Still, uilb I.) n"tiatzetuniuitgen,
darunter solche von Stolba, Pippich
und König mit den fingierten Na-
men „Mister Stolpsen", „Pip-leh"
und .,Kinig" enthält.
Aus dem Nachlass-e des Photogra-
phen der Secession Moriz N' hr
konnte ich 1946 einige treffliche
Aufnahmen erwerben, die das fröh-
liche Beisammensein der llaagen-
gesellschaft im „Blauen lireih. s"
und im Garten desselben vergegen-
wiirtigen. Sie wurden hier teilweise
publiziert.
l)ie zweite Künstlerrunde, von der
wir hier berichten wollen, war der
„S i e b e n e r c l u b". Er bestand
größtenteils aus Kunstakademikern
und hatte seinen Sitz gleich der
llztagengesellschttft im „Blauen lirei-
haus" bzw. im (Iafd Sperl, wo sich
seit Mai 1895 ein Stammtisch gebil-
det hatte, dem als ständige Gäste die
Architekten Josef M. Olbri eh, Jo-
sef lloffmann und Friedrich Pilz
sowie die Maler Kolo Moser, Max
Kurzweil, Leo Kainradl und
Adolf K a p e l l u s, als gelegent-
liche Besucher die beiden Wagner-
Schüler Jan Kotiwra und Max
F a b i a n i, die Bildhauer Josef
(j r n h u t, Arthur K a a n, Carl
S c h w a g e r und Medailleur Franz
Xaver P a w l i k sowie der Maler
Sigmund Wütlter ilampel ange-
hürten. Im „Blauen Frcihaus" hat-
ten sie ein eigenes hübsch dekorier-
tes (lesellschaftszirnmer, zuweilen
tagten sie auch im Gasthaus „Zum
goldenen Kegel" in der Magdale-
nenstraße 23.
l)ie „Siebener", denen sich nicht sel-
ten auch Schriftsteller wie der Dich-
ter Anton Tluhof (Pseudonym:
Sonnleitner) zugesellten, pflegten
untereinander einen sehr regen
schriftlichen Verkehr, zu welchem
Zweck sie sich einfacher Zwei Kreu-
zer-Korrespondenzkitrten bedienten.
Indem sie deren Rückseite mit ir-
gendeiner dekorativen, landschaft-
lichen oder figuralen Zeichnung
schmückten, machten sie diese un-
scheinbaren Kärtchen oft zu kleinen
Kunstwerken. in der Regel zeich-
neten sie nicht mit ihrem Namen,
sondern mit ihrem Monograrnm,
dem si als Kennzeichen ihres Klubs
ein "(I 7" [C7] beifügten. Es ist mir
gelungen. über hundert solcher
köstlicher „Kinder des Augenblicks"
zusammenzubringen, die, sämtlich
dem „fin dc siecle" entstammend,
den Beweis erbringen, daß der Se-
cessionsstil in Wien schon vor der
Gründung der Seeession festen liuß
gefaßt hatte.
ljs dürfte wenig bekannt sein, daß
es zwei Publikationen des „Siebe-
nerclulvs" gibt. Die eine ist als
„zwanglose Beilage" zum U.Jahr-
gang der schrolPschen Zeitschrift
„Der Architekt" (1896) erschienen
und bietet auf den beiden ersten
Seiten mehrere Zeichnungen "Aus
der Mappe des Siebner-(IlubsW Die
dritte Seite bringt eine Probe-illu-
stration aus der Kindcrzcitsehrift
nIIÜP die Jugend des Vol-
kes. illustriert vom Siebener-Llub.
Schriftleiter llans Fr a u e n g ru -
ber. Zu beziehen: Vfl., Margare-
thenstraße 56".
Der Siebener-Club hat die Jahrhun-
dertwende nicht überlebt. Der über-
aus produktive Kärntner Lco K ain -
radl übersiedelte im llerbst 1896
nach München und wurde dort Chef-
redakteur der „Fliegenden Blätter",
Olbrich wurde nach Vollendung
des Sccessionsgcbäudes vom Groß-
herzog von llessen nach Darmstadt
berufen und ging damit für Wien
dauernd verloren. Josef lioff-
m a n n und Kolo M o s e r aber wur-
den 1899 von Direktor Myrbach als
Professoren an die Wiener Kunst-
gewerbcschulc geholt und in einen
neuen Wirkungskreis gestellt, der
sie ihrcm früheren engen Zirkel
entfremdetc.
Inzwischen kam die Unzufriedenheit.
die seit langem unter den jüngeren
Mitgliedern des Künstlerhauses ge-
gärt hatte, im Frühjahr 1897 zu of-
fenem Ausbruch. Als die Jury iin-
gelharts impressionistisch gemaltes
.,Kirschcnpflückendes Mädchen" Zu-
rückwies, beschlossen der gekränkte
Maler und seine Freunde die Grün-
dung einer eigenen neuen Vereini-
gung. Beratungen im (Iafe Sperl und
im (iasthof „Zur roten Rose" auf
der Wicdncr Hauptstraße, bestärk-
ten sie in ihrer Absicht. aus dem
Künstlerhaus auszutreten und nach
Münchener und Berliner Muster
eine Wiener „Secession" ins Leben
zu rufen.
Am Samstag, den 3. April 1897, fand
die konstituierende Versammlung
der „Vereinigung bildender
Künstler Österreichs" statt,
die den vierundachtzigj" rigen Ru-
clolf Alt zum Ehrenprhidenten,
Gustav K l i m t zum Präsidenten
wählte! Das Künstlerhaus berief
daraufhin am 22. Hai 1897 eine
außerordentliche Gen versamm-
lung ein, in welcher I "isidettt Fe-
lix den Austritt von 19 Mitglie-
dern verkündete und den zur Se-
eession übergetretenen Rudolf Alt
der „Felonie" bezichtigte. ln der an-
schließenden heftigen Debatte er-
griff der temperamentvolle Maler
Johann Viktor K r ä m e r Partei für
den greisen Künstler und forderte
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