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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 6)

 
In dcr Todesslunde Chrisii bebt die Erde und Häuser stürzen ein. 
Illustration zu dem Evangelienkommenlar des Heinrich von 
Mügeln (Schaffhausen, Sladlbibiiülhek, cod. 8, Iol. 27V), um 
1331140 in Niederösterreich enisianden. 
einer bestimmten Richtung. Auch der anonyme Zeichnet 
Lilienfeldei- „Rationale Durandi" griff für seine Monstren 1 
fellos auf ältere Vorbilder zurück; er deutet sie aber neu, il 
er ihrer „FabeIhaftigkt-it" menschliche und gleichsam g 
hafte Züge beifügt. 
Ein Höhepunkt dieser Bemühungen um gestischen und n 
sehen Ausdruck wird in jenen drei Bildseiten der Lilienf 
„Concordantiae Caritatis" erreicht, die ein besonders eigc 
liger Künstler für diese sonst recht konventionell illustr 
Handschrift schuf. Sein Stil und seine Technik lassen uns 
muten, daß dieser Maler kein Österreicher war, sondern 
Niederrhein oder aus Hessen stammte '. Ihm gelingen eine 
drucksvolle Verhäßlichung der Gesichter und eine Über 
iichkeit der Körperbewegungen, die in der ober-deutschen 
lerei erst hundert Jahre später wiederkehren sollten. 
Daß unsere Beispiele sämtlich aus Bilderhandschriften ni 
österreichischer Herkunft gegriffen wurden, bedeutet übr 
nicht ausschließlich eine Reverenz vor den großen Beiti 
dieser Landschaft zur gotischen Kunst, denen ja das vorlieg 
Heft dieser Zeitschrift gewidmet ist. Vielmehr ergab sich 
solche Auswahl zwanglos aus der besonderen Deutlichkeit 
der die besprochenen Erscheinungen gerade im österreichi! 
Raum zu fassen sind. Hier trafen die beiden großen realistie 
Bewegungen des frühen 14. Jahrhunderts, deren eine von 
land und Flandern ausging und deren andere in Italien durc 
Tat Giottos inauguriert worden war, schon ab etwa 1330 a1. 
ander. Ihren jeweiligen Anteil an den behandelten Werke 
einzelnen zu zeigen, fehlt uns der Raum, doch mag deren 
spiel immerhin dartun, zu welch eigenartigen und frühr 
Leistungen die Entwicklung gerade in den Rand- und 
schungsgebieten der großen kulturellen Abläufe gedeihen l 
1 Diese Vorlage muß eine Srhuw-nlerhundsrhrlft des Codex lii, 207 von 
Florian gewesen sein, dessen Fursllnilix von Culnesinn und [leider 1867 
üffuullidll wurde. 
2 Vgl. H. Jerchel in Jh. Li. kunslhistor. Sammlungen In Wien, N. F. VI 
Abb. 95. 
5 So stehen ihm elwu die Fedcrzelchnungen der sicher hessischen Armenbih 
Apokalypse m Welnmr (vgl. um Monographie von n. von der Gabeleniz, 
burg 1912) sowohl Im Strich wie inx Kolorit sehr nahe -- freilich nicht auc 
sichtlich ihres kiinxlierischen Nivcuus. Ein verwandtes Temperament apric 
einigen underen Einzelleistungen im Fünfzlgerjuhre, etwa der Arlnenbib 
Berliner Kllpierntichlulllinelis ülllf der Kauimnnnsrhen Kreuziguugstui 
Deutuehen Museum zu Berlin; u" „realistische Expressionismus" unsere: 
sie" aber wird nie völlig erreicht. 
andluqmiw? -. V 
 
M. v? MTK 
Seekcnmur mit urhuurcrcm Flbkih, als Dvkoralion des unlcrun (u; 
beschniucncn) Scilcnrzmdcs; im Fischleih die [Xnfangmxwxrlc der n. ch- 
slen Suilc. Um IR-SJVSU (Lilicnibvsld. cod. 221, liol. 82'), 
 
 
Ininqlc aus du- Bnhcl dcx Kustos lhulnch von 
St. Pullen. genmll 1341 von Hcrvuord von S1. Andm 
(Öslcrr. Nut. BiIxL, um] 1203, fnl. 26W). 
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