ARCHITEKTURMODELLE
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Von WILHELM M R AZl-QK
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Bad usw, zwei Lillunlgxgcn.
Jedem Bauherrn erscheint es selbstverständlich, daß der aus-
führende Architekt den Auftrag durch Entwurfzeichnung und
Plan, aber auch in der Form eines Modelles anschaulich macht.
Dieses plastisch-dreidimcnsionale Gebilde gibt dann für den
Auftraggeber nicht nur den Gesamteindruck wieder, sondern
vermag ihn besser als jede Detailzeichnung über die dynamische
Funktion der einzelnen Baugliedcr zu informieren. Aber auch
der projektierende Architekt selbst erhält erst auf Grund des
Entwurfmodelles die volle Gcwißheit, ob die von ihm gewählten
Maße und Proportionen richtig waren und die künstlerisch
beste Lösung darstellen.
Diese Usance war nicht zu allen Zeiten gebräuchlich. Der mittel-
alterlichen Baugesinnung und Baupraxis war die Festlegung der
Form und Konstruktion eines Bauwerkes in all seinen Details
vor Beginn noch unbekannt. Erst seit den Tagen der Re-
naissancearchitekten ist die plastisch-dreidimensionale Verdeut-
lichung der Wünsche des Auftraggebers durch ein Modell nach-
zuweisen. Zunächst kommt es als wertvolle Ergänzung dcs zeich-
nerischen Entwurfes vor, wie z. B. bei dem Projekt des Elias
Holl für das Augsburger Rathaus vom Jahre 161 5[20. Im
18. Jahrhundert aber erlangt das Modell immer größere Bedeu-
tung. Die Architekten der Barockzeit lieben es, ihre baumeister-
lichen Ideen durch ein Architekturmodell darzustellen. Aus
einem Brief vom Jahre 1741 des „Obristlieutenants der Arti-
glerie, Ingenieur und premier Architcctcn" Johann B. Neumann,
der in den Diensten der baufreudigcn Fürstbischöfc von Würz-
burg stand, geht dies deutlich hervor. Als bei einer Tafel, die
Franz Georg von Schönborn gab, die anwesenden Gesandten
Frankreichs, Sachsens und Bayerns und deren Ingenieure. dem
Fürstbischof wegen seines Brühler Schloßprojektes Ratschläge
erteilen, erregte dies den Unwillen Ncumanns so sehr, daß er
sich spontan bereit erklärte, seine Meinung an Hand eines M0-
delles zu beweisen. „Aber wie ich gesehen, daß es (die Rat-
schläge) nur verbalia sein, habe ich mich gleich explicirt, daß
ich meine ohnmaßgebliche Meinung in modell unterthänigst vor-
stellen wolle."
Unsere Gegenwart bevorzugt die „Explikation" durch ein Mo-
dell. Der Ausführung dieser kleinen, maßstabgerechten Projekte
kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Sie sind selten nur
mehr reine Informations- und Zweckgebilde. Sie sind zu
Miniaturkunstwerken geworden, die von hohem ästhetischen
Reiz sein können. Unsere Abbildungen zeigen solche Modelle.
Sie gehören für Bauten des Wiener Architekten Franz Mörth
und explizieren deutlich die vielfältigen Aufgaben und Gestal-
tungsmöglichkeiten eines Architekten der Gegenwart.
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