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xslich. "Die Malkunst", von I. W. Baum-
er, gezeichnet von jercmias Wachsmulh,
chen von Martin Engelbrcchl. in Augsburg
lckt.
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x joscph Spicgler, Zwickelfreskc im ehe-
{en Benediktinerslift Zwicfallcn.
Dadurch erhält aber die allegorische Gestalt des Gebetes
zusätzliche Nuancierung. Hier ist nicht das stille. innere
et gemeint, sondern das hymnische, psalmodische, tönende
:t, die musica coelestis, die über die musica mundzina trium-
-t.
l die linke Gruppe unseres Blattes unterscheidet sich in der
ültigen Ausführung vom Entwurfe. Die auffallendste Dif-
lZ liegt in der Umbildung des auf der Staffelei stehenden
cldes. Das Oval des Entwurfes ist zu einer brennendem
form geworden, worauf ein weibliches Antlitz gezeichnet
letzt erst ist das nach ohen gewendete Antlitz der Malerei
ändlieh. Denn so wie der am rechten Rocaillerand schwe-
e plastische Putto mit der Sonnenhlume in der llnnd und
nach oben weisenden Finger seiner Linken, das Motiv von
rngen Beziehung zwischen Sonne und Sonnenblume (im my-
igischen Bereich Apollo und Clythin) antönt. so soll per
)giam diese Malerei ihr brennendes Herz (Augustinus) nach
' Sonne, dem Antlitz Mariens wenden, das im großen Dek-
resko zunächst der heiligen Dreifaltigkeit sich befindet. Wir
haben es demnach hier mit einer ars pictoria coelestis zu tun,
Als Ergänzung zu dem im Entwurf schon vorhandenen Attri.-
buten sind im ausgeführten Fresko noch ein Äffchen und ein sich
aus dem Kartuschenfeld hcrausdrehcnder Putto mit Maske in
plastischer Gestaltung yurhanden. Beide Attribute verleiten
dazu, in ihnen negative Charakteristika zu sehen. Aber sowohl
der Affe (simia) wie auch die Maske sind Attribute der Malerei.
Hier allerdings im Gegensatz zur himmlischen Malerei als Cha-
rakteristika einer Nachahmung profaner Dinge, sogenannter
Kontrafakturen, und als eine ars pietoria mundana aufzufassen.
Affe und Maske sollen auch hier anzeigen. daß die imitatio, die
Nachahmung, untrennbar mit der Malerei verbunden ist.
Diese Entwürfe Franz Joseph Spieglers können keinen Anspruch
erheben, originäre Inventionen zu sein. Wie alle Künstler der
Barockzeit hat auch er nach der „Maler-Bibel", nach der „leono-
logia" des Cesare Ripa seine Figuren gestaltet. Im vorliegenden
Falle kann es aber noch nicht die um 1760 edicrte Redaktion des
Augsburger Verlegers llertcl gewesen sein. Vielmehr wird einer
jener Kupferstiche aus den zahlreichen Serien von Augsburger
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