als er sieh am Sterbebett gegenüber Hummel mahnend geäußert
haben soll: „Sieh, lieber llummcl, das Geburtshaus von llaydn,
eine schlichte Bauernhüttc, in der ein so großer Mann geboren
wurde."
l)er Sinn dieser Worte Beethovens ist es, der uns auch heute
noch berührt. Inmitten eines Zeitalters, das es im technischen
Fortschritt sehr weit gebracht hat und das dem „Lebens-
standard" so viel Bedeutung beimißt, ist das llaus eine Gedenk-
stätte der Besinnung auf die wahren Werte des Geistes, die
sich in Abgeschiedenheit viel eher zu entfallen vermögen. Leider
war dieser ländlichen Weihestiitte nicht immer ein günstiges
Schicksal beschieden. Im 19. Jahrhundert lebte von Generation
zu Generation noch die ehrfürehtige Erinnerung an den großen
Meister weiter, de sen llaus man mit einer Tafel „Zum llaydn"
benannt hatte. i ' lungen wurden weitergereicht und fügten
sich zu Legenden. 1877 wurde vom Männergesangverein Arion,
dem Johann Strauß als einer der prominentesten Mitglieder
angehörte, die erste Gedenkinschrift angebracht. 1899 ging dann
die alarmierende Nachricht durch die Presse: „Das Haydnhaus
in Rohrau abgebrannt." Glücklicherweise blieb die Holzdecke
der großen Stube unversehrt. Die anderen Räume aber waren
schwer betroffen, so daß damals - wie man annehmen kann -
entscheidendc Umbauten durchgeführt wurden. Aber schon drei
Jahre später, zum Jubiläumsjahr 1909, sehen wir das mit Fahnen
geschmückte Haus mit einem neuen Strohdach cingedeckt. Auch
der Brucker Männergesangverein enthüllt in diesem Jahr eine
weitere Tltfel. Im llaus selbst wurden neben Photos und Me-
daillen ein Gcdenkbuch verwahrt, das gemäß einer grundbücher-
liehen Eintragung den künftigen Besitzern weitergereicht wer-
den sollte.
Obwohl dank der 'l'äligkeit einzelner Vereine das Interesse an
der Gcdcnkstättc immer mehr zunahm, kamen für das Haus
schwere Zeiten. Die alte malerische Strohdeckung verschwand
und im llof wurde im rechten Winkel zum Haupthaus, dort, wo
schon 1820 ein Trakt stand, ein Wlirtschaltsgebäude angebaut.
Das Geburtszimmer blieb weiterhin als Stall in Verwendung.
Auch die offiziellen Feierlichkeiten des Jahres 1932 konnten an
dieser Kulturschande nichts ändern. Eine Lotterie vermochte
nicht ausgenützt zu werden; es blieb bei der Enthüllung weiterer
Gedenktafeln. Am Unverständnis scheiterten auch alle künftigen
Bemühungen, bis es der Niederösterreichisehen Landesregierung
unter Opfern gelang, das historische llaus gegen einen Neubau
einzutauschen. Nun war der Weg zum Ausbau einer würdigen
Gedenkstiitte endlich frci.
Die ersten Bemühungen galten der stilgemäßen Restaurierung
des Hauses. Der alte Baubestand wurde rekonstruiert, das Ge-
burtszimmer, was Fenster und Türen betrifft, wieder in den
originalen Zustand versetzt und das Dach mit Stroh eingedeckt.
Aber auch die Liebe zum Haydnhaus regte sich wieder von
neuem. Gräfin Stcphanie Harrach widmete die originale Büste
Bild S. 2:
Ansicht des Üausua von
außcn.
Zwei Ansichten dus Hofes,