DIE GLASPRODUKTION IN KROATIEN
IM 18. UND 19. JAHRHUNDERT
Von MIROSLAVA DESPOT
Im Jahre 1711 erfahren wir von einem Vorschlag, welcher der
Österreichischen llofkammer übermittelt wurde, und in dem
man von der Gründung einer: „ . . . Glasshitten an Jennen orth,
wo man die Stain mit Leichtern unkosten haben khan, auch die
Waldungen ohnedem sonsten nicht khönen zu unvergebracht
werden, und ein besserer Verschleiss der Glässer zu hoffen ist:
anlegen . . f"
Der angegebene Ort befand sich unweit Cabar im sogenannten
„Höhen-Bezirk". Der Vorschlag blieb nur am Papier, scheinbar
bestanden damals keine günstigen materiellen Bedingungen zur
Errichtung einer (Ilashütte in Kroatien.
Es vergingen einige Jahre, bis das erste Glasunternehmen die
Arbeit aufnehmen konnte. Das Unternehmen wurde in dem
schon früher genannten „Höhen-Bezirk" gegründet. Der Eigen-
tümer war ein spanischer Marquis, Raymon de Villana Pcrlas
de Rialp aus Barcelona.
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Perlas bekam als Vertrauensperson des damaligen llerrschers
Karls VI. Besitzungen im „Höhen-Bezirk" als Tausch für seine
ehemaligen Güter in Apulien. Auf den neuen gründete er die
Glashütte unter dem Namen „Perlasdorf". fn ihr arbeiteten böh-
mische Glasermeister, da die einheimische Bevölkerung in die-
sem für sie ganz neuen Arbeitszweig unerfahren war. Die Arbeit
fing im Monat August 1729 an, und das Wirken der Glashütte
wurde nach schriftlichen Nachlässen bis 1737 fortgesetzt. In
der Glashütte xierfertigte man Glastafeln und andere Glasgegen-
stünde, die man meistens nach Apulien ausführte.
Marquis Perlas, da er schon am Anfang große Geldsummen in
das Unternehmen investierte, bat sich von der österreichischen
Kammer gewisse Dispensationcn von Abgaben aus, die ihm auch
bewilligt wurden. Das Unternehmen ging trotzdem nach ver-
hältnismäßig kurzer Zeit zugrunde.
Dieser Konkurs hatte einige Gründe, ständiger Wechsel der
Arbeiter, wie auch finanzielle Malversationen wirkten in jedem
Falle negativ; auch hemmten große (Überschwemmungen ständig
den Fortschritt. Außerdem kaufte Marquis Perlas im Jahre 1730
den Besitz Paasdorff in Niederösterreich und er zeigte deswegen
bei weitem nicht mehr so großes Interesse für seine kroatischen
Besitzungen, auch nicht für die Glashütte, in der der erhoffte
Profit ausblieb. Ein nichtsdestoweniger wichtiger liaktor war
auch der Verlust von Neapel. Diesen Besitz verlor Österreich
im Jahre 1735, als Ersatz bekamen die Habsburger Parrna und
Piacenza. Diese neuen Aquisitionen waren kein Absatzgcbiet für
„Perlasdorf". Wir dürfen nicht außer acht lassen, daß das hohe
Alter des Eigentümers, der über 70 Jahre zählte, vielleicht auch
zu diesem Mißerfolg beigetragen haben mag. Die nächste Glas-
hütte wurde in Kroatien erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts
gegründet.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) hatte Böhmen
furchtbar gelitten, da viele Schlachten im Lande selbst geführt
wurden. Ganze Gegenden wurden verwüstet und in den meisten
Teilen entstand eine arge Hungersnot. Das veranlaßte Kaiserin
Maria Theresia, etliche Familien in andere Teile ihrer Mon-
archie zu übersiedeln. Gegen S00 böhmische Familien wurden
auch in Kroatien im „Höhen-Bezirk" an der „Karolineds-Strttfie
angesiedelt. Mit ihnen kam auch der böhmische Glasermeister
Franz Anton Holub nach Kroatien. Er wanderte auf den aus-
drücklichen Befehl der Kaiserin nach Kroatien, die bestrebt war,
auch hier das zurückgebliebene Manufakturwescn neu zu be-
leben, das schon ihr Vater Karl begonnen hatte. Maria Theresia
erwartete viel von Holub und seiner zukünftigen Glashütte,
zumindestens, daß er eine Konkurrenz gegenüber dem vene-
zianischen Glase aufstellen werde. Diese Glashütte wurde im
Orte Suäica gegründet. Unweit des genannten Ortes befanden
sich große Waldungen, so dafl das nötige Brennholz leicht zu-
giinglich war, Quarzsand für die Zubereitung des Glases, zwar
schlechterer Qualität, war auch in unmittelbarer Nähe vor-
banden.
Facsimile des Dokumentes, in welchem Marquis Rialp über seine Glas-
hütte berichtet. Originaltext im llofkammerarchiv Wien, Inneröster-
reichisehe Kammer, Fasc., rote, Nr. 99, Akt vom 7. September 1729.
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