7-;
Er sorgte für den Schutz der Bauern vor den Übergriffen
der Feudalherren, für Handel und Gewerbe, für die Ge-
sundung der Volkswirtschaft und der Finanzen. Der
Krieg, der bald nach seinem Scheiden ausbrach und die
österreichische Herrschaft in Süditalien beendete, ver-
nichtete das begonnene Werk. Harrach erwirkte für den
größten Philosophen Neapels, Giamhattista Vico, den
Begründer der Ästhetik als Wissenschaft, den ersten Sn-
ziologen, den Vater der Sprachphilosophie, den großen
Rechts- und Geschichtsphilosophen. beim Kaiser eine
jahresrente von 400 Dukaten. Montesquieu hat im Esprit
des lois manche Gedanken Vicos verwertet, ohne seinen
Gewiihrsmann zu nennen, worüber dieser sich sehr
kränkte. Montesquieu selbst kam auf seiner großen Reise
nach Neapel, wo er von Harrach zur Tafel geladen
wurde.
Eine Fülle von Nachrichten über die neapolitanischcn
Gemälde der Galerie enthält die Korrespondenz des Bru-
ders des Vizekönigs und des Erzbischofs von Salzburg,
des Feldmarschalls Johann Joseph Philipp (1678-1764),
des lIofkriegsratspräsidenten im österreichischen Erb-
folge- und im Siebenjährigen Kriege. Einen schönen
Triumph feierte der Holkriegsratspräsident über Fried-
rich den Großen nach der von Österreich verlorenen
Schlacht bei Mollwitz (10. April 1741). Husaren hatten
den gelehrten Freund des Königs, den Mathematiker
Pierre-Louis de Maupertuis gefangen. Harrach ließ ihm
einen Paß und 200 fl. zur Reise nach Wien aushändigen
und behielt ihn bei sich im Harrachpalais als Gast. Der
Feldmarschall, ein junggeselle, widmete sich der Ver-
mögensverwaltung des abwesenden Majoratsherrn. Er
war vom Wunsche erfüllt, Größe und Reichtum seines
Hauses wachsen zu sehen und war ganz niedergeschla-
gen, als er erfuhr, der Vizekönig fände mit seinen Be-
zügen nicht das Auslangen. „Wie zum Teufel", klagt er,
„konnte da Wirich Daun als Vizekönig von Neapel so
viel ersparen, das Wiener Palais (das Kinsky-Palais auf
der Freyung) zu bauen und überdies einige Herrschaften
zu kaufen?" Die Repräsentationskosten des Vizekönigs
lasteten schwer auf seinen Gütern, obwohl er in dritter
Ehe mit der reichen Witwe des (irafen Gallas, geborenen
Fürstin Ernestine Dietrichstein, vermählt war. Sie hatte
zur Zeit, als Wenzel Gallas Vizekönig war, mit ihm in
Neapel gelebt und kam als Gräfin Harrach wieder in den
königlichen Palast, den sie im Witwensehleier verlassen
hatte. Sie errichtete in Neapel die Nepomuk-Statue in der
Mitte des Ponte della Maddalena. Der Vizekönig fertigte
einen Pferdetransport von Neapel nach Wien für sich,
den Kaiser und den Prinzen Eugen ab. Die edlen Nea-
pclitaner standen und sprangen zu den vortrefflichsten
Pferdeportriits.
Die flämischen und holländischen Bilder brachte der
älteste Sohn des Vizekönigs, Friedrich August Gervas
(1696-1749) nach Wien. Er kam als Ohersthofmeister
der Erzherzogin-Statthalterin Maria Elisabeth nach
Brüssel und versah in der Zeit zwischen ihrem Ableben
14