind sie doch als un-
mittelbare Zeugnisse für die Handschrift und Arbeitsweise
eines Künstlers oft wertvoller als das vollendete Blatt oder das
Gemälde. Das Suchen, Erproben und Erfinden bis zur endgülti-
gen Formung des Bildgedankens, der schöpferische Vorgang bis
zur Ausführung eines Werkes gelangt in ihnen besser als in der
vollendeten Arbeit zum Ausdruck. Sie können Dokumente längst
verschollcner Werke sein oder die Niederschrift eines nicht
ausgeführten Bildgedankens, manchmal auch der Schlüssel zur
Datierung ganzer Serien von Stichen und Lithographien. Inner-
halb der Vielfalt der Studien und Vorzeichnungen der Sammlung
läßt sich eine klare Unterscheidung treffen zwischen der Bild-
Zeichnung, die als Abschluß mehrerer Kompositionsskizzen
meist als Vertragsgrundlage dem Besteller vorgelegt wurde, der
mehr oder weniger sorgfältig ausgeführten Zeichnung als Vor-
lage für Stich und Lithographie, dem Entwurf für eine unausge-
führte Arbeit, der Kompositionsstudie als Festlegung einer Bild-
idec und schließlich der vorbereitenden Teilstudie für Aquarell
und Gemälde.
Während der Bestand an Wiener Barockzeichnungen im Histori-
schen Museum - von wenigen bedeutenden Blättern abgesehen
- verhältnismäßig bescheiden ist, entfaltet sich der eigentliche
Reichtum der Sammlung in der Wiener Graphik des 19. jhs.
Einige aus der Fülle des vorhandenen Materials herausgegriffcne
Vorzeichnungen und Studien von Josef Danhauscr, der neben
Moritz von Schwind, Carl Schindler, Peter Fendi, Josef Krie-
huber und Gustav Klimt zu jenen produktiven Zeichnern des
19. jhs. gehörte, bei welchen sich jeder Gedanke zeichnerisdla
auslöste, mögen einen Hinweis auf die Reichhaltigkeit und Be-
deutung der Sammlung geben.
In die frühe Schaffensperiode josef Danhausers gehört die vor
kurzem erworbene, mit sparsamer Graulavierung versehene
Bleistiftstudie, die eine humoristische Begebenheit aus dem
Schönbrunncr Tiergarten zum Gegenstand hat. Ein hoshafter
Elefant entführt mit seinem Rüsscl den neuen Hut einer, sich
hinter ihrem erschrocken zurückweichenden Kavalier verschan-
zenden jungen Dame. Ein beleibter, breitspurig im Hintergrund
stehender Mann und ein junges Paar beobachten die heitere
Szene. Diese skizzenhafte Zeichnung, auf der nur die Haupt-
figuren sorgfältig durchgearbeitet und laviertsind,istvermutlich
die erste, zum Teil auf unmittelbarer Naturanschauung be-
ruhende Vorstudie für eine Lithographie aus der, von deutschen
und französischen Textzeilen begleiteten satirischen Folge mit
dem Titel „Verlegenheitt-n". Einc zweite Bleistiftzcichnung
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rlegenhcilcn". Bleistift (1827). sxift, lavierl, (1827).
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