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Ergebenheitsgestus. Die unter ihren Füßen liegende Gestalt
Attribute konnte zunächst nur ganz allgemein als eine „L;
darstellung" bestimmt werden.
Die anschließend an die inhaltliche Bestimmung erfolgte :
matische Durchforsehung der barocken Monumentalmalei
Österreich und Süddeutschland, vor allem jener Fresken
und Freskenentwürfe, die um 1750f6O entstanden waren, br
nun tatsächlich das erhoffte Ergebnis einer Identifizierung
Lokalisierung mit sich. Das Blatt mit den beiden Entw
ließ sich als eine Arbeit Franz Joseph Spieglcrs (1691-17?
stimmen, der einer der wichtigsten obersehwäbisch-südwcst
schen Meister der kirchlichen Großmalerei gewesen ist unt
dem, außer den vier Entwürfen in der Sammlung Reusche
der bei Thieme-Beckcr angeführten Olskizze, bisher kein
terer Entwurf bekannt geworden ist. Das Blatt gibt die D
entwürfe für zwei Zwickclfclder des großen Langhausde
freskos von Zwiefalten wieder, das zu Spieglers Hauptwt
gehört. In Zwiefalten, einer Ordens-Reichsstift- und Wallfz
kirche der Benediktiner im schwäbischen Raume, haben I
Franz Joseph Spiegler die Maler Franz Sigrist und Meinrat
Aw, der Stukkateur Johann Michael Feichtmayer, sowit
Bildhauer Joseph Christian an der sumptuösen Innenaussta
gearbeitet.
Franz Joseph Spiegler, dem die malerische Ausgestaltung
riesigen Kirche mit Deckenfresken zukam, hat im H
bilde des 30m langen und 27m breiten Gemeinderaume
Huldigung der Menschheit vor Maria und der heiligen Dr
tigkeit dargestellt. 7.u diesem großartigen Fresko, das sich
die ganze Deckenfläche erstreckt, und dessen Kompositior
der schief-runden Sphäre im Zentrum, der Zickzack-Anord
der auf Wolken schwebenden Figurengruppen und dem '
nären Charakter der Lichtführung von unten nach oben,
Dunkel ins Licht, wohl das kühnste und prägnanteste Be
der Barockmalerei genannt werden kann, gehören noch vier
nere und in Rocaillekartuschen angeordnete Bilder, die sit
beiden Seiten in den Zwickeln über den zweiten und vi
Pfeilern des Langhauses befinden. Diese Bilder, die nach de:
heitlichcn barocken Programmgestaltung in einem thematis
Zusammenhang mit dem Thema des großen Freskos st
müssen, wurden bisher in der Literatur ganz allgemein als.
genden und Laster bezeichnet, oder im liallc der Maler:
wahre und falsche Kunst.
Das vorliegende Blatt Franz Joseph Spieglers stellt nun die
würfe für jene beiden Zwickelhilder dar, die über den zw
Pfeilern angeordnet sind. Die Vergleichung der Entwürft
den ausgeführten Fresken läßt aber doch einige bezeichr
Unterschiede erkennen. Das als Gebet identifizierte rechte
des Entwurfes spezifiziert und alludicrt in der endgültigen
sung diesen Gedanken in unmißverständlicher Weise.
Schnur der linken Hand erweist sich im Fresko als Rosenk
und das Buch zeigt mit großen Lettern die Anfänge der m
nischen Antiphonien, das „Salve regina" und das „Ave rc
coelorum". Hiezu kommt noch. daß in der linken oberen K
mung der Rocaillckartusche eine plastisch ausgeführte Gl
hängt, die von einem Putto angeschlagen wird und an dere
nerem Rand sich die Worte des Englischen Grußes, „Avc
ria", befinden. Auch die unter den Füssen liegende Gestal
nun ihre Attribute erhalten. Sie trägt auf ihrem Haupte ein
flügelte Kugel als Zeichen ihrer Weltliehkeit. Die Libellenf
aber und der vom linken Handgelenk herabhängende Beutel
durch die Jahreszahl 1752 das Datum der Vollendung der Z
kelfelder angibt, sowie die Laute. auf welche das Gebet st
Fuß setzt, weisen alle daraufhin, daß wir es hier mit einer l
lichen musica mundana und deren Vergänglichkeit zu tur
lerisehe Ausführung erinnert in ihrer Vcrve an Maulbertseh,
entspricht aber eher mehr dem Zcitstil von 1750]60 als der cha-
rakteristischen llandschrift des österreichischen Meisters. Es
muß sich demnach um einen Zeitgenossen handeln und um einen
Freskanten, da die kompositionelle Anordnung der Gruppen die
Bestimmung für ein Talelbild ausschließt und eher für einen
Detailentwurl eines monumentalen Freskos spricht.
Auf Grund unserer Kenntnisse der barocken Ikonologie, jener
Bildersprachc. der sich alle barocken Künstler und vor allem die
Monumentalmaler bedienten, war es zunächst gelungen, die
Thematik der beiden Gruppen festzustellen. Bei der linken
Gruppe handelt es sich eindeutig um die allegorische Darstel-
lung der„Malerei",die hier mitdem Zeichenstift in der Hand vor
einer Staffelei sitzt und zu deren Füßen ein Putto eine Palette
zeigt, ein anderer mit Farbenreiben beschäftigt ist und ein
dritter mehrere Pinsel huehhält. Allerdings muß es sich um
eine besondere Art der Malerei handeln, die durch das nach
oben gewendete Antlitz und den ekstatischen Gestus deutlich
ausgedrückt wird.
Die rechte Gestalt mit einem schnurartigen Gebilde in der lin--
ken Hand, neigt sich ergeben einem Räuchergefäße zu, in wel-
ches sie aus ihrer lland Weihrauch fallen liiilt. Zwei Putti lesen
in einem großen Buch urid unter ihren Füllen liegt mit abweh-
rendem Gestus eine menschliche Gestalt unter vielen Büchern.
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