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Volltext: Alte und Moderne Kunst V (1960 / Heft 3)

ZU 
NEUEREN 
ARBEITEN 
VON 
GEORG 
MERKEL 
FRITZ NOVOTNY 
Es ist einige Jahre her, seit man zuletzt in Wien. 
Arbeiten von Georg Merkel in größerer Anzahl sehen 
konnte, und zwar in einer Ausstellung der Galerie 
Würthle im Sommer 1954. Für viele war das damals ein 
erstes Bekanntwerden mit der Kunst dieses Malers, denn 
er war einer der Wiener Künstler, die 1938 die Stadt ver- 
lassen mußten. Er ging nach Paris, wo er sich schon 
in den Jahren von 1906 bis 1914 aufgehalten hatte, und 
lebt seit längerer Zeit am Rande der Stadt, in Le Plessis- 
Robinson. 
Was man in jener Wiener Ausstellung zu sehen bekam, 
waren im wesentlichen Arbeiten aus der letzten Schaf- 
fenszeit, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, und 
solche Bilder sind es auch, die hier wiedergegeben sind. 
Mit zwei oder drci Figurenbildern wie diesen ist auch 
schon der Themenkreis bezeichnet, auf den Merkel sich 
seit vielen jahren, ja schon seit seinen Anfängen, be- 
schränkt, Es sind last immer arkadische Szenen, Gruppen 
von höchstens drei oder vier Gestalten, die still herum- 
stehen oder -sitzen, eine Liebesszene, Hirten und Nym- 
phen in einer angedeuteten Landschaft. Insoweit sind es 
also Themen und Motive klassifstischer Art, in ihrer 
Verbindung von Typisierung ins zeitlos Überwirkliche 
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mit der äußersten Schlichtheit und Ereignislosigkeit, 
Dieser alte Grundgedanke einer Vereinigung des „Gro- 
ßen", gedanklich Bedcutungsvollen, mit dem „Kleinen", 
Belanglosen, durch die Zeiten in ungezählten Abwand- 
lungen lebendig, hat in der Malerei unseres Jahrhunderts 
neue Gestalt angenommen: Pathos und Gedanke sind un- 
wichtiger geworden und die Waage hat sich, einleuch- 
tend genug, wenn man bedenkt, was in der Malerei un- 
mittelbar vorausging, der schlichten Erscheinung zuge- 
neigt. Zu dieser Gattung von Figurenmalerei eines mo- 
dernen Klassizismus, dern die späten Werke Corots und 
die Kunst Marees' als die bedeutendsten Ideale vor- 
schweben, gehören auch die Bilder Merkels, und in ihnen 
hat das „Kleine" noch eine besondere, wörtliche Bedeu- 
tung. Diese Bilder sind zumeist von kleinem Format und 
es ist auch auf diesem Weg allem ausgewichen, was 
pathetisch wirken könnte. Dafür gibt es in manchen von 
ihnen einen ganz zarten, kaum greifbaren Humor, wie 
zum Beispiel in der Atelierszene (AblLZ), in allen aber 
eine auf iei ste Töne abgestimmte Poesie träumerischer 
Idyllen. last überflüssig zu sagen, daß diese Poesie in 
einer solchen Malerei, in der alles gegenständliche De- 
tail weggelassen, weggeräumt ist, zum geringsten Teil
	        
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