Carlo Carlone, Die Krönung des Kriegers. Entwurf für ein kleines
Kuppclfrcsko.
Daniel Gran, Die hl. Elisabeth verteilt Brot an die Armen.
für ein Altarbild in der Wiener Karlskirche. 1736l37.
ntwu
königin. Öffnet Troger in seiner Komposition für den Dom von
Brixen über seinem gemalten Architekturrahmen den Blick in
das freie Himmelsfeld, so läßt Zoller die Muttergottes mit Gott-
vater und dem Heiligen Geist in eine hohe Kuppelarehitektur
empursehweben. Dadurch hebt sich die Tiroler Kompositionsart
von der der Wiener Meister ab, die in ihren Himmelsglorien
auf ein architektonisches Gerüst verzichten und die Figuren ganz
in den unbegrenzten Himmelsraum eingehen lassen.
Der im Jahre 1708 in Reutte geborene Johann jacob Zeiller, der
als seine Hauptwerke die großen Freskenzyklen in den Klöstern
Ettal und Ottobeuren gemalt hat. gestaltet das Thema der Ver-
kündigung Mariae mit geradezu dramatisch bewcgtem Pathos.
Zeiller führt zu den fast eineinhalb jahrzehnte jüngeren Mei-
stern Maulbertsch und Knoller. Der eine aus Langenargen am
Bodensee, der andere aus Steinach am Brenner stammend,
wurden sie beide an der Wiener Akademie ausgebildet. Hat
Knaller seine Hauptwerkc im deutschen Westen (Ettal, Ncres-
heim, München) geschaffen, so führte Maulbertsehs künstleri-
scher Weg über Wien hinaus nach Ungarn, Mäihren und Böhmen.
Maulbertschs bezauberndste Arbeit in der Sammlung Reuschel
stellt neben mehreren Grisaillen der glänzende Entwurf mit der
Taufe Christi dar, den er für den Thcologiesaal der Alten Uni-
versität in Wien gemalt hat. Mit geradezu dichterischer Gestal-
tungskraft verwirklicht Maulbertseh die Szene am Jordan, in der
sich das Wirkliche mit dem Phantastischen und die Fülle der Fi-
guren mit dem Reichtum leuchtender und lichtdurchsättigter
Farben begegnen. Kaum einer der Zeitgenossen Maulbertschs hat
der religiösen und mythologischen Welt eine ähnlich tief und
großartig verklärende Verherrlichung geschenkt. Knollers Fres-
kenentwürfe für die Klosterkirehen in Volders und Neresheim,
die in der Sammlung vereinigt sind, erscheinen neben Maul-
bertschs Entwürfen trotz größter Beweglichkeit stärker dem
Wirklichen verhaftet. Sie berichten die Wunder und die heiligen
Legenden mit ungleich sachliehererAnschauung. Erst die Skizzen
von Johann Martin Schmidt (Krems-er Schmidt) verleihen den
religiösen Geschehnissen durch das schimmernde Helldunkel wie-
der den Zauber des Wunderbaren. An ihm haben auch die Skiz-
zen Franz Sigrists teil, die mit scharfen Lichtbahnen Figuren
und Dinge aus dem Dunkel holen.
Eine erstaunliche Fülle künstlerischer Ausdrucksformen wird
in den kleinen Skizzen und Entwürfen sichtbar. Daß sie die
österreichischen Meister vom Bodensee bis zur Donau zu einem
vielstimmigen Chor vereinigen, macht mit den Skizzen süddeut-
scher Meister den unvergleichlichen Zauber der Sammlung Wil-
helm Reuschel aus.