DIE KALLWANGER WEIHNACHTSKRIPPE DES
ADMONTER STIFTSBILDHAUERS j. T. STAMMEL
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Es wäre unrichtig, die uns erhaltenen Weihnachtskrippen vom
Standpunkt der künstlerischen Qualität aus beurteilen zu
wollen, da diese Krippen zum Großteil als Volkskunst anzu-
sprechen sind und meist von Laienkünstlern geschaffen wurden.
Aber gerade die primitive und meist phantasievolle. unbefan-
gene Ausführung dieser Krippen zieht den Beschauer von heute
oft besonders in Bann.
Selten geschah es in unserem Lande, daß sich ein geschulter
Künstler der Sehnitzarbeit von Krippenfiguren annahm; ja es
scheint fast unter der Würde eines Bildhauers gewesen zu sein,
derartige Arbeiten auszuführeml
Diese Situation steht stark im Gegensatz zu der in den Län-
dern, in denen das Schaffen von Weihnachtskrippen traditionell
gepflegt wurde und eine so wesentliche Aufgabe war, daß, um
ein Beispiel anzuführen. in Neapel. dem Zentralpunkt des euro-
päischen Krippensehaffens. König Philipp V. von Spanien eine
Krippe zum Geschenk gemacht wurde? Man kann also das
künstlerisch hochwertige Krippenschziffen des j. T. Stammelß
als eine Sondererscheinung in diesem Arbeitsbereich ansprechen.
deren Ursache nicht zuletzt in der Studienreise des Künstlers
nach Italien 4 zu suchen sein dürfte, bei der er zweifelsohne mit
der in der Blüte stehenden reichen römischen und neapolitani-
sehen Krippenkunst in Berührung kam.
In der auch heute noch dem Stilte Admont zugehörigen Pfarr-
kirche von Kzillwang, die 1174 genannt, unter Prapst Anton um
1742 erweitert und mit zahlreichen Werken des Stiltshildhauers
ausgestattet wurde? ist in der südlich des Langhauses ange-
bauten barocken Dreilaltigkcitskapelle die Weihnaehtskrippe
Stammels aufbewahrt.
Der Krippenknsten, von einem einfach profilierten, dunklen
Holzrahmen umgehen (1,47m hreit, 1,03m hoch, 43 cm tief,
im Inneren perspektivisch zusammenlaufend), ist optisch etwas
nachteilig im Mnuerverhand unter dem östlichen Fenster ange-
bracht. Die Skulpturen der Krippe, für deren Fertigung Stammel
1751 den gering bemessenen Betrag von SO Gulden erhielt, sind
aus Lindenholz geschnitzt.
Die derzeitige Farbfassung der Skulpturen wurde im Jahre 1860
äußerst farbintensiv (Karminmt, Kobalthlau, Violett. Gelb und
Dunkelgrün sind die dominierenden Elemente) wiederaufgetra-
gen." Diese Fassung wirkt stark deckend und beeinträchtigt die
Feinheiten der originalen Skulpturenoberfläclten, sie dürfte sich
aber, wie eine Untersuchung ergabf zum Teil an die Original-
fassung angeschlossen haben. Als Reminiszenz an spiitgotische
Schreinnltäre erinnernd. kann der Verschluß dieser Krippe an-
gesprochen werden, dessen zwei Flügel innen und außen mit
Malereien aus der Mitte des 18. Jahrhunderts versehen sind.