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Volltext: Alte und Moderne Kunst IV (1959 / Heft 11)

schwarzen, seharlkzintig zerschnittenen Gebilde vorne, so wie 
in den anderen, den äußerlich naturnäheren Köpfen ist das 
Behcrrsehende das Erlebnis der plastischen Form. Das ist die 
zweite entscheidende Formcigenheit dieser von einem drohenden 
Ernst und von Tragik erfüllten Gesichter. Es ist nicht über- 
raschend, wenn man erfährt, daß in der Kunst Frau Weixl- 
gärtners der Arbeit an den Graphiken die Beschäftigung mit 
der Skulptur parallel geht. Mit dieser begann sogar ihre künst- 
lerische Tätigkeit, und zwar als Schülerin von Anton Hanak. 
Der hier abgebildete Kopl aus glasiertem Ton, ein Werk aus 
dem jahre 1956, ist etwas wie ein plastisches Gegenstück zu der 
.. Yotisehen" Leidensmaske des „licce homo". Die Künstlerin will 
sich in der nächsten Zeit sogar mehr der Skulptur als der Gra- 
phik widmen. 
Maske. Glasierter Ton. 1959. 
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Von WI 
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Die Zeitalter vor der Erfindung des Autos hatten die Straßen 
so geführt, daß sie Verbindungswege von Siedlung zu Siedlung, 
von Gehöft zu Gehöft waren. Den Menschen war es ein selbst- 
verständliches Bedürfnis, die markanten Punkte der Straßen mit 
religiösen Zeichen zu versehen. Wegkreuze. Kapellen und Ge- 
denksteine sollten die Straßen nicht nur in den Schutz des Aller- 
höchsten stellen, sondern auch den Wanderer und Reisenden zum 
Verweilen einladen, zum Ruhen und zur Besinnung im Gebet. 
lm Zeitalter der Motorisicrung sind aus den Verhindungswegcn 
für Fußgänger und Pfcrdegespanne gigantische Rollbahnen ge- 
worden, die wohl zu den mächtigsten und signifikantesten Lei- 
stungen des 20. Jahrhunderts gezählt werden dürfen. Die Tras- 
sen dieser Straßen werden so geführt, daß sie nicht nur schnelle 
und kürzeste Verkehrswege ergeben, sondern daß auch alle 
landschaftlichen Schönheiten zur vollen Wirkung kommen. Mit 
überraschender Einfühlung, ja geradezu mit Ehrfurcht vor der 
Natur, werden an geeigneten Punkten Rasthäuser angelegt, die 
dem Reisenden und seinem Auto jeden nur erdenklichen Kom- 
fort bieten. 
In ein r solchen profanen Umgebung von technischer und mate- 
rieller Perfektion wurde nun in den Jahren l957fi8 der Versuch 
unternommen. ein sinnfälliges Zeichen religiösen Lebens zu 
errichten. 
Ein privater Auftraggeber. der bei langen und oft einsamen 
Fahrten auf den Autobahnen die Bedeutung von Besinnungs- 
pausen im Gebet oder durch die Teilnahme an der Messe erlebt 
hatte, stellte der Diözese Augsburg die Mittel zur Verfügung, 
gemäß seinen Intentionen eine Autobahnkapclle zu hauen. Dem 
Wiener Architekten Raimund Doblhoff kam die Aufgabe zu, in 
die profane und hastende Umwelt einer Autobahn einen Bau zu 
stellen, der auf das Bestimmteste die religiöse Aufgabe mit den 
praktischen Notwendigkeiten vereinigen sollte. Als Bauplatz 
 
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