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dings auch die Kaiserin Maria, die erste Gemahlin Fer-
dinands ll. ebenfalls trug. Charakteristisch ist dabei
ebenso die Verwendung des reichen Schmuckes, der mit
dem Kleid eine völlige Einheit bildet, dessen strenge
Gliederung durch die farbige und schimmernde Wirkung
der Steine und Perlen auf dem dunklen Stoff des Ober-
kleides besonders betont wird. Auch die Kette und das
Diadem folgen den Linien der Kleidung: jede Beweglich-
keit und Lebendigkeit sollte auch hier ausgeschaltet wer-
den. Die Kette ist wie von Schulter zu Schulter auf das
Kleid gespannt, der Haarschmuck fest auf der knappen
Frisur befestigt.
Die Halskrause erfreute sich allgemein in der Damen-
mode längerer Beliebtheit als bei den Männern, wie etwa
in Holland, wo sie noch in den sechziger Jahren ver-
einzelt vorkommt. Hier aber steht die gesamte Kleidung
noch in der Zeit nach 1620 völlig unter dem Einfluß der
spanischen Tracht, als diese ihre Bedeutung für die ge-
samteuropäischc Mode bereits verloren hatte. Es ent-
spricht durchaus der historischen Situation, daß am Wie-
ner Hof die spanische Art eine besonders nachhaltige
Wirkung ausübte; in der Damenkleidung, noch zu einer
Zeit, da den Herren auch des Hochadels, durch die Teil-
nahme am Dreißigjährigen Krieg, bereits die praktischen
Erfordernissen weit mehr entsprechende neue Form zur
Notwendigkeit geworden ward Der Konservatismus der
Damenmode führte am Wiener Hof zu verschiedenen mo-
dischen Kompromissen, ähnlich wie in Spanien. Eine
interessante derartige Erscheinung zeigt das Bild einer
unbekannten Dame aus der Familie Harrach aus dem
Kreis des Wiener Hofmalers Franz Luycx um 1640
(Abb. 6), besonders durch die auffallende Form des
großen Kragcns aus reicher italienischer Nähspitze.
Der Zeit entsprechend ist sowohl die schräge fächer-
förmige Anordnung des steifen Kragens, wie auch die
breit ausladende kurze Frisur mit Stirnfransen. Dies
entspricht sowohl der allgemeinen Modelinie, die um
1640 in der Damenkleidung alles auf breite ausladende
Formen abstimmte, wie auch der zuerst vorn französi-
schen llof kreierten kurzen Haartracht. Zu dieser Fri-
sur und dem steifen, hinten aufstehenden Kragen, ge-
hörte in Frankreich allerdings bereits in den dreißiger
Jahren der tiefe Ausschnitt. Dieser aber stieß vorerst
in Madrid auf schärfste Ablehnung und auch in Wien
fand er erst sehr verspätet Aufnahme. Statt der Krause
- wie sie noch die Kaiserin Maria Anna 1646) zu
dieser Frisur trug - trägt diese Dame den vornc ge-
schlossenen Kragen, der durch den schmalen schwarzen
Spitzeneinsatz und die Kette doch bis zum Hals schließt;
eine seltene Zusammenstellung wie sie auch die Kai-
serin Maria Leopoldina allerdings bereits mit der Hänge-
lockenfrisur auf ihren Porträts von 1648 zeigt.
Die Veränderung der Herrenmode in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts führen das Bildnis des Grafen
Leonhard Ulrich von Mosman, datiert 1660 und das
repräsentative Porträt seines Vetters Ferdinand Bona-
ventura von liyacinlhe Rigaud aus dem Jahre 1698
vor Augen (Abb. auf S. 12). Die eigenartige Tracht der
rhingrave (Abb. 7) mit ihrem rockähnlichen Schnitt und
dem außerordentlich reichen Schmuck an Bändern kam
schon vor 1680 wieder außer Gebrauch. Bleibend dage-
gen war die Form des Rockes. Aus Wams und ärmel-
losem oder nur mit Zierärmeln versehenem Koller war
allmählich der einheitliche Rock entstanden, der justau-
corps, der, wenn auch mit verschiedenen Abwandlungen,
nun bis zur Einführung des Fracks im Klassizismus in
seinen Grundformen unverändert bleiben sollte. Das
ärmellose Kleidungsstück wurde nun als Weste unter
dem Rock getragen. Die letzte Erinnerung an die Zwei-
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