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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 9)

als er sieh am Sterbebett gegenüber Hummel mahnend geäußert 
haben soll: „Sieh, lieber llummcl, das Geburtshaus von llaydn, 
eine schlichte Bauernhüttc, in der ein so großer Mann geboren 
wurde." 
l)er Sinn dieser Worte Beethovens ist es, der uns auch heute 
noch berührt. Inmitten eines Zeitalters, das es im technischen 
Fortschritt sehr weit gebracht hat und das dem „Lebens- 
standard" so viel Bedeutung beimißt, ist das llaus eine Gedenk- 
stätte der Besinnung auf die wahren Werte des Geistes, die 
sich in Abgeschiedenheit viel eher zu entfallen vermögen. Leider 
war dieser ländlichen Weihestiitte nicht immer ein günstiges 
Schicksal beschieden. Im 19. Jahrhundert lebte von Generation 
zu Generation noch die ehrfürehtige Erinnerung an den großen 
Meister weiter, de sen llaus man mit einer Tafel „Zum llaydn" 
benannt hatte. i ' lungen wurden weitergereicht und fügten 
sich zu Legenden. 1877 wurde vom Männergesangverein Arion, 
dem Johann Strauß als einer der prominentesten Mitglieder 
angehörte, die erste Gedenkinschrift angebracht. 1899 ging dann 
die alarmierende Nachricht durch die Presse: „Das Haydnhaus 
in Rohrau abgebrannt." Glücklicherweise blieb die Holzdecke 
der großen Stube unversehrt. Die anderen Räume aber waren 
schwer betroffen, so daß damals - wie man annehmen kann - 
entscheidendc Umbauten durchgeführt wurden. Aber schon drei 
Jahre später, zum Jubiläumsjahr 1909, sehen wir das mit Fahnen 
geschmückte Haus mit einem neuen Strohdach cingedeckt. Auch 
der Brucker Männergesangverein enthüllt in diesem Jahr eine 
weitere Tltfel. Im llaus selbst wurden neben Photos und Me- 
daillen ein Gcdenkbuch verwahrt, das gemäß einer grundbücher- 
liehen Eintragung den künftigen Besitzern weitergereicht wer- 
den sollte. 
Obwohl dank der 'l'äligkeit einzelner Vereine das Interesse an 
der Gcdcnkstättc immer mehr zunahm, kamen für das Haus 
schwere Zeiten. Die alte malerische Strohdeckung verschwand 
und im llof wurde im rechten Winkel zum Haupthaus, dort, wo 
schon 1820 ein Trakt stand, ein Wlirtschaltsgebäude angebaut. 
Das Geburtszimmer blieb weiterhin als Stall in Verwendung. 
Auch die offiziellen Feierlichkeiten des Jahres 1932 konnten an 
dieser Kulturschande nichts ändern. Eine Lotterie vermochte 
nicht ausgenützt zu werden; es blieb bei der Enthüllung weiterer 
 
Gedenktafeln. Am Unverständnis scheiterten auch alle künftigen 
Bemühungen, bis es der Niederösterreichisehen Landesregierung 
unter Opfern gelang, das historische llaus gegen einen Neubau 
einzutauschen. Nun war der Weg zum Ausbau einer würdigen 
Gedenkstiitte endlich frci. 
Die ersten Bemühungen galten der stilgemäßen Restaurierung 
des Hauses. Der alte Baubestand wurde rekonstruiert, das Ge- 
burtszimmer, was Fenster und Türen betrifft, wieder in den 
originalen Zustand versetzt und das Dach mit Stroh eingedeckt. 
Aber auch die Liebe zum Haydnhaus regte sich wieder von 
neuem. Gräfin Stcphanie Harrach widmete die originale Büste 
Bild S. 2: 
Ansicht des Üausua von 
außcn. 
Zwei Ansichten dus Hofes, 

	        
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