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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 10)

Wildbad Gastein, M. Lodcr. Aquarell, 27,5 ) 
Slg. Meran (1826). 
 
der Boden dieses Ringens. Dies kam mit der Gründung und 
schließlichen „Sczession" des Lukasbundes ebenso zum Aus- 
bruch, wie mit dem zähen Kampf zwischen der Auffassung von 
landschaftlicher Natur als objektiv abbildbarer Gegebenheit, 
dem sachlichen Realismus im Sinne der Vedutentradition also 
und jenem subjektiven malerischen Realismus im Sinne des 
visuellen Erlebnisbildes der Romantik. Dieser Kampf zwischen 
Ansicht der Natur und Einsicht in die Natur, Ausdruck sozialer 
Phänomene ebenso, wie religiöser und philosophischer Positio- 
nen, bedeutet die eigentliche Problematik, in die auch Matthiius 
Loder hineinwuchs, seine Stellungnahme fordernd, gestaltete 
Antwort suchend. 
In der „Klasse für historische Anfangsgründe" unter Professor 
Maurer erhält Loder ersten Unterricht. Am 4. Juli 1797 bittet 
Maurer „um einigen Beystand für die armen Schüler Adam 
Wondratschek und Matthias Lodcr . . .". Er widmet sich zunächst 
der Blumcnzeichnung, einem seiner minutiösen Detailliebe sehr 
gelegenen liach, aber - so wird berichtet - als der stolze Vater 
das erste Ergebnis, SO Blumenbouquets, einem Gönner zum Kauf 
anbietet und dieser die Blätter verliert. ist der junge Künstler 
um die Früchte seiner ersten Arbeit betrogen, nie mehr zu be- 
wegen, die Blumcnmalerei wieder aufzunehmen. Der Architek- 
turzeichnung zugewandt, erringt er aber bald auch einen der 
Akademiepreise und erhält ab 1. Mai 1800 ein ständiges Stipen- 
dium, die „Koch'sche Armenhausstiftung", im Betrag von 120 fl. 
Es ist dies von den vier an der Klasse Maurers verliehenen Sti- 
pendien das höchstdotierte. Die anderen Stipendiaten, Karl Ruß, 
Karl Vittinghoff und Karl Gsellhofer, erhalten je 84 fl. Ruß, um 
nur weniges älter als Loder, zu den Begabtesten gezählt und 
vielfach wegen seincs Fleißes ausgezeichnet, wird Loders be- 
sonderer Freund und Begleiter. Wir erfahren von gemeinsamen 
Ferienfahrtcn in die Hinterbrühl, nach Aggstein und auf den 
Jauerling, von der Schilderung in Tagebuchnotizen der Ruinen, 
Wasserfälle und Felspartien, die deutlich zeigen: Dcr Einbruch 
einer neuen Einstellung zur Natur, im Wahrnehmen und Hin- 
geben gelegen, hat die junge Generation unaufhaltsam erfnßt. 
Die einigen wenigen erhaltenen Blätter dieser Zeit, wie etwa 
eine Landschaft bei Gutenstein (Albertina, Inv.-Nr. S826), zei- 
gen uns, wie stark romantische Phantasie auch den jungen Loder 
beschäftigt, wenn aus den Schluchten uns behelmte Ritter mit 
Schwertern und schillernder Rüstung entgegentreten. 
Loder, der früh heiratet, bewohnt mit seiner Gattin Luise d. 
„Fleischmann'sche Haus" in Mariahilf Nr. 43, etwas ober de 
Esterhüzy-Palais gelegen, in dem auch der Landschaftsmali 
Reinholcl und der gleichaltrige Mitschüler der llistorienklas 
Anton Petter wohnen. 
Seit 1801 befand sich als „kaiserlicher Pensionär" der Mali 
Joseph Abel zur Vervollständigung seiner Studien in Rom, vi 
Canova die Ausbildung leitete. Als Abel nach mehrmaliger Vc 
längcrung des Stipendiums 1808 zurückkehrt, werden die vi- 
begabtcsten Schüler der Akademie nominiert, um nun nach R0 
zu gehen. Es sind dies Karl Gsellhofer, Joseph Redl und d 
beiden lireunde Karl Ruß und Loder. Wir erfahren aus dc 
Archivalien, dali letzterer bereits über eine Reihe anerkennen 
werter Werke verfügt. Darunter „kolorierte Zeichnungen 2M 
der Ritterzeit", aber auch „als ersten Versuch in Ölfarben me 
rere Figuren in Lebensgröße für eine Apotheke in Wien". D04 
Ruß wie Loder konnten nicht für das Stipendium in Iira; 
kommen, weil beide „bereits verheyratet seyn und allhier müsst 
für den Unterhalt ihrer Familien arbeiten". 
Diesen Unterhalt scheint Loder bereits im Jahrc 1809 in kaise 
lichem Dienst gefunden zu haben. Er wird Zeichcnlehrer d 
ältesten Tochter des Kaisers, Erzhcrzogin Maric-Luise, den 
vielseitige künstlerische Ambitionen gerühmt werden. Lod 
verläßt nun auch nach ißjährigen Studien die Wiener Akademi 
Doch bald geht Marie-Luise, von der Weltpolitik zur Gatt 
Napoleons bestimmt, nach Paris (13. März 1810), setzt dort am 
ihre Studien unter Isabay und Prudhon fort, läßt aber unscrt 
Künstler in anscheinend nicht geringen materiellen Schwieri 
kciten zurück. Er unternimmt nun mehrere Reisen nach Obc 
Österreich und Steiermark, zunächst mit Maillard, später rr 
dem Glasmaler Bodemer, während Karl Ruß, ebenfalls nai 
Erfüllung kaiserlicher Aufträge, im Rahmen der zeitgemäßi 
patriotischen Malerei bei Erzherzog Johann als Kammermal 
Aufnahme fand. Loders Tätigkeit ist in diesen Jahren von 18 
bis 1813 vielseitig. Er widmet sich der Porträtminiature eben 
wie der Vedute (Albertina, Inv.-Nr. 30774, 5821), fertigt Spin 
kartenenlwürfe (Neue Galerie, Joanneum, Inv.-Nr. Iljlliöf 
und vor allem Buchillustrationen (Neue Galerie, lni 
Nr. Il[1297). Die bekannteste Arbeit letzterer Art ist die Ill 
stration von Wielands sämtlichen Werken (A. Doll, Wien). Aui 
das Gemälde Napoleons und Marie-Luisens, nach welchc
	        
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