dieser Bilder, wie z. B. Rebekkas Abschied und Barak
vor Dcborah, ältere eigene Konpositionen wiederholte,
übertraf sich selbst in malerischer Feinheit. Das Haupt-
stück unter diesen Werken und ein Höhepunkt in Soli-
menas Schaffen ist der Ileilige Januarius mit seinen
Diakonen. Die Eleganz der Erscheinung verbindet sich
mit einem Pathos, dem ein leicht düsterer Charakter ge-
blieben ist, eine Eigenheit der neapolitanischen Malerei
des 17. Jahrhunderts, aus der Solimenas Kunst hervor-
geht. Man geht wohl nicht zu weit mit der Behauptung.
daß die Gestalt des jugendlichen Bischofs die schönste
Einzelfigur ist, die der Meister jemals geschaffen hat.
Für seine Wiener Palais ließ der Vizekönig bei dem
origincllsten Spezialisten, den die neapolitanische Ma-
lerei des 18. Jahrhunderts für das Ticrstück aufzuweisen
hat, Domenico Brandi, eine Anzahl Ausstattungsstücke
malen, die nun fast alle in der Galerie vereinigt
sind. In der Frische der Beobachtung überragt Brandi
auch die bekannten Ticrmaler Italiens, wie z. B. Rosa
da Tivoli. Nicht von diesem konnte er seine reiche
Kompositionsweise lernen, sein wahrer Lehrmeister ist
hingegen Luca Giordano gewesen, dessen wenige Tier-
stücke die weitere Entwicklung dieses Zweiges der Ma-
lerei in Neapel entscheidend bestimmt haben. Domenico Brandi
ist nur in der Harrachschen Galerie eindrucksvoll vertreten.
Graf Alois Thomas Raimund übte seine Würde als Vize-
könig nur sechs Jahrc aus, aber bei seiner Rückreise
konnte geradezu ein eigenes Inventar für die Bilder an-
gelegt werden, die er in Neapel erworben hatte. Fast
alle neapolitanischen Hauptmeister sind daher in der
Galerie vertreten. Masimo Stanzione zeigt sich in dem
Bild des Kindermordes ganz als dramatischer Künst-
ler, während seine kla "ische Tendenz zurücktritt. Auch
Vaeearos sonst zurüekhaltendes Temperament hat in
dem Bild des Selbstmordes der Lueretia ein Zeugnis
expressiven Ausdrucks gegeben. Es handelt sich bei die-
sem besonders guten Werk offenbar um eine verhältnis-
mäßig frühe Arbeit des Malers, da der monumentale Stil
Battistellos noch stark zu spüren ist.
Die feinfühligste Persönlichkeit der neapolitanischen
Barockmalerei, Bcrnardo Cavallino, entwickelte einen
malerischen Stil, in dem er Eindrücke oberitalienischer
Malerei mit dem süditalienischen Schulgut verband.
Seine kleinfigurigen Bilder gehören zu den besten Lei-
stungen des Jahrhunderts. Von den Werken seiner Hand,
die die Galerie besitzt, sind die beiden Spätwerke, Salo-
mon und die Königin von Saba und die Ermordung
Amnons, Hauptwerke des Malers.
Es ist selbstverständlich, daß der übermächtige Ribera-
Stil in einer Neapolitanergaleric vertreten ist. Abge-
sehen von den drei Werken von der lland des Meisters,
die teilweise bereits von Graf Ferdinand Bonaventurrt
erworben worden sind, sind es vor allem zwei Werke,
die in verschiedener Art den Stil des spanischen llaupt-
meisters wiederspiegeln, Rosas Martyrium des hl. Bar-
tholomiius und Giordanos Isaaksegen. Das monumentale
Bild des Martyriums des hl. Bartholomäus von Salvator
Rosas lland ist im Oeuvre des Meisters unter den groß-
figurigen Bildern eine einzigartige Leistung. Rosa hat
sein Vorbild in der inhaltlichen Kraßheit zwar kaum
abgemildert, in der malerischen Durchführung durch
eine zarte Palette in vor allem kühlen Tönen eine Ab-
Wandlung des expressiven Vorbildes erreicht. Die Kunst-
Iiebhabcr des 17. Jahrhunderts haben zum großen Ärger
des Meisters vor allem seine Landschaften und klein-
figurigen Bilder bevorzugt, in denen er tatsächlich meist
seinem poetischen Geist einen adäquaten Ausdruck zu
geben imstande war. Der romantische Geschmack seiner
Iielslandschaften hat für Jahrhunderte nachgewirkt.
Olllhhlkl"
Bernardo Bcllono (1720-1780), Die Frcyung in Wien
Frnnccsco Solimcnn (1657-1747), Der heilige januarius
Lucu Giordano (1632-1705), Isaak segnet Jakob
jusepc de Ribera (1589-1652), Der heilige Joseph
Andrcn Vnccaro (1598-1670), Lucretin
Jan van Bylerl (1603-1671), Der heilige Scbaslian