Koloriertc Zeichnung aus dem Frcydal, fol.193. "Gemvines Dcut-
sches Gestech", Innsbruck, nach 1512.
Sammlung In: Plastik und Kunulgewerhe. WltlLKllnxthistorlurhen Museum
Kreis seiner Wirksamkeit. Andererseits verhindern die _Anwen-
dung des Granatapfels als Wappenbild der Stadt und des König-
reiches Granada und die Intensität des Gebrauches durch Maxi-
milian den Zugang und die Aneignung durch Geringere, beson-
ders seit der Verschmelzung mit der Tudorrose in einem ge-
meinsamen Badge durch die Heirat Heinrich VIII. mit Katha-
rina von Aragon. Hätte Pilipp nicht so frühzeitig der Tod ereilt
(1506), wäre er der Schwager des englischen Königs geworden,
da beider Gemahlinnen Schwestern waren. Als Maximilian dem
Konrad Seusenhofer einen Faltenrockharnisch, wie man ihn im
Fußkampf verwendete, als Geschenk für Heinrich VIII. in Auf-
trag gibt, läßt er ihn neben sakralen und weltlichen Symbolen
auch mit Granatäpfeln schmücken, in der glücklichen Duplizi-
tät, an der sowohl Heinrich als Maximilian durch die spanischen
Heiraten teilhatten.
Wie der Pinienzapfen, ursprünglich dem Kult der Kybele be-
stimmt, bedeutet er im Alten Testament als Gotteszeichen To-
tensinnbild und ist Symbol der Liebe und Fruchtbarkeit. Als
solches hat er den Triumpfwagen der Burgundischen Hochzeit
zu zieren, und seine Ähnlichkeit mit dem cydonischen oder co-
toneischen Apfel, der Quitte, hat gewiegte Humanisten, wie
Andrea, Alciati, wie Willibald Pirkheimer gcnarrt, die ihren
gemeinsamen Plutarch, der den Hochzeitsbrauch, Neuvermähl-
ten cydonische Äpfel ins Brautgemach mitzunehmen, empfahl
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- mißbrauchten. Als der hl. Johann von Gott als Pilger durch
die spanischen Lande zog und in Granada zum Heiligen heran-
reifte, begegnete ihm das jesuskind. In der Linken einen ge-
spaltenen Granatapfel mit einem Kreuz, gleich dem Reichs-
a_pfel, wies es mit der Rechten auf johann und sprach: „Von
Gott wird dein Kreuz sein". 1540 gründete der Heilige den Or-
den der Barmherzigen Brüder nach der Regel des hl. Augustin.
Verlaufen sich die Spuren des Schicksalradcs dem Ende seines
Lebens zu, so gewinnt der Granatapfel an Gewicht und Maß und
der Gestus, als Gemeinsames von Frucht und Hand, wie ihn Dü-
rcr in die Kaiserbildnisse von Wien und Nürnberg gemalt hat,
kennt kein Ermüden in der Mitteilung seiner Prägung. Der Kai-
ser, nicht in Unkenntnis seines eigenen Wertes, ist trotzdem
bedacht - und dies in voller Kongruenz mit den Forderungen
der Renaissancefürsten - für seinen Nachruhm zu sorgen, wie
alle Dokumente dartun, seien es die Monumcnlalbilder in Druk-
kerschwärzc oder Bronze. Der Granatapfel war auch Sinnbild
der Vergänglichkeit und wie die Kaiser Ostroms das Säckchen
mit Asche in ihrer Linken halten, so liegt er in des Kaisens
Hand. Ihm allein ist aufgetragen zu sprechen, während bereits
die Schatten des Alternden seine Züge umdüstern. Aber Proser-
pina, ihr ist der Granatapfel heilig, durehschreitet das Tor der
Vergänglichkeit in immer neuer Wiederkehr des ewigen Früh-
lings.