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überhaupt der literarischen und druckgraphischen Propaganda
zur Popularisierung seines Hauses und Beeinflussung der öffent-
lichen Meinung hat er viel klarer erkannt als sein Vater und
den Druck spälerbin zielbewußt ausgenutzt. Die in seinem Auf-
trag geschriebenen, zum Teil sehr ruhmredigen Werke, haben
sein Bild bei den Zeitgenossen und bis heute erfolgreich in
seinem Sinne geformt. Maximilians Umgang mit dem aufstre-
benden Stand der Bürger mag auch sein stets merkliches In-
teresse an den verschiedensten handwerklichen Fähigkeiten -
die seinen Plänen so notwendig und nützlich waren - geweckt
haben. In etlichen llandwerken hat er selbst dilettiert. Auf dem
Gebiet der Waffe ist seine lirfindungsgabe und Einflußnahme
besonders deutlich spürbar.
Die zweite Welt war jene der jungen Aristokraten. Mehrere
Autobiographien geben uns ein recht deutliches Bild von ihrer
Gesinnung. An der Wende zweier historischer Zeitabschnitte
lebend, trugen sie die lüge einer solchen Generation: eine aus
Unbehagen und Ziellosigkcit resultierende Unrast, verbunden
mit Abenteuerlust bis zur Selbstzerstörung, ein Nachstreben
nach verfälschten Idealen, daneben die Sucht nach materiellem
Gewinn und Wohlstand. Aus staufischem Ritterideal und Minne-
dienst war ein Zerrbild geworden. Die von den Rittergesell-
schaften abgehaltenen Turniere dienten oft zur Austragung pri-
vater Streitigkeiten oder zur Vorführung von ebenso bravourö-
sen wie sinnlosen Mutproben, die die Ausführenden für kurze
Zeit zu bewunderten Persönlichkeiten unter ihresgleichen mach-
ten. Noch im „Triumpb" Maximilians kommt „Herrn Caspar
Winzrers Rennen" vor, das dieser als besonders gefährlichen
Zweikampf mit nahezu ungeschütztem llaupt erdacht hatte.
Die alten Arten des Ritterspiels, das Stechen mit stumpfen Lan-
zcn, das Rennen in feldmäßiger Adjustierung mit scharfen
Lanzen und das Kolben- bzw. Schwcrtturnier, waren noch
Kraft- und Geschicklichkeitssport. Bei den neuen, am Hofe
Maximilians geübten Turnierarten handelte es sich entweder
um mechanische Spielereien, wie Rennen, bei denen der richtig
getroffene Reiterschild durch einen Mechanismus abgeschnellt
wurde, oder um gefährliche Zweikämpfe mit ungeschütztem
llals oder Haupt. Beim sogenannten Pfannenrennen zweier weit-
gehend ungeschützter Gegner wurde beispielsweise zur Er-
höhung der Stimmung laut Maximilians eigener Angabe ein
Sarg in die Schranken gestellt. Der teils spielerische, teils selbst-
mörderisch gefährliche Charakter der neuen Turniervarianten
Maximilians erklärt sich so aus der Gesinnung dieser Gesell-
schaftsschicht.
Als Kind lange Zeit in der Entwicklung zurückgeblieben, scheint
Maximilian von dem Drang besessen gewesen zu sein, sowohl
mit Kenntnissen als auch sportlichen Leistungen hervorzuragen.
Seine sich jäh entfaltenden Talente machten ihm dies auch tat-
sächlich möglich. Auf dem Gebiet des ritterlichen Sports galt
er bald als europäische Kapazität. Von jener passionierten Nei-
gung zum Ritterspiel zeugen noch zahlreiche Stech- und Renn-
zcuge, von seiner nicht minder großen Neigung zum zweiten
aristokratischen Sport, der Jagd, allerdings nur mehr vier
prunkvolle Armbrüste, erlesenes Falkengerät, schließlich ein
Exemplar des berühmten Lehrbuchs über die Falknerei vom
Hohenstaufen-Kaiser Friedrich II. aus der Bibliothek seines
Erziehers Dr. Fuxmagen. Mit welchem Eifer er dieser damals
noch sehr gefährlichen Liebhaberei huldigte, bei der man Bär
und Eber mit Schwert- und Saufeder stellte, der Gams mit einem
langen Spieß bewaffnet nachkletterte, ist ja reichlich bekannt.
Sportlich gewandt, persönlich tapfer und liebenswürdig, an den
ritterlichen Idealen romantisch festhaltend, erwarb er sich das
Prädikat des „Letzten Ritters". Es ist ein ehrender Beiname,
aber auch die Andeutung des Unzeitgemaßen einer solchen Hal-
tung in der damaligen Welt kalter Realpolitik und skrupelloser
Machinationen. Der adeligen Jugend mag Maximilian als Ideal-
figur erschienen sein, den Regierenden war er zuweilen nicht
minder ein Gegenstand der Verwunderung.
Wohl das entscheidende Ereignis in seinem Leben war die bur-
gundische Heirat. ln einer romantisch wirkenden Brautfahrt
holte er die von Feinden bedrängte Landesherrin und Braut ein,
verteidigte in vielen Treffen ihr Erbe, ganz so, wie es die Helden
der Ritterromane taten. In Burgund war auf der goldenen
Grundlage eines reichen, merkantil und industriell tätigen Bür-
gertums eine Spätblüte der gotischen Kultur entstanden, mit
unendlicher Verfeinerung von bildender Kunst, Literatur und
Musik, Ritterart und höfischem Zeremoniell. Aus der fast bür-
gerlich engen Atmosphäre seiner Heimat kommend, muß der
Eindruck auf den damals Neunzehnjährigen überwältigend ge-
wesen sein. Bis in sein Alter spürt man die Einflüsse dieser
Begegnung, sei es in der Phantastik alter Heldengestalten an
seinem Grabmal oder seiner Genealogie, die burgundischen Vor-
bildern entnommen zu sein scheint, sei es in der Manier des
Allegorisierens in seinen autobiographischen Werken, die offen-
bar auf burgundisch-französische Romane in der Art von Renes
„Livre du Cuer" zurückgeht. Daß seine tatsächliche Rolle in
Burgund nicht gerade glänzend war und er lediglich als Mann
seiner Gattin Maria oder als Vater seines Sohnes Philipp ge-
achtet wurde, spielte dabei keine Rolle.
In Burgund trat er mit dem Augsburger Plattncr Lorenz Helm-
Schmied in Verbindung, der schon für Kaiser Friedrich gearbei-
tet hatte, dessen Tätigkeit für den jungen Maximilian aber hie-
mit erstmalig faktisch greifbar wird. Meister Lorenz lieferte
ihm 1430 in Gent den noch erhaltenen spätgotischen Reiter-
harnisch (Wien, Waffensammlung A 60) und dazu einen bis
zu den Hufen reichenden Pferdeharnisch. Wie sein Herr, so zeigt