1771 und 1772 verarbeitete man in Suiten Gläser nach „böhmi-
scher Art", und andere Glasgcgenstiinde, nämlich Glastafeln,
die nach einem Dokument „sehr unrein" waren, weswegen
Weitenhiller eine weitere Finanzierung verweigerte. Weiten-
hiller, als bekannter Kaufmann, wollte seine Reputation nicht
verlieren, umso mehr. als auf den Glasplatten seine Initialen
F. XIV. als Fabriksmarke fungierten. Als Friedrich Weitenhiller
im Jahre 1772 starb, setzte llolub die Arbeit allein fort. Einige
Jahre nachher erfahren wir aus einem Dokument, daß llulub
sein Glas: „ ...nach der Levantc, Egipten und Italien, Franck-
reich und Spanien . . ." ausführt, und daß die ,Fabricque' 10 Ofen
besitzt, und: ,....dahero 10 Gesellen Erfordert." Ende 1781
starb Ilolub, die Glashüttc führte seine Witwe und Familie
weiter.
Im Jahre 1784 scheiterte der Außenhandel, es entfiel unter
anderem Spanien als Absatzgebiet, das eine sehr gute eigene
Glasproduktion besaß. Etwas Glas wurde in Kroatien selbst ver-
kauft. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird die Glashütte in
SuF-ica kaum erwähnt, ihr Vorhandensein bestätigen uns heute
nur einige Dokumente, Produkte sind bis jetzt noch nicht auf-
gefunden worden. Die dritte Glashütte wurde ebenfalls im
„Höhenbczirk" im Orte Mrzla Vodica gegründet. Ihr Eigen-
tümer war der Patrizier und Großkaufmann Lodovieo Andrea
Adamich aus Fiume. Mrzla Vodica verkaufte ihre Produkte
(„gute und reine Gläser") außer im eigenen Lande auch nach
Nord- und Südamerika. Die Glashütte in Mrzla Vodica bestand
nur einige Jahre, aber ihre Affirmation am Österreichischen und
internationalen Markt ist für die Entwicklung des kroatischen
Manufakturwesens im allgemeinen von wesentlicher Bedeutung.
In der unmittelbaren Nähe von Zagreb, etwa 30 km entfernt,
entstand im kleinen Orte Osredek im Jahre 1839 eine neue Glas-
fabrik. Diese Fabrik gründete die Baronin XVilhelminc Kulmer.
In der Fabrik arbeiteten vom ersten Tage an böhmische Glaser-
meister, die auch schon im vorigen Jahrhundert in Kroatien ein
reges Betätigungsfeld fanden. Diese junge Industrie interessierte
das kroatische Publikum und der Absatz der Glasproduktion
war anfangs ein beträchtlicher. Doch schon im Jahre 18-17 geriet
die Baronin Kulmer in Geldschwierigkeiten und sie mußte das
verschuldete Unternehmen verkaufen. Der neue Besitzer, ein
Offizier, führte die Fabrik auch nur etl-iehe Jahre weiter, und in
den fünfziger Jahren stoßen wir schon auf den dritten Eigen-
tümer. Die Fabrik kaufte damals Ignatz Hafcnbrädl, Mitglied
der Glasermeisterfamilie, die in Böhmen gegen Ende des
18. Jahrhunderts bekannt war.
Hafenbrädl war schon früher als Angestellter in Osredek tätig.
In der Zeit, in der er als Eigentümer wirkte, besitzen wir einen
interessanten Bericht, aus welchem wir folgendes erfahren: „Die
Glasfabrik in Osrcdek, llerrn Ignaz Ilafenbrädl gehörig, erzeugt
jährlich 18.000 Schok IIohl- und Scheibenglas, wozu das Roh-
material theils aus Kroatien, theils au." Steiermark, Böhmen,
Preussen und England bezogen wird. Das abrikat steht im Rufe
großer Vorzüglichkeit und möglichster Billigkeit, sein jährlicher
Geldwerth dürfte circa fl 30.000 erreichen. In qualitativer Hin-
sieht vertheilt sich tibengenanntes Fabrikatquantum so, daß U,
desselben auf gemaltes und 1', auf ordinäres Glas entfällt. Etwa
W, des gesammten Fabrikates werden im Kammerbezirke ab-
gesetzt, äf, aber per Triest nach Italien, der Türkei und Grie-
chenland, Spanien, Afrika und Amerika ausgeführt."
Aus dem Bericht ersehen wir, daß die früheren Marktplätze,
inner- und außerhalb Europas wieder Absatzgebiet für die kroa-
tische Glasproduktion wurden. In der Fabrik wurde dem Be-
richte nach versehiedenartiges Glas angefertigt und llafenbrädl
konnte im Jahre 186-1 mit großem lirfolg seine Ware auf der
ersten kroatischen Gewerbeausstellung in Zagreb ausstellen.
Einige Jahre später verwickelte er sich in Geldspekulatinnen,
und er mußte das Unternehmen von heute auf morgen ver-
kaufen. Mit diesem Verkauf kam die Fabrik in eine neue Phase,
die Inhaber, Zagreber Kaufleute, investierten ganz beträchtliche
Gcldsummen, kauften Maschinen, und Osredek wurde für kroa-
tische Verhältnisse ein Großbetrieb. In den siebziger Jahren des
19. Jahrhunderts arbeiteten in Osredek über 100 Arbeiter. Die
Produktion ist weiter verschiedenartig, und wird meistens in
Kroatien verkauft, doch auch der nahe Levantehandcl geht
weiter. Im Jahre 1882 wurde in Triest zu Ehren der SOOjährigen
Inkorporation von Triest zu Österreich eine Gewerbeausstellung
veranstaltet. Auf dieser Ausstellung wurden vielfach die „Will-
kommen"-Gläser in Pistolenform, in Osredek ausgeführt, be-
wundert.
[F1
Fabriksmarke des Mitinhabers Friedrich Weitenhillers, Glashütte Suäica.
Zu Ende des Jahrhunderts bemerkte man eine allgemeine Sta-
gnation in der gesamten Glasproduktion der Österreichisch-
Ungarischen Monarchie. Diese Stagnation verbreitete sich auch
auf die kroatische Glasproduktion. Der einzige Ausweg war die
Bildung einer Aktiengesellschaft, der außer Osredek auch noch
zwei weitere Glasfabriken beitraten. Und zwar die Fabrik
„Karolinen-Hütte", unweit Osredek, und Zveeevo in Slawonien,
welche im Jahre 1842 der berühmte Joseph Lobmeyr aus Wien
gründete. Die Aktiengesellschaft trat Ende des Jahres 1893 ins
Leben, Aktionäre waren berühmte politische Persönlichkeiten,
die dem damaligen kroatischen Banus Khuen-Hedcrvary nahe-
standen.
In dieser letzten Phase wurden in drei Fabriken Tausende von
Glasgegenstiinden ausgeführt, die in Kroatien und außerhalb
guten Absatz fanden. Im Jahre 1902 kam es in Zvccevo zu Geld-
malversationen, und die genannte Fabrik schied aus der Aktien-
gesellschaft. Zwei Jahre nachher hörte auch die Arbeit in Osre-
dek und der "Karolinen-Hütte" auf. Die Liquidation der zwei
letztgenannten Fabriken zog sich bis 1907 hin. Die Gründe dcr
Produktionseinstellung waren politischer und ökonomischer
Natur. Der wesentlichste Faktor aber war die Konkurrenz der
industriell hochentwickeltcn Nachbarländer, die die kroatische
Glasproduktion von dem Weltmarkt verdrängten, und mit billi-
gen Produkten eine starke Konkurrenz der kroatischen waren.
Der zweite Faktor war die Verweigerung der weiteren finan-
ziellen Hilfe des ungarischen Finanzministeriums und der kroa-
tischen Bankunternehmen. Der dritte Faktor war politischer
Natur. Mit dem Abgang des Banus Khuen-Hedervary im Juni
1903 verliert die Glasfabrik Osredek und die ganze Aktien-
gesellschaft einen mächtigen Fürsprecher und die Liquidation
der Unternehmen war die logische Folge.
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