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Die Kenntnis des GälFlCnPHViiiOnS vermittelte mir Professor
Dr. Karl Ginhart, dem ich für die Überlassung der Publiku-
tion besonderen Dank sage. Bnronin Friuda von Hussnrcck
überließ mir die Photos von Schloß und Pavillon. wofür ich
der letzten Besitzerin des Schlosses dankbar verbunden hin.
über dem Mittelrisalit von Hildebrandts Schreyvogelhaus in
Breslau, aber auch an der Fassade der Pfarrkirehe von Potten-
dorf. Später vielleicht als Sehloßbau, der um 1708-1710 an-
zusetzen ist, dürfte der Gartenpavillon entstanden sein. Auch
sein rechteckiger Körper erscheint von einem Mansardendach
in edlen Formen eingedcckt. Vor der zur Gartenfront des
Schloßes gerichteten Langseite des doppelgeschoßigen Pavillons
führt eine zweiarmige Freitreppe in jc drei Liiufen zum Tor des
flach eingedeckten Pavillonraumes empor. Die Balustraden-
pfeiler zwischen den zierlichen Balustern tragen bewegtes Orna-
mentwerk in flachem Relief. Die Deckplatte über ihnen ist an
den Treppenecken in kontinuierlicher Führung verschliffen. Un-
ter dem Mittelpodest bildete ein rundhogiges Tor den Zugang
zum Erdgeschoßraum des Pavillons. Die zarte Rahmengiede-
rung, in deren Feldern die Fenster mit hohem Keilstein und
aufgelegter Nabelscheibe stehen, kontrastiert zu dem schattend
vor die Mauer tretenden Türgiebel. Hildebrandt hat diese Kon-
trastierung von flachem Wandreliel" und körperlich vortretendem
Giebel an der Pfarrkirche in Pottcndorf, am Ostchor der Loreto-
kirche in Göllersdorf und an seinen späteren Landkirchen zur
Akzentuierung einer rein linearen Wandgestaltung verwendet.
Der durch vier Fenster erhellte Innenraum des Pavillons ist an
Wänden und Decke mit einer vorzüglichen, reieh von Chinoi-
serien durchsetzten Groteskendekoration von jonas Drentwctt
ausgeschmiickt. Auch sie hat stark, besonders an der Nordwand
(mit vermauertem Fenster), unter den Wetterunbilden und
Kriegseinwirkungen gelitten.
Zwei Torpfeiler mit Vasen und Putten als Bekrönung ihrer
Deekplatten sind - einziger ("Iherrest der Gartenanlagen - un-
verändert erhalten. Sie weisen, gleich allen anderen Einzelfor-
men an Sehloß und Pavillon nach Wien. Ihre künstlerische Er-
scheinung leitet sich nieht von einem Landbaumeister her, son-
dern verdankt ihre Herkunft einem Architekten von Rang. Hil-
debrandts Oeuvre fügt sich, die Schloßanlttge, sowohl in ihrer
Gesamtgestalt als auch in der Durchformung des Wandreliefs
und in allen Einzelformen, ein. Die frühe Entstehung des Schlo-
ßes vor dem Jahre 1711 und die des Gartenpavillons um oder
bald nach diesem Jahr erheben die Autorschaft Hildebrandts
an der Schloßanlagc von Guntramsdorf zur Gewißheit. Während
seiner ganzen Schaffenszeit hat Hildcbrnndt in den Schloßgär-
ten (Schloß Sehönhorn, Schlot} Harraeh, Gartenpalast Harrach,
Stadtpalast Harrach, Schloß Siebenhrunn) Pavillons errichtet.
Sie waren eine architektonische Kleinform, die seinem schöpfe-
rischen Ausdruckswillen besonders entgegenkam.
DAS MENSCHENBILD BEI FRITZ WOTRUBA
Von 10m
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Die dem Umfang nach nur kleine, dem Gehalt nach aber be-
deutsame Ausstellung von Bronzen und Hnndnichnungen Fritz
Wotrubas in der Galerie Würthle ermöglichte einen last lük-
kenlosen Überblick über die Entwicklung und Klärung dessen,
was man als das Menschenbild Wotrtibas bezeichnen könnte.
Wohl waren die ausgestellten Bronzen fast durchwegs in den
letzten beiden Jahren entstanden, aber die Zeichnungen reich-
ten bis zu den Anfängen von Wotrubas bildnerischer Tätigkeit
zurück. Sie ließen eine erstaunliche Kontinuität und Folgerich-
tigkeit des Weges aul ein sehr persönliches und doch auch allge-
mein situationsdokumentarisches Menschenbild deutlich werden.
Wotruba, der weniger in Österreich als im Ausland und hier
besonders in den USA, in Belgien. Holland und nach und nach
auch in Deutschland in seiner Bedeutung wie in seiner Einzig-
artigkeit erkannt und Bildhauern und Plastikern wie Marini,
Laurens, Moore und Giacometti gleich geachtet und gewertet
wird, ist aber gerade hinsichtlich dessen. was er mit der mensch-
lichen Figur zu sagen sich bemüht, von allen soeben genann-
ten Künstlern überaus verschieden. Keinem von ihnen jeden-
lalls geht es derart um den Menschen an sich wie Wotruba,
so weit man ihn überhaupt mit einem solchen abstrakten „an
sich" in Zusammenhang zu bringen berechtigt ist, da er zwei-
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