die Auseinandersetzung mit der italienischen Malerei, aber auch
mit der holliindisclt-fliimischen Kunst. Zur gleichen Zeit, als
die großen deutschen Baumeister die italienischen ablösten, in
den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts, begann nach ein-
zelnen bedeutenden Vorläufern die großartige deutsche Fresken-
kunst. lhrc Meister arbeiteten mit einer ungeheuren Fruchtbar-
keit vom Rhein bis nach Ungarn und Böhmen, Mähren und
Schlesien. Die llttuptzentren Innsbruck, München, Augsburg und
Wien, während dreier Generationen durch das Schaffen der
Maler in ihren Einflußhereichen eng verflochten, waren die
Mittelpunkte, von denen die unerschöpflichen künstlerischen
Kraftquellen durch mehr als ein volles Jahrhundert ausströmtcn.
Die österreichische Baroekmalcrci erscheint in der Sammlung
Wilhelm Reuschcl bis auf Johann Michael Rottmayr, von dem
Olstudien kaum bekannt sind. durch alle ihre Hauptmeister ver-
treten. Die derselben und der "ntscheidenden spätbarocken Ge-
neration angehörenden Maler Carlo Carlone, Daniel Gran, Paul
Troger, Bartolotneo Altomonte und Anton Zoller repräsentieren
die lireskenkunst der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ihnen
folgen in Tirol Johann Jacob Zeiller und Martin Knoller und
im Dnnauraum Franz Anton Maulbertsch, Josef lgnaz Mildorfer,
Franz Sigrist und Johann Martin Schmidt, die - bis auf Mil-
dorfer - im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts geboren worden
sind. Sie bestimmen die Erscheinung der österreichischen Ma-
lerei in der zweiten Jahrhunderthälfte. Diese gibt durch die
großen Namen Maulhcrtsch und Kremser Schmidt gegenüber
der Malerei der Gran und Troger nichts an künstlerischem Rang
nach.
Carlo Carlone, der im Auftrag Prinz Eugens in Gartensälen des
Oberen Belvedere gemalt hat, erscheint unter seinen deutschen
Zeitgenossen mit zwei kreisrunden Kompositionen für kleine
Kuppeln: mit flüßigstet" Eleganz und Leichtigkeit wirkt die
Krönung eines Kriegers mit Helm und Fahne in den Wolken,
gemalt mit leuchtendem Rot, Rosa und Blau. Der späte Erbe der
italienischen Barockmalerei verfügt über eine Bravour der ma-
lerischen Improvisation, die in ihrer wcltmiinnischen Noblesse
keinem Österreicher eignet. Auch Paul Troger baut in seinem
Entwurf der Aufnahme Mariens in den llimmel, die er wohl 1747
für das (Ihordeckenfresko des Domes von Brixen gemalt hat, mit
den leuchtenden Farben Rot, Weiß und Blau die Szene in der
Wolkenglorie des Himmels auf, über die vollkommene Gestal-
tung der Komposition durch ein reifes Können hinaus atbcr
ergreift die Tiefe der menschlichen Vergegenwärtigung: wie
Maria mit gesenkten Armen auf die Wolken hinsinkt, von ihrem
göttlichen Sohn mit entbreiteten Armen empfangen, wie die De-
mut der Jungfrau sich mit der aufnehmenden Liebe Jesu begeg-
net und in göttlicher Majestät Gottvater hoch in den Himmels-
Wolken thront, das hat Trogcr - in seinem umfangreichsten
Spiitwerk der Brixener Domfreskcn - souverän und tief beseelt
zugleich wie nie früher gemalt. Zwanzig Jahre vor diesem
lichten Altcrswerk Trogers hat Daniel Gran für die Wiener
Karlskirehe das Altarbild „Die heilige Elisabeth verteilt Brot an
die Armen" geschaffen. Eine ungewöhnlich temperamentvolle
Studie für den unteren, irdischen Teil des Gemäldes gibt Zeug-
nis von der ersten Niederschrift der Bildidee, die fast immer -
vor allem auch bei der kühlen Natur Grans - viel unmittelbarer
und lebensvoller erscheint als das große Altarwerk oder Decken-
fresko. Die zügige Lebendigkeit einer geradzu momentan wir-
kenden Fixierung von Mariens Himmelfahrt charakterisiert auch
Bartolomeo Altomontes schönen Entwurf für ein Deckcnbild.
Gleichen Alters mit Gran und ein Jahrfünft iilter als Trogcr, hat
der 1693 Geborene und seit 1736 in Linz a Sige Maler vor
allem in den oberösterreichisehen Stiften Fresken und Altar-
bilder gemalt. Auch Altomonte erfuhr, gleich Gran und Troger,
seine künstlerische Ausbildung in Italien, was iür den Tiroler
Anton Zoller, den an der Wiener Akademie Geschulten nicht
mehr zutrifft. Sein schöner Entwurf für die Kuppel der Kirche
von Telfes, 1757 entstanden, zeigt die Muttergottes als Himmels-
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