setzungen des Objektes, sei es nun ein Kleiderschrank,
eine Truhe, ein Keramikkrug, ein Kachelofen. Der we-
sentliche Unterschied in der Haltung der bäuerlichen
Kunst (wie aller Primitivkünste der neueren Zeit) zur
Einstellung Zülows besteht darin, daß Bauernkunst auch
dort, wo sie figürlich-illusionistisch sein will, in den
Grenzen einer traditionsgeheiligtcn Manier und eines
noch vorakademischen Handwerkskönnens befangen
bleibt. Zülow, routinierter Absolvent höherer künst-
lerischer Lehranstalten, beherrscht selbstverständlich
alle jene Bereiche, um die die Volkskunst sich vergebens
bemühte, als da etwa sind: mathematische Zentralper-
spektive und „Luftmalerei" in souveräner Weise. Sein
Erlebnis der bäuerlichen Formenweltcn ist ein durchaus
akademisch-großstädtisches, er weiß genau, worum es
geht, er ist sich vor allem vollkommen der Tatsache
bewußt, daß ein Forlführen bäuerlicher Kunsttraditionen
unter den gegebenen Zeitverhältnissen unmöglich, ja ab-
surd ist. Zülow, der „Bauernmaler", tut nichts anderes,
als unser aller Freude an der bunten, naiven und frohen
Welt ländlichen Schaffens von anno dazumal in prak-
tischer, angewandtcr Weise zu teilen -, aber er steht
auf unserer Seite, er ist bewußt und betont ein Mensch
unserer Zeit und unserer Umwelt, er weint keinem ver-
sinkenden Paradies nach, er schafft - und das ist vor
allem besonders symptomatisch - ja keinesfalls für die
Welt der Bauern selbst, sondern für ein durchaus städti-
sches Bürgertum, das in seinen Sommer- und Landsitzen
Ländlichkeit spielt, Dirndlkleider und Trachtenanzüge
trägt, ohne sich je mit dem Bauerntum zu identifizieren.
Für die Wertung Zülows erscheint es uns wesentlich, auf
sein Schaffen als reiner Künstler hinzuweisen. In den
zahllosen Gemälden, die er der Landschaft der Heimat
der Mutter, dem Weinviertel nördlich von Wien, und
später der Mühlviertler Wahlheimat Hirschbach weihte,
beweist er, wie sehr Kunst und Kunstgewcrbe bei ihm
eine Einheit sind. Stimmung ist die Stärke seiner Dar-
stellungen gerade der unpathetisehestcn, bescheidensten
Motive - Kellergassen, Preßhäuser, Dorfkirchcn, aber
auch ländliche Küchenstilleben, Bauernblumen und Kauf-
mannsläden. Hier äußern sich echte Bindungen des Ge-
fühls, man spürt ohne viel Umschweife, in welchem Maß
die Liebe zu den Dingen des Künstlers Pinsel führte: Sein
Werk beweist, daß eine große, gute Sehnsucht Erfüllung
fand, ohne Phrasen, ohne Verstiegenheiten, ohne Lüge.
Er, der sich über das Wesen der Natur den Kopf nicht
viel zerbrach, fand den Weg zurück zu ihr - nicht nur
nehmend, sondern auch gebend aus der Fülle seines
Erlebens.
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