er Botschafter in Madrid, wo er drei Jahre blieb. Wieder
in Wien, spielt er eine große politische Rolle und fast
täglich mit dem Kaiser Karten. Im Jahre 1683 finden
wir ihn im Hauptquartier Leopolds I., das für einige Zeit
im Harrachschen Schlosse Asehaeh aufgeschlagen wird.
Ferdinand Bonaventuras Tagebuch während der Belage-
rung von Wien gehört zu den wichtigsten Quellen für die
Zeit der Türkennot. Er erwirkte beim Kaiser für die
Trinitarier, welche zum Unterschied von den Schwarz-
spaniern - den Benediktinern von Montscrrat - Weiß-
spanier genannt wurden, die Erlaubnis zum Bau des Klo-
sters und der Dreifaltigkeitskirche in der Alserstraße.
Ihre Aufgabe bestand im Loskauf christlicher Gefan-
gener aus der Sklaverei der Türken und Barbaresken.
1697 ging er zum letztenmal nach Spanien, wo bereits
sein Sohn Alois als Botschafter wirkte. Er starb als
Obersthofmcister 1796, ein jahr nach Leopold I., seinem
Herrn und Freund.
Die Einkünfte aus seinen böhmischen Gütern gestatteten
ihm, das während einiger jahre entfremdete Majoratsn
haus auf der Freyung, das während der Türkenhelagerung
durch einen Brand zerstört worden war, zurückzukaufen
und 1689, vermutlich unter Beteiligung Domenieo Mar-
tinellis, mit dem Bau des Barockpalais zu beginnen. Auf
dem Baugrunde standen einst mehrere Häuser, von denen
eines schon 1440 einem Mitglied der Familie, Hanns
Harrach, gehörte. 1623 erwarb Karl Harrach den ganzen
Häuserkomplex, dessen Hauptteil 1616 aus dem Besitz
des Kardinals Dietrichstcin an die jcsuiten gelangt war,
für welche Pater Lamormain den Kaufvertrag mit Har-
rach abschloß. In der Kapelle des zu einem einzigen
Haus verbundenen Palastes wurde am 9. _luni 1623 die
22jährige Isabella Katharina in Gegenwart Ferdi-
nands II. dem SOjährigen Witwer Wallenstein angetraut.
Seit über einem halben Jahrtausend sind die Harrach
in dem Boden zwischen Freyung und Hcrrengasse ver-
wurzelt.
Suchte der kaiserliche lief einen Botschafter für Madrid,
er fand ihn unter den Harrach. die dort gut eingeführt
waren. Ein Harraeh, Lconhard IV., begleitete Maria, die
Witwe Maximilians I[. und Schwester Philipps II., in
die Heimat, ein anderer, Franz Albrecht, verhandelte
in Madrid wegen der Vermählung der Infantin Margarita
Teresa mit Leopold I.; Ferdinand Bonaventura und sei-
nem Sohne Alois wurde die Mission anvertraut, das Erbe
der spanischen Monarchie dem Erzhause zu sichern. Fer-
dinand Bonaventura verließ im Oktober 1698 Madrid
und schloß am 16. November 1700, am selben Tage, an
dem Ludwig XIV. das spanische Erbe für seinen Enkel
annahm, den Vertrag, der dem Kurfürsten von Branden-
burg die preußische Königskrone zusicherte. Alois, als
Botschafter in Madrid zurückgeblieben, unterlag seinen
Gegenspielern, dem französischen Botschafter Marquis
dTIarcourt und der Favoritin der Königin, der Gräfin
Berlepsch. Es war nicht die Kunst der französischen Di-
plomatie, hinter welcher die österreichische keineswegs
zurückstand, sondern der Wunsch, die Monarchie mit
ihren Nebenliindern unversehrt zu erhalten, welchem das
Testament Karls II. entsprach. Die Klugheit gebot Spa-
nien, sich auf Frankreich, die europäische Vormacht, und
nicht auf den schwächeren Kaiser zu stützen.
Alois Thomas Raimund Graf von Harraeh (1669-1742)
1 Ibäbüllil Katharina Herzogin von Friedland, geb. Gräfin von
Harrach (1601-1656), vermählt 1623 mit Albrecht Wallenstein
2 Kardinal Ernst Albrecht Grnf von Hnrrnch (1598-1667),
seit 1625 Erzbischof von Prag
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