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SECESSION
VEREINIGUNG
BILDENDER
KÜNSTLER
ÖSTERREICHS
VI. KUNST
AUSSTELLUNG
und Lichter, die Buddhastatuen mit ihrem rüh=
rend sanften Ausdruck und Heiligenschein, da=
zu das Volk tief gebeugt oder knieend, mit dem
Rosenkranz in den gefalteten Händen; so zeigt
schon die äussere Erscheinung, wie der japani=
sehe und europäische Gottesdienst gemeinsamen
Ursprung haben. ©©©
© Die grossartigste mystische Stimmung em=
pfindet man in Kyoto. In der Nähe des Ja=ami=
Hotels liegt ein Platz mit shintoistischen Tem=
peln. Neben steinernen Löwen hängen da an
Pfählen grosse eiserne Körbe, und des Nachts
brennen darin mächtige Feuer. Geweihte Pa=
pierstreifen bewegen sich, am Gebälke befestigt,
im Winde; es sind die Geister der Abgeschie=
denen. Da nahen geheimnissvolle Gestalten,
klatschen in die Hände, einmal, zweimal, dass
es weithin hallt durch den stillen Platz unter
den uralten Bäumen; dann beten sie nach allen
Windrichtungen gewendet und ziehen an einem
Seile, das eine Metallschelle dumpf und fremd=
artig erklingen lässt = Das ist der Augenblick,
wo der gerufene Geist kommt. = Es ist, wie
wenn man um Jahrtausende zurückversetzt
würde. ©©©
© Noch andere Arten des Gottesdienstes gibt
es. Geht man gegen Abend an der heiligen Brücke
in Nikko vorbei in den Ort hinab, so begegnet
man meist einigen Gruppen von Geishas; sie
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