krete, personale Intellektualität hindert das Verfließcn
ins östlich-neutrale All- und Geistvcrstiindnis. Rot und
Gelb steigern einander, die Lebcns- und Iieuernatur des
göttlich angerührten Mensehengeistes wird von jenem
goldenen Licht des Ewigen durchdrungen. Nicht in geo-
metrischer Ordnung, in formelhaften, definierbaren Ge-
fügen erscheint hier das Geistige im Menschen. sondern
in der inneren Notwendigkeit des scheinbar Zufälligen
in der Freiheit einer wechselnden Gestalt, die an den
Vorgang und die Haltung des Glaubens mehr als an seine
konkreten Gebalte gemahnt. Im Blau der „Friedens-
fenster" werden Wunsch und Hoffnung sichtbar, erhebt
sich das jetzige der Verwirrtheit und Zerstörtheit
unserer faktischen Welt und weist auf ein Kommendes
hin, dem Dauer beschieden sein wird. Friede als „Stille
der Ordnung" (Thomas v. Aquin) wird hier angedeutet
sichtbar.
Peter Bischof wählt den knospenden Paradicsesbaum
des Lebens in immer neuen Formgebungen zum Grund-
motiv seiner Entwürfe; sparsam in der Farbe, von betont
graphischem Habitus, entfaltet sich eine ausdrückliche
Monotonie, die durch die Kraft und die Geduld ihrer
Wiederholungen, nicht des meditativen und damit öst-
lichen Charakters entbehrt. Fallweise Farbpointierungen
heben die Einheit und Einheitlichkeit des Themas nur
umso schärfer heraus und unterstreichen seine Grund-
sätzlichkeit; das konstante Blau kontrastiert zart und
innerlich zu den expressiven Formen, die um das zen-
trale Thema des Lebensbaumes des verlorenen und des
eschatologischen Paradieses kreisen. Ohne Rückgriff auf
usuelle Motive wird ein ausprägsames, dauerhaftes Zei-
chen gesetzt.
Hans Staudacher versucht in Verwendung traditioneller
christlicher Symbole ein statisches Gefüge zu schaffen,
das Ernst zeigt und monumentalen Charakter annimmt.
Er empfiehlt sich durch eine thematische Ausdrücklich-
keit, die trotzdem unaufdringlich wirkt. Seine dunklen
Farben vermitteln, ohne „mystisch" sein zu wollen, den
Eindruck eines understatements, das als Reverenz vor
dem gewaltigen Thema des Todes und der Passion ge-
deutet werden kann; er nimmt als Einziger zu dem histo-
rischen Faktum Bezug, das den direkten Hintergrund
dieses künstlerischen Unternehmens bildet und der Nach-
welt (vielleicht einer Generation der Prosperität!) in
untilgbarer Erinnerung gehalten werden soll.
Mario Decleva versucht einen bunten Reigen von Farben
zu entfalten, dessen Helligkeit Freude und Erleichterung
verbreiten soll; er wollte den Anlaß dieses Kirchcnbaues
in Vergessenheit geraten lassen und den Schwergeprüften
einen Anstoß zum Lebensmut geben. Er bedient sich in
konsequenter „AbstraktheiW einer Fülle von gewirbelten
Kreissegmenten, deren heftige Beweglichkeit jede ange-
maßte hieratische Geste verhindert. Er gibt nichts vor,
was er nicht wollte.
Wolfgang Hollegha entfaltet ein blühendes Leben pflanz-
licher Gebilde, die in Vorhängen von farbigen Düften
schweben, und entwickelt so eine paradiesische Atmo-
sphäre, ganz mit den Mitteln der Farbe. Der Garten
Eden vor dem Sündenfall und der verfluchten Erde, die
Seele der Menschen vor dem göttlichen Verdikt über den
„Staub", der nun wieder zum Staub werden muß. Mit
Unbeschwertheit und Leichtigkeit entströmen seiner
reinen Phantasie immer wieder neue Einfälle zu diesem
Thema, so daß der Vorgang dem geistigen Inhalt völlig
adäquat erscheint. Der seelisch durchgestaltetc Impres-
sionismus des Fernen Ostens und seine Gestalt der An-
deutung ist diesen Gebilden, die dennoch unverkennbar
das Stigma der ausgeprägten Eigenart seiner künstleri-
schen Person tragen, Pate gestanden. In diesen Glasent-
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