1 Seineuler (Pariser Vorort). Tusche. Aquarell, Pastell.
20x31 cm. Um 191-1. "Ich betrachte die Natur nicht. um sie
wörtlich zu kopieren, sondern um mich von ihr durchdringen
zu lassen und in der Hoffnung, in meinem Geist Formen und
Farben zu sammeln." (Rouault)
2 Relormulor. Signiert und datiert 1915, bezeichnet: „Von
Luther". Aquarell, Gouachc, Pastell. 30x18 cm. Kam-Nr. 41.
Dieses Blatt gehört geistig zum Umkreis des „MisererN-Zyklus.
dessen S8 Radierungen zwischen 1916 und 1927 entstanden.
Rouault setzt sich im Zeichen der Invasion Frankreichs durch
die Deutschen im 1. Weltkrieg sichtlich mit Hochmut, Besser-
wisserei und Herzenskälte auseinander; sein Monumentalstil
kennt jedoch keinerlei billiges Abgleiten in gchässiges Polemi-
sieren; seine Rcssentiments greifen tiefer. So weigerte er sich
nach dem 2. Weltkrieg lange, seine Werke der deutschsprachi-
gen Welt zur V fügung zu stellen. Zu der großen Wiener Aus!
stellung fra cher zeitgenössischer Kunst im jahr 19-17
entsandte er ein einziges kleines Gemälde mit dem Titel „Homo
homini lupus".
3 Im Tabarin. Signiert und datiert 1905. Aquarell, mit Pastell-
stiften gehöht. 70x40 cm. Kat.-Nr. 19. Die Thematik erinnert
an Toulousc-Lautrec, der Stil ist jedoch von stürmischer Elc-
mentaritiit, die die innere Beteiligung des Künstlers am Wesen,
Charakter und Leiden seiner Modelle offenbart.
4Unrstarll der langen Mübsale. Signiert und datiert 191i.
Gouache. 31X19cm. KaL-Nr. 30. Stilistisch beginnt die posi-
tive Auseinandersetzung mit der Glasmalerei, ihrer typischen
Kontur rung, ihren bezeichnenden Farben. Die soziale Pro-
hlematt wird zu einer rein menschlich seelischen emporge-
läutert. Ohne an Wirklichkeitsgehalt zu verlieren, werden die
Figuren zu Symbolen eines vcrratenen, vergessenen Menschen-
tums. Formal und thematisch kann die Arbeit mit Gemälden
Picassos aus der "Blauen Periode" verglichen werden: Rouault
entfernt sich entschieden von jeder Ästhetisierung und Senti-
mentalisierung des Themas.
5Uie Uuzveinzmg Christi. Entstanden 1895 als Karton lür ein
Gemälde im Musee des Beaux-Arts in Grenoble. Kohle,
112x143 cm. KaL-Nr. 7. Dieses Frühwerk steht ganz unter dem
Leichen des Einflusses von (justave Morcau. den Rouault in
schwarmerischer Weise vcreht -. Konvcntionalitiit in der Aul-
tassung verbinden sich mit vielen unverarbeitcten historischen
Keminiszenzen und dem Ubermali an akademisch-handwerk-
lichem Formaufwand zu einer noch durchaus unpersönlichen
Leistung.
4.5
32