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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 6)

Nur aus diesen Quellen heraus ist die Entwicklung der nied( 
Österreichischen Golik, die übrigens nicht vollkommen konlol 
mit der der anderen Bundesländer, z. B. Slciermarks und Tin 
läuft, in ihrer Eigenart und Bodenstiindiygkeityersxändlich. 
Einzelne Schöpfungen auf niederöstcrreichischem Boden (m 
denke an die zweischillige Halle und den flach geschlossen 
Hallenchor) waren richtunggebend nicht nur für den Raum ( 
alten Österreich, sondern darüber hinaus, für ganz Süddeutsc 
land. 
Bild links: 
Zisterzienscrublei Heiligenkreuz bei Wliun. Blick in den rcchtcckigw 
dreischifiigcn Plnllcnchor, 1293 gewcihl. 
Bild unten: 
Zislerzicnscrahlei Zwcnl im Waldvicrlel. Blick .in den Kapcllcnkra: 
1343-48, und in den Umgang des Hnllcnchors, 1360-83, von Mcisi 
jzms aus Wien. Verbindung des nordfranzösischen KathedrnIgrundriSK 
mit der österreichischen Form der Hallenkirchc. 
Bei dem 1343-1348 erbauten Kapellenchur der Zistcrzienser- 
stiftskirche in Zwettl modifizierte „Meister Johannes" die Chor- 
formen der zisterziensischen Mutterabteikirchen Clairvaux III 
und Pontigny II unter dem Einfluss: der Knlhedralchöre von 
Paris, Bourges und Sens. Aber unerhört neu und ausschließlich 
österreichische Erfindung war die Verbindung des Kathedral- 
chores mit der bei uns heimischen Hallenidee, welche die schma- 
len Seitenschiffe und den Chorumgang bis zur Höhe des Mittel- ' 
schiffes hinauftrieb, ähnlich wie man bei St. Stephan über dem 
Grundriß einer dreiehörigen Basilika einen Hallenchor erbaut 
hatte. Die Zwettler Lösung war so originell, daß sie später Peter 
Parler beim Chorbau der Heiligenkreuzkirehe in Schwäbisch- 
Gmünd anregte. 
Viel fruchtbarer nlS diese mit Zisterziensei" Baugedanken spie- 
lenden flachen sowie vieleckigen Chorschlüsse erwies sich der 
von den Bettelorden nördlich der Alpen schrittweise entwickelte 
Langchor, der mit zwei, später mit drei und mehr Jochen und 
einem S18 Schluß an querschifflose Langhäuser ansetzte, wohei 
bei dreischiffigen Hallen die Seitenschiffe flach schlossen. Die 
große Durchschlagskraft dieser Orden, die inmitten belebter 
Städte und nicht wie die Zisterzienser und Kartäuser in ei__n- 
samen Wzildtälern ihre Kirchen bauten und sich eines großen 
Zulaufes von nah und fern erfreuten, wur der Grund, warum 
ihre auf das Einfache und Zweckmäßige gerichtete Baukunst am 
meisten bei Pfnrrkirchen Nachfolge fand.
	        
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