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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 12)

 
DIE KALLWANGER WEIHNACHTSKRIPPE DES 
ADMONTER STIFTSBILDHAUERS j. T. STAMMEL 
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Es wäre unrichtig, die uns erhaltenen Weihnachtskrippen vom 
Standpunkt der künstlerischen Qualität aus beurteilen zu 
wollen, da diese Krippen zum Großteil als Volkskunst anzu- 
sprechen sind und meist von Laienkünstlern geschaffen wurden. 
Aber gerade die primitive und meist phantasievolle. unbefan- 
gene Ausführung dieser Krippen zieht den Beschauer von heute 
oft besonders in Bann. 
Selten geschah es in unserem Lande, daß sich ein geschulter 
Künstler der Sehnitzarbeit von Krippenfiguren annahm; ja es 
scheint fast unter der Würde eines Bildhauers gewesen zu sein, 
derartige Arbeiten auszuführeml 
Diese Situation steht stark im Gegensatz zu der in den Län- 
dern, in denen das Schaffen von Weihnachtskrippen traditionell 
gepflegt wurde und eine so wesentliche Aufgabe war, daß, um 
ein Beispiel anzuführen. in Neapel. dem Zentralpunkt des euro- 
päischen Krippensehaffens. König Philipp V. von Spanien eine 
Krippe zum Geschenk gemacht wurde? Man kann also das 
künstlerisch hochwertige Krippenschziffen des j. T. Stammelß 
als eine Sondererscheinung in diesem Arbeitsbereich ansprechen. 
deren Ursache nicht zuletzt in der Studienreise des Künstlers 
nach Italien 4 zu suchen sein dürfte, bei der er zweifelsohne mit 
der in der Blüte stehenden reichen römischen und neapolitani- 
sehen Krippenkunst in Berührung kam. 
In der auch heute noch dem Stilte Admont zugehörigen Pfarr- 
kirche von Kzillwang, die 1174 genannt, unter Prapst Anton um 
1742 erweitert und mit zahlreichen Werken des Stiltshildhauers 
ausgestattet wurde? ist in der südlich des Langhauses ange- 
bauten barocken Dreilaltigkcitskapelle die Weihnaehtskrippe 
Stammels aufbewahrt. 
Der Krippenknsten, von einem einfach profilierten, dunklen 
Holzrahmen umgehen (1,47m hreit, 1,03m hoch, 43 cm tief, 
im Inneren perspektivisch zusammenlaufend), ist optisch etwas 
nachteilig im Mnuerverhand unter dem östlichen Fenster ange- 
bracht. Die Skulpturen der Krippe, für deren Fertigung Stammel 
1751 den gering bemessenen Betrag von SO Gulden erhielt, sind 
aus Lindenholz geschnitzt. 
Die derzeitige Farbfassung der Skulpturen wurde im Jahre 1860 
äußerst farbintensiv (Karminmt, Kobalthlau, Violett. Gelb und 
Dunkelgrün sind die dominierenden Elemente) wiederaufgetra- 
gen." Diese Fassung wirkt stark deckend und beeinträchtigt die 
Feinheiten der originalen Skulpturenoberfläclten, sie dürfte sich 
aber, wie eine Untersuchung ergabf zum Teil an die Original- 
fassung angeschlossen haben. Als Reminiszenz an spiitgotische 
Schreinnltäre erinnernd. kann der Verschluß dieser Krippe an- 
gesprochen werden, dessen zwei Flügel innen und außen mit 
Malereien aus der Mitte des 18. Jahrhunderts versehen sind.
	        
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