Zeichnung eines roten jaspers aus dcm Besitz der
Könige von Frankreich, der in Thema und Wieder-
gabe mit dem Wiener Exemplar identisch ist. Aus
einem um 1711 publizierten Werk über Gemmen und
Kameen.
beanspruchen. Ich stütze meine Behauptung auch darauf, daß
erst in dieser Periode der griechischarömischen Kunstentwick-
lung eine Bildkomposition möglich ist, in der, im Gegen-
satz zu vorangegangenen Epochen, die Figuren untereinander
durch Haltung und Gebärde in so lebhafter Wechselbeziehvng
stehen. Dieser Ausdruck steigert sich in den Darstellungen eini-
ger hervorragender Werke bis zu einer grandiosen Leidenschaft,
die heute im künstlerischen für uns durch den Begriff des Barock
charakterisiert wird.
Als letztes bliebe mir noch, eine plausible Erklärung für die
Verwendung, bzw. den Gebrauch eines solchen Ringes zu hie-
ten. Der Durchmesser (innere Weite) des Ringes ist selbst für
eine sehr große Hand auffällig. als Siegelring verwendet. scheint
mir das Thema doch zu sehr in eine religiöse Sphäre zu weisen.
So kommt eine antike Überlieferung zustatten, die berichtet, daß
violett (amethyst) die I rbe der Dionysosmysten war (griech.
n-mestystos - gegen die Trunkenheit) "i; das ekstzitische, trun-
Greifbarer wird das gleiche Thema erst wieder auf pompei-
janischen Wandgemälden des 1. jhs. v. und n. Chr., doch
herrscht hier die zwei-, höchstens dreifigurige Komposition (Ari-
adne-Dionysos-Pan) vorJ" Zahlreich sind die Beispiele auf Mo-
saiken der Kaiserzeit, von denen hier nur die aus Antioehia aus
dem 1. und 2. jh. n. Chr. genannt seienßl. Von diesem Zeitpunkt
an häufen sich die Darstellungen dionysischcr Themen, vor
allem in der Grabmalkunst, sowohl auf klassischem als auch auf
provinziellem Boden. Die archäologische Forschung konnte in
diesem Zusammenhang ein letztes Aufleben des Mysterienglau-
bens unter allen Schichten und in allen Teilen des römischen
Imperiums nachweisen, das der im 4. Jahrhundert allgemein fol-
genden Christianisierung als religiöse Welle vorausging. Sarko-
phagreliefs z. B. in Bolsena, Salerno, im Louvre, Baltimore oder
New York haben Szenen des Dionysos-Ariadne-Mythos zum
Thema. Unter diesen sei besonders auf den Uvaroff-Sarkophag,
der nun im Museum von Baltimore aufbewahrt wird, hingewie-
sen, den K. Lehmann und E. C. Olsen auf Grund eingehender
Studien in den Beginn des 3. Jhs. n. Chr. datieren konnten}?
Eine solche Datierung möchte ich auch für unseren Gemmenring
Bronzeplakettc, die gegen Ende des 13. ]hs. nach dem Manluaner
Kameo geschaffen wurde. Wiener Privatbesitz.
Zeichnung eines Knmeos aus Chnlccdon, aus dem Besitze Lnrenzo
de Medieis. Hier ist das gleiche Thema, jedoch mit geringen AbA
Änderungen dargestellt. (Aus einem um 1731]?) entstandenen XVcrk
über Florentinische Kunalschiilzm)
kene Schwärmen war ein Teil ihrer Kulthandlungen, die
manchmal bis zur Selbstverstümmelung führen konnten, sodaß
ein apotropäisches (unheilnbwehrendes) Zeichen wohl am
Platze war. Aus anderen Zusammenhängen ist bekannt, daß
es in der Kaiserzeit üblich war, durch Tragen von Ringen und
Medaillons mit Darstellungen der personifizierlen Trunkenheit
(Methe). seine Zugehörigkeit zum Dionysoskult öffentlich zu be-
kennen und auf diese Weise dafür auch Propaganda zu machen."
So wäre es durchaus möglich, duß ein Ring wie der hier publi-
zierte, ein Mitglied, oder vielleicht auch den Priester einer sol-
chen Kullvereinigung auswics.
1 A. F. (mm. 111111111". Flurvnllnum, Cemlnae antlquue ex theuuuru menllceo e!
prlvuturum ductyliothecis Florenllne exhlbllue 1.111. cc 17:11 2 Tal. m, 1, u. s. 1a
s. llelnnch, Piitrles gravßes, 1'111. 4-1, 92'.
Y Julub. 11. Deulsth. 11m1. 11111111111, es. 1m. (1951) 3211. M. lllelwr, Das antike
Theater, s. 9111.
1 Pmm untlquex grnväns, 11m1 de: pzlucipaux cublnets de m Frunße, dedle
1 1111111119111 501mm cnemn, uxuv Jacob] le my, (letlnlnux [luslquelu 1711) ohne
Puglnlvrung und Amor.
l 11. Levl, Autinch 3105m Puvulnents, S. 44, Kumeo v. Munluxl.
5 Lau Plunlsclg, Die Brunzeplnslllien, 11111-11. d. 1411115111111. sulnung. 1v. 11.1. (1924),
1-1. 21a, 11.1.. aaa. 1;. 1-: Bnngv. im Hallen. Bronzen der Renaissance und des
Barock, 2. 1'111, 11mm und nahm... (man. 11122), s. 1a, m. ms und a7, 1.1. s.
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